Lauenburg. Auf schnelles Internet warten viele Anwohner der Elbstraße. Doch nicht auf die unangekündigten Besuche der Direktvermarkter.
Konkurrenz belebt das Geschäft, sagt man. Wenn das stimmt, dürfte es mit dem Ausbau des Glasfasernetzes in Lauenburg künftig schneller vorangehen als bisher. Denn nicht nur die Tochtergesellschaft der Versorgungsbetriebe, Elbe Media GmbH, wirbt um potenzielle Kunden. Auch das Unternehmen 1&1 sowie die Telekom wollen ein Stück vom Kuchen abhaben.
Eigentlich dürften sich darüber besonders die Bewohner der Lauenburger Altstadt freuen. Denen konnte Elbe Media nämlich bisher keine Hoffnungen auf einen baldigen Anschluss machen. Doch die fühlen sich im Moment eher überrumpelt. Derzeit sind dort fast täglich sogenannte Direktvermarkter von Telekom unterwegs, die an den Haustüren klingeln. In den sozialen Netzwerken kocht der Ärger darüber hoch. Bei manchen Familien sollen die unangemeldeten Besucher schon dreimal vor der Tür gestanden haben, um die Bewohner von einem Vertragsabschluss zu überzeugen.
Altstadtbewohner genervt von Werbern der Telekom
Allerdings dürfte es denen schwerfallen, einen verbindlichen Termin für den Anschluss zu nennen, denn die Arbeiten in der Altstadt sind bei der Stadt noch nicht einmal angemeldet. Die Elbstraße ist nämlich nicht nur ein historisches Pflaster, sondern ein schwieriges noch dazu: Die Sanierung, einschließlich die der Kanalisation, ist eine Mammutaufgabe. Wenn die Straße aufgerissen ist, will sich Elbe Media einklinken und Glasfaser verlegen. In 2027, so der Plan, soll das erledigt sein. Dann will Elbe Media das gesamte Lauenburger Stadtgebiet erschlossen haben. Viel zu spät, sagen viele.
Wollte die Telekom in der Altstadt die Nase gegenüber der Mitbewerberin vorn haben, müsste die Elbstraße also zweimal aufgerissen werden – einschließlich der komplizierten Verkehrsplanung. „Die Abstimmung mit der Verkehrsaufsicht und der Stadtverwaltung ist sehr eng, um einen laufenden Verkehr sicherzustellen“, versichert Telekomsprecherin Stefanie Halle. Man wolle das Möglichste tun, um die Unannehmlichkeiten so gering wie möglich zu halten.
Verbraucherschützer warnen vor Haustürgeschäften
Die ungeklärten Probleme halten die Direktvermarkter aber offenbar nicht davon ab, weiter auf Kundenfang zu gehen. Telekom arbeitet in diesem Zusammenhang mit der Firma Ranger Marketing & Vertriebs GmbH zusammen. Diese Haustürgeschäfte stehen seit Jahren in der Kritik. Verbraucherschützer warnen sogar davor. Bei der Telekom hält man trotzdem an dieser Vertriebsmethode fest. „Der Direktvertrieb ist ein wichtiger Kanal, der Kundinnen und Kunden eine umfassende Beratung und einen Service bei sich zu Hause bietet und daher sehr geschätzt wird“, sagt Stefanie Halle.
Alle Direktvermarkter die im Auftrag der Telekom unterwegs seien, hätten sich vertraglich einem „Code of Contact“ verpflichtet, in dem der Umgang mit dem Kunden festgelegt sei. Dazu gehören zum Beispiel Telekom-Kleidung, ein Ausweis mit Lichtbild in Sichthöhe sowie ein Autorisierungsschreiben der Telekom. Darüber könne man über die bundesweit geltende Rufnummer 0800/8 26 63 47 die Mitarbeiter identifizieren lassen.
Nachbarn warnen sich vor den Direktwerbern
In der Lauenburger Altstadt warnen sich die Nachbarn mittlerweile schon, wenn die Werber wieder in der Straße gesichtet werden. Laut einer aktuellen Studie des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) lehnen 98 Prozent der Deutschen Haustürgeschäfte ab. Verbraucher halten Haustürgeschäfte hauptsächlich deshalb für ungeeignet, weil man sich durch die Situation unter Druck gesetzt fühlt, weil dieser Vertriebsweg als unseriös empfunden wird und in der Situation meist eine Preisvergleichsmöglichkeit fehlt. Bei den Verbraucherzentralen häufen sich Beschwerden über Außendienstmitarbeiter, die ungebeten zu Hause vorbeischauen, um Glasfaserverträge zu verkaufen. Drückerkolonnen überrumpeln demnach Verbraucherinnen und Verbraucher, drängen sie, gleich zu unterschreiben, ohne die Vertragsunterlagen richtig geprüft zu haben. In der Regel erhalten die Direktvermarkter nämlich Provisionen für jeden abgeschlossenen Vertrag.
Doch die Telekom wirbt diesbezüglich um Vertrauen. Nachdem der Kunde einen Vertrag unterschrieben hat, erfolge ein Bestätigungsanruf, bei dem nochmal alle Auftragsbestandteile gemeinsam mit dem Kunden durchgegangen würden. Erst danach gelte der Auftrag als erteilt, heißt es vonseiten der Telekom. „Selbstverständlich gilt im Anschluss das 14-tägige Widerrufsrecht auch für Haustürgeschäfte“, versichert die Sprecherin.
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Telekom will auch ohne Anschlussquote bauen
Doch möglicherweise kommt der Vertrag auch danach nicht zustande. Insbesondere in der Altstadt sind diesbezüglich Zweifel angebracht, allein schon wegen der komplizierten Voraussetzungen dort. Zwar versichert die Telekom, auf keine Anschlussquote zu setzen und in jedem Fall zu bauen, doch Verbraucherschützer haben da so ihre Zweifel. „Mit einer Vertragsunterschrift ist der Glasfaseranschluss noch nicht unbedingt gesichert. Anbieter schicken nämlich oft zunächst Vertreter los, um zu prüfen, ob sich der Glasfaserausbau überhaupt lohnt. Erst dann entscheiden sie, ob überhaupt ausgebaut wird oder nicht“, heißt es auf der Wirtschaftsseite im Onlineportal www.tagesschau.de.
Unabhängig von dem Ausbau in der Altstadt will die Telekom im nächsten Jahr in Lauenburg aktiv werden. „Aktuell befindet sich unsere Technik in den Detailplanungen sowie in Abstimmung mit der Tiefbaufirma und der Stadt zum Ablauf der Bauarbeiten. Anfang des kommenden Jahres können wir einen konkreten Baustart nennen“, sagt die Sprecherin.