Lauenburg. 22 Jahre lang war Uwe Frensel Vorsitzender des Lauenburger Sozialausschusses. Jetzt verabschiedet er sich und zieht eine durchwachsene Bilanz.

Wenn sich die Stadtvertretung am 18. Dezember zum letzten Mal in diesem Jahr trifft, wird es für Uwe Frensel die ebenfalls die letzte Sitzung sein. Abgesehen von einer krankheitsbedingten Unterbrechung saß er 25 Jahre lang für die SPD in der Stadtvertretung, davon 22 Jahre als Vorsitzender der Sozialausschusses. Jetzt sagt er Lauenburg Tschüs.

LL: Sie gelten in der Stadt als leidenschaftlicher Verfechter sozialer Gerechtigkeit und ecken gelegentlich auch an. Kaum vorstellbar, dass Sie Lauenburg den Rücken kehren.

Frensel: Mein Haus ist mittlerweile zu groß für mich. Ich habe zwei Jahre lang versucht, in Lauenburg eines zu finden, das meiner Lebenssituation entspricht. Nun ziehe ich nach Basedau, immerhin ins Amt Lütau. Ich freue mich inzwischen auf mein neues Leben.

Heißt „neues Leben“, dass Sie sich künftig ganz aus der Lauenburger Kommunalpolitik raushalten wollen?

Ich bleibe Mitglied der Lauenburger SPD. Im Laufe der Jahre habe ich allerdings gemerkt, wie zäh es mitunter ist, etwas zu bewegen. Dafür habe ich nicht mehr so viel Energie
wie früher.

Seit 25 Jahren stehen Sie in erster Reihe, wenn es um soziale Themen der Stadt geht. Worauf sind Sie besonders stolz?

Der Stadtteil Moorring hat mich besonders beschäftigt. Als ich begann, mich politisch zu engagieren, war dort der soziale Brennpunkt in der Stadt. Kurze Zeit später lag eine Sozialraumanalyse auf dem Tisch. Auf dieser Grundlage sind 16 Millionen Euro in den Problemstadtteil geflossen. Wohnblöcke wurden saniert, der Nachbarschaftstreff ToM und das Awo-Familienzentrum gebaut. Wenn ich heute durch den Moorring laufe, bin ich stolz darauf, dort Spuren hinterlassen zu haben.

Sie haben jahrelang dafür gekämpft, eine Sozialraumanalyse auch für ganz Lauenburg zu entwickeln. In der kommenden Woche sollen endlich die ersten Ergebnisse vorliegen. Warum ist Ihnen das so wichtig?

Ich bin noch ein bisschen vorsichtig, was die Ergebnisse anbelangt. Wir werden sehen. Die Sozialraumanalyse ist die wichtigste Planungsgrundlage für Lauenburg. Es gibt ehrgeizige Pläne für die Stadtentwicklung. Dazu muss man doch aber erst einmal wissen, welche Einkommens- und Altersstruktur gilt für Lauenburg? Und wo muss angesetzt werden, will man dem gerecht werden? Man kann nicht den zweiten vor dem ersten Schritt gehen.

Apropos „ehrgeizige Pläne für die Stadtentwicklung“. Die gibt es ja schon seit 2012, ohne dass bisher viel davon zu sehen ist. Haben Sie Verständnis für die Lauenburger, die mittlerweile an der Umsetzung zweifeln?

Ja, habe ich. Warum es bei vielen groß angekündigten Projekten wie „Marktgalerie“ oder „Hotel am Fürstengarten“ nicht voran geht, kann man doch niemandem mehr erklären. Unser großer Fehler als Politiker ist immer noch, dass wir potenziellen Investoren von außen unter allen Bedingungen den roten Teppich ausrollen. Wir passen unsere Entscheidungen deren mitunter wechselnden Vorgaben an. Das macht uns fremdbestimmt. Dann müssen wir uns nicht wundern, wenn die Politikverdrossenheit zunimmt.

Welche Erfolge der Kommunalpolitik fallen Ihnen ein, wenn Sie an die vergangenen 25 Jahre denken?

Bei aller Auseinandersetzung in anderen Bereichen, bei sozialen Themen waren wir uns meist einig. So haben wir die gymnasiale Oberstufe auf den Weg gebracht. Auch der Seniorenbeirat und der Kinder- und Jugendbeirat sowie der Behindertenbeauftragte sind Beispiele dafür.

Haben Sie nicht Angst, sich zu langweilen ohne politisches Engagement?

Auf keinen Fall. Ich habe viele Pläne. So habe ich mein altes Hobby Malen wiederentdeckt. Ich freue mich darauf, mit meinem Hund spazieren zu gehen oder vor meinem Wohnwagen auf den Lanzer See zu schauen. Vielleicht mache ich noch den Angelschein. Ich entdecke gerade die Langsamkeit wieder.