Geesthacht. Im Kreis Herzogtum Lauenburg ist das West-Nil-Virus nachgewiesen worden. Wie gefährlich ist die Krankheit für Menschen.
Im Kreis Herzogtum Lauenburg ist Anfang Oktober erstmals das West-Nil-Virus bei einem Pferd nachgewiesen worden. Bei dem Virus handelt es sich um eine anzeigepflichtige Tierseuche. Dies teilt das Landwirtschaftsministerium Schleswig-Holstein mit. Wie Fabian Harbrecht, Pressereferent des Kreises Herzogtum Lauenburg, berichtet, befindet sich das betroffene Tier im südlichen Kreisgebiet. Weil das Pferd unter Koordinationsstörungen, Muskelzittern und Fieber litt, wurde eine Probe entnommen und im Labor untersucht.
Das West-Nil-Virus wird durch Stechmücken, die sich an Wildvögeln infizieren, auf andere Vögel übertragen. „Neueinträge sind auch über Zugvögel nach Deutschland möglich“, sagt Jana Ohlhoff, Pressesprecherin des Landwirtschaftsministeriums Schleswig-Holstein. In seltenen Fällen kann das Virus aber auch auf Pferde oder Menschen übertragen werden.
West-Nil-Fieber: Menschen und Pferde sind für Virus Fehlwirte
Diese werden dabei als Fehlwirte bezeichnet, da sich das Virus nicht ausreichend vermehren kann, um eine weitere Ansteckungsquelle für Stechmücken darzustellen. „Die Vermehrung des Virus in Mensch oder Pferd ist nicht effektiv genug ist, um im Rahmen einer Blutmahlzeit die Übertragung auf Mücken zu ermöglichen“, sagt die Sprecherin.
Wie das Landwirtschaftsministerium mitteilt, verlaufen viele Infektionen bei Pferden symptomlos. Bei einzelnen Tieren können jedoch neurologische Symptome wie Lähmungen, Schwäche, Muskelzittern und auch Koordinationsstörungen auftreten. Manche Infektionen verlaufen tödlich. Wie Fabian Harbrecht sagt, gehe es dem Pferd aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg inzwischen wieder besser.
Klimawandel fördert Verbreitung von Viren
Bei Menschen ist der Verlauf der Infektion meist unauffällig. Etwa 20 Prozent der Infizierten leiden an Fieber und grippeähnlichen Symptomen, die drei bis sechs Tage anhalten und symptomatisch behandelt werden. Die Inkubationszeit variiert zwischen zwei und 14 Tagen. Nur jeder Hundertste erkrankt schwer. Einen Impfstoff gegen das West-Nil-Virus für Menschen gibt es bisher jedoch nicht.
Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StiKo Vet) am Friedrich-Loeffler-Institut empfiehlt, Pferde in bereits betroffenen Gebieten impfen zu lassen. Hierfür stünden verschiedene Vakzine zur Verfügung. Zudem sei es sinnvoll, das Trinkwasser in Tränken täglich auszuwechseln, um einer Vermehrung der Stechmücken entgegenzuwirken. Auch Maßnahmen, die die Chance von Insektenstichen reduzieren, seien laut Ministerium sinnvoll. „Außer der Anzeigepflicht sind jedoch keine weiteren Bekämpfungsmaßnahmen vorgeschrieben“, sagt Jana Ohlhoff. Das Landwirtschaftsministerium empfiehlt dennoch, Wildvögel grundsätzlich nicht mit bloßen Händen anzufassen.
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Im Jahr 2022 gab es laut Friedrich-Loeffler-Institut bundesweit 17 registrierte Fälle bei Pferden und 54 Infektionsnachweise bei Vögeln. Die Mehrzahl wurde in den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen nachgewiesen. In Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg wurde das Virus bisher bei je einem Pferd nachgewiesen. Erstmalig gemeldet wurde das West-Nil-Virus 2018 in den östlichen Bundesländern. Dort gibt es inzwischen auch Überwinterung des Virus in den Stechmücken, heißt es vom Landwirtschaftsministerium.
Das Monitoring-Programm des Landeslabors Schleswig-Holstein hat bisher keine Infektion bei Wildvögeln festgestellt. Wie das Landwirtschaftsministerium mitteilt, verlängere der Klimawandel mit langanhaltenden milden Phasen die Mückensaison und begünstigt so auch die Übertragung von Viren.