Ratzeburg/Schwarzenbek. Kandidaten für neuen Kreisseniorenbeirat gesucht. Doch die Politik erweckt den Anschein, als wolle sie das Gremium ausbremsen.
Nach den Kommunalwahlen muss auch der Kreisseniorenbeirat (KSBR) neu gewählt werden. Doch es mangelt massiv an Kandidaten. Dabei beackert die Vertretung der Menschen ab 60 Jahren Themen von erheblicher Bedeutung. Neben Ärztemangel und Pflegenotstand geht es aktuell etwa um die wachsende Verschuldung von Senioren, die Probleme, die Energiewende und Heizungstausch älteren Menschen bereiten, wie auch die Themen Fahrtüchtigkeit und Führerscheintausch.
Es liegen bislang nur knapp halb so viele Bewerbungen vor, wie allein nur für die 15 Mitglieder benötigt würden, von Stellvertretern ganz zu schweigen. Bevor der neu gewählte Kreistag über die Zusammensetzung des künftigen KSBR entscheidet, setzt das aktuelle Gremium darauf, dass sich weitere Bewerber melden. Benannt von Institutionen und Verbänden aber auch einfach ältere Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen.
Tausch von Führerschein gegen 49-Euro-Ticket zu teuer?
Für die aktuelle Sitzung hat der KSBR die Themen Fahrtüchtigkeit und Führerscheintausch auf der Tagesordnung. Die aktiven Senioren denken dabei zweigleisig. Einerseits möchten sie erreichen, dass Menschen, die sich entscheiden, ihre Fahrtüchtigkeit durch eine Fahrlehrer überprüfen zu lassen, finanzielle Unterstützung dafür erfahren. Andererseits sollen diejenigen, die sich entschließen, ihren Führerschein abzugeben, im Gegenzug ein Angebot zur kostenlosen Nutzung des ÖPNV erhalten. Der Erhalt der Mobilität spielt für viele Senioren eine besondere Rolle.
Trotz vorgeschlagener zeitlicher Befristung auf ein bis zwei Jahre fand dieses Ansinnen im Fachausschuss des Kreises zunächst keine Zustimmung. Im Gegenteil: Die Kreisverwaltung wurde beauftragt, die Kosten dafür wie auch für Gutachten zur Fahrtüchtigkeit zu prüfen.
Politik: Kreisverwaltung soll die Kosten prüfen
Alles in allem würde es sich voraussichtlich um einen maximal fünfstelligen Betrag handeln, ist Reinhard Vossgrau mit Blick auf das 49-Euro-Ticket überzeugt. Kritik von Politikern, bei rechtzeitiger Anmeldung hätte die Summe im Kreishaushalt eingeplant werden können, hält der KSBR-Vorsitzende für überzogen.
Beide Themen sind tatsächlich nicht neu. Und viele Detailfragen ließen sich mit Blick auf Lübeck und den Kreis Pinneberg klären. Vossgrau: „Die sind uns in dem Bereich weit voraus.“
50, 70 oder 80 Jahre? Altersgrenze ist nicht beliebig
Geradezu verärgert reagiert er auf Vorhaltungen, die Altersgrenze von 60 Jahren sei nicht nachvollziehbar. Warum nicht entweder erst ab 70 oder 80 Jahren an solche Regelungen gedacht würde oder andererseits nicht schon 50 Jahre als Einstiegsalter denkbar wären, darauf hat er eine einfache Antwort. „Das ist nicht beliebig. Der Kreisseniorenbeirat ist für Menschen ab 60 Jahren zuständig, das ist so geregelt.“
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Sorgen bereitet im KSBR auch die wachsende Verschuldung vieler Senioren. Steigende Mieten und Lebenshaltungskosten wie auch explodierte Energiekosten stürzten viele Rentner im Land unverschuldet in Probleme. „Doch viele ältere Menschen tun sich schwer, sich an eine Schuldnerberatung zu wenden. Die Frage ist also, wie kann geholfen werden“, so Vossgrau.
Inflation und Energiewende treffen Senioren besonders
Dazu kommen Probleme vieler mit der Umsetzung des Gebäudeenergiegesetzes. „Für Personen höheren Alters ist es schwierig bis unmöglich von einer Bank ein Darlehen zu erhalten, um etwa einen Heizungstausch samt notwendiger Wärmedämmung zu finanzieren.“
Die öffentliche Sitzung des Kreisseniorenbeirates beginnt Mittwoch, 17. Mai, um 14 Uhr in der Feuerwehrzentrale in Elmenhorst, Lankener Weg 26. Zuhörer können in einer Fragestunde ihre Themen vorbringen. Vorschläge für die Besetzung des künftigen KSBR nimmt neben der Kreisverwaltung der aktuelle Vorsitzende entgegen. Am besten per E-Mail an vossgrau@aol.com.