Lauenburg. Wenn es um soziale Ungerechtigkeit ging, kannte der 69-Jährige keine Kompromisse. Jetzt sollen Jüngere in seine Fußstapfen treten.

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Wer sich 50 Jahre lang für eine Sache engagiert, kann nicht einfach von heute auf morgen Abschied nehmen. Uwe Frensel geht das mit der Arbeiterwohlfahrt (Awo) so. „Mein erster Tag bei der Awo war der 1. Mai 1973. Wir haben mit dem Ortsjugendwerk zur Kundgebung die Kinderbetreuung und einen Getränkestand organisiert“, erinnert er sich. Schon während seiner Bundeswehrzeit betreute er im Sommer regelmäßig ein Kindercamp im Schwarzwald. Von 1990 bis 2006 war Uwe Frensel Leiter des Awo-Ferienwerks, von 1992 bis 2016 Vorsitzender des Ortsvereins Lauenburg. Seit 1988 ist er Mitglied des Kreisvorstandes.

1990 dachte man beim Awo-Kreisverband über einen hauptamtlichen Geschäftsführer nach. Diplom-Bibliothekar Uwe Frensel halbierte seine Büchereistelle und übernahm den Job. „Damals gab es schon 50 Angestellte, das war eine Menge Verantwortung“, sagt er. Unter seiner Verantwortung wuchs die Zahl auf 180 – in der Pflege, in Kitas und der Schulbegleitung. Bei der Strukturreform der Awo gingen 2005 alle Geschäftsbereiche auf den Landesverband über, Frensel wurde hauptamtlicher Verbandsreferent. Die Bedürfnisse der Kinder, die nicht mit dem sprichwörtlichen goldenen Löffel im Mund geboren wurden, lagen ihm besonders am Herzen.

Streitbarer Kämpfer für soziale Gerechtigkeit

Als er vor sechs Jahren in den Ruhestand ging, versprach er: „Ich mache ehrenamtlich weiter.“ Wer Uwe Frensel kennt, weiß, dass das keine leeren Worte waren. Doch jetzt sagt der 69-Jährige endgültig Tschüs: Auf der Kreiskonferenz der Awo gab er sein Ehrenamt im Vorstand ab. „Ich möchte die Verantwortung jetzt in jüngere Hände legen“, sagte er. Allerdings, so versicherte er, wenn seine Hilfe gebraucht würde, sei er da.

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Dass Uwe Frensel ab sofort kein waches Auge mehr auf die Schwachen der Gesellschaft werfen wird, ist auch sehr unwahrscheinlich. Bis zu seinem Umzug nach Basedow engagierte er sich viele Jahrzehnte lang für die SPD in der Lauenburger Kommunalpolitik. Er hatte auch hier keine Scheu davor anzuecken, wenn es um die Belange der Menschen ging, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Jahrelang hatte er darum gekämpft, für die Stadt eine Sozialraumanalyse zu erstellen, um die ehrgeizigen Pläne der Stadtentwicklung an den wirklichen Bedürfnissen der Menschen in der Stadt zu messen. Beim Neujahrsempfang 2020 erhielt er für sein kommunalpolitisches Engagement die „Goldene Ehrennadel“ der Stadt Lauenburg.