Lauenburg. Das Medienzentrum wird eines der modernsten in Deutschland sein. Wie die lange Geschichte des Hauses trotzdem bewahrt werden soll.
Eine Tasse Kaffee vor der Nase, dazu ein Stück Torte und die aktuelle Zeitung in der Hand – so stellt man sich die Gäste vor, die einst in den Gasthof Stappenbeck eingekehrt sind. Hier traf man sich, um Neuigkeiten zu erfahren oder vom Einkaufsbummel auszuruhen. Genauso soll es wieder werden: Für das geplante Stadtcafé im neuen Medienzentrum hatte die Stadt Pächter gesucht.
„Es gab mehrere Interessierte. Aber das Konzept von Birgit und Henrik Schmidt hat die Politik fraktionsübergreifend überzeugt“, sagt Bürgermeister Thorben Brackmann. Kein Wunder: Die beiden Gastronomen sind in Lauenburg keine Unbekannten. Ihr Café von Herzen in der Altstadt ist auch über die Stadtgrenzen hinaus kein Geheimtipp mehr. Wer sich hier verabredet, sollte auch in der Woche lieber Plätze bestellen, denn der romantische Charme des Cafés mit hausgemachten Köstlichkeiten und direktem Elbblick hat sich längst herumgesprochen.
Spontan verabreden nach dem Einkaufsbummel
„Natürlich gehen wir auch unser neues Projekt ganz von Herzen an. Aber es ist nicht vergleichbar. Das Stadtcafé hat ein ganz anderes Konzept. Wir wollen hier einen Ort für Menschen schaffen, die in der Stadt unterwegs sind und sich anschließend spontan mit Bekannten auf einen Kaffee oder einen Snack verabreden wollen“, sagt Birgit Schmidt. „Der gastronomische Betrieb soll künftig die Einheimischen und Urlaubsgäste möglichst ganzjährig versorgen und zum Verweilen einladen“, hieß es in der Ausschreibung. „Das hat uns sofort angesprochen. Die Altstadt ist wunderschön, aber wenn wir dazu beitragen können, dass auch die Oberstadt attraktiver wird, dann sind wir gern dabei“, sagt Henrik Schmidt.
Einer Philosophie des Café von Herzen will das Gastronomenpaar auch im Stadtcafé treu bleiben: Das kulinarische Angebot soll zum großen Teil aus regionalen Produkten bestehen. „Es ist doch schön, wenn wir unseren Gästen sagen können, dass es den Käse, der ihnen ebenso gut geschmeckt hat, ein paar Meter weiter auf dem Wochenmarkt gibt“, stellt sich Birgit Schmidt vor. Mittwochs und sonnabends wollen die Betreiber im Stadtcafé deshalb ein Marktfrühstück anbieten. Ab und zu soll es auch Abendveranstaltungen geben, etwa Lesungen oder Weinverkostungen. Im März nächsten Jahres wollen sie das Stadtcafé eröffnen. „Das ist genau das, was wir uns wünschen. Wenn sich die Angebote ergänzen, ist das ein großer Schritt in Sachen Innenstadtbelebung“, freut sich der Bürgermeister.
Neubau fügt sich harmonisch in alte Gebäudestruktur ein
Noch braucht es etwas Fantasie, um sich vorzustellen, dass aus dem unscheinbaren Backsteinensemble am Lütten Markt eines der modernsten Medienzentren Deutschlands entsteht. Inzwischen bilden das ehemalige Hotel mit Gasthof und der dazugehörige Festsaal wieder ein geschlossenes Ensemble. Die Verbindung schafft ein Neubautrakt, der den ehemaligen Mittelteil des Stappenbeck ersetzt. Ende dieses Jahres soll das neue Medienzentrum eingeweiht werden. Daran ändert auch die deutliche Kostensteigerung nichts. Mit sieben Millionen Euro sollte der Bau ursprünglich zu Buche schlagen. Mittlerweile gehen die Planer bei einer Preissteigerung um rund 30 Prozent von etwas mehr als neun Millionen Euro aus.
Nicht nur die Stadtbücherei, sondern auch das Stadtarchiv werden im neuen Medienzentrum ihr neues Domizil finden. Sobald die schweren Baumaschinen abrücken, wird mit der Gestaltung der Außenanlagen begonnen. Hier soll ein sogenannter Lesegarten entstehen. Der Entwurf des Berliner Büros Plateau Landschaftsarchitekten mit Pflanzinseln und verschiedenen Sitzmöglichkeiten überzeugte die Jury des Wettbewerbes am meisten. Insgesamt sind für die Gestaltung der Flächen 500.000 Euro kalkuliert. Davon werden 375.000 Euro aus dem Bundesförderprogramm für Innenstadtentwicklung finanziert. Für den Rest sollen weitere Städtebaufördermittel zum Einsatz kommen.
Das Stappenbeck bleibt das Stappenbeck
Die lange Geschichte des Hauses bleibt dennoch unvergessen. Der Lauenburger Landesfürst Herzog Julius Heinrich hatte den Hofschneider Hans Tecke 1656 privilegiert, seine einfache Herberge als vornehmes „Wirths-Herbergshaus“ einzurichten und erteilte ihm die Auflagen, „gesunde Lebensmittel, reine Biere und lautere Weine“ bereitzuhalten. Danach folgte eine wechselhafte Geschichte der Herberge. Einen Namen machte sich das Gasthaus erst im Jahre 1891. In diesem Jahr wurde Heinrich Stappenbeck Besitzer des Hauses. Die Lauenburgische Landeszeitung schrieb 20 Jahre später: „Ausgerüstet mit bestem Fachwissen und seltener Zähigkeit verstand er es, ein führendes Haus aufzubauen. Weit über die Grenzen Lauenburgs hinaus spricht man mit Anerkennung vom Hotel Stappenbeck.“
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Von da an war das Stappenbeck das Stappenbeck. Hier wurden über Generationen die wichtigsten gesellschaftlichen Anlässe der Stadt gefeiert. Auch Eheschließungen wurden im Stappenbeck angebahnt. Alteingesessenen Lauenburgern kommt das Wort „Medienzentrum“ deshalb auch nur schwer über die Lippen, so sehr sie die neue Entwicklung auch begrüßen mögen. „Wir haben lange über einen Namen für das Medienzentrum nachgedacht. Das war ja bisher nur der Arbeitstitel. Dabei lag die Antwort doch auf der Hand“, sagt Bauamtsleiter Christian Asboe. Wenn Ende des Jahres Einweihung gefeiert wird, wird über dem Eingang Stappenbeck stehen.