Wentorf. Kristina Schuldeis und Julia Polski-Drees wollen einen Fahrdienst einrichten und Menschen mobil machen. Wie das funktionieren könnte.
Gleiches Recht für alle: Auch geflüchtete Familien oder Senioren, die nicht mehr gut zu Fuß sind, sich aber kein Taxi leisten können, sollten jederzeit am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. So ist jedenfalls die Vorstellung von Kristina Schuldeis und Julia Polski-Drees. Das wollen sie allen Menschen in Wentorf mit einem ehrenamtlichen Fahrdienst ermöglichen und suchen daher für ihren „Bürgerbus“ noch Verbündete.
Die Hebamme aus Wentorf und die Wildnispädagogin aus Aumühle kennen sich über ihre Kinder aus dem Waldkindergarten. Dort haben sie bereits eine Naturspielgruppe für Mütter oder Väter und ihre Kinder bis acht Jahre gegründet, die vom Kreis Herzogtum Lauenburg finanziert wird. Sie treffen sich einmal in der Woche mittwoch- oder montagnachmittags auf dem Gelände des Waldkindergartens am Eingang der Wentorfer Lohe.
Sie suchen Verbündete für Wentorfs kostenlosen Bürgerbus
„Das ist ein offenes Angebot mit freiem Spiel und Tee und etwas zu Knabbern für die Eltern“, erzählt Julia Polski-Drees. Ob Naturbasteleien, Äpfel auf der Obstbaumwiese sammeln, die Lerntiere nebenan beobachten, Stockbrot überm Lagerfeuer backen: Die Naturspielgruppe kommt gut an, auch bei einigen geflüchteten Familien. Doch diese blieben plötzlich weg, als es kälter wurde. Schuldeis und Polski-Drees sind auch Gäste des Internationalen Cafés vom „Runden Tisch Asyl“.
„Wir haben die Mütter dann mal gefragt“, erzählt Kristina Schuldeis. „Es stellte sich heraus, dass sie sehr gern kommen würden, es aber ohne Auto oder Fahrräder einfach nicht schaffen. So eine Busfahrt ist für sie mit wenigen Orts- oder Sprachkenntnissen der pure Stress.“ So entstand die Idee des Bürgerbusses. Ein Acht- bis Neunsitzer mit Elektroantrieb, betrieben von einem ehrenamtlichen Fahrservice – zunächst an einem Tag oder an zwei halben Tagen in der Woche. Schuldeis unterstreicht, dass sie den VHH keine Konkurrenz machen wollen.
Der Bedarf für einen ehrenamtlichen Fahrdienst ist da
„Wir haben einmal bei der Kommune nachgefragt, ob es so etwas vielleicht schon gibt“, erzählt die 38 Jahre alte Hebamme. Die Antwort lautete: Nein, nur lückenhaft – ein Fahrdienst für die Seniorennachmittage der Kirche, ein Kleinbus des SC-Wentorf für die Jugendarbeit, der Mitgliedern vorbehalten ist. Doch der Bedarf ist da – egal, ob für die Senioren- oder die Jugendarbeit. „Wenn eine Seniorin mit Rollator am Rande von Wentorf wohnt, kann der Weg zur nächsten Bushaltestelle schon zu weit sein“, erläutert die Mutter dreier Kinder.
„Wir würden die Menschen, die jetzt unsichtbar bleiben, weil sie einfach nirgends auftauchen, gern mit unserem Bürgerbus unterstützen“, sagt Julia Polski-Drees. Und Kristina Schuldeis erklärt: „Das wollen wir aber nicht allein machen. Wir suchen ein Team aus etwa 25 Gleichgesinnten, mit denen wir unser Projekt weiterentwickeln können.“ Das könnten Leute sein, die zwei Stunden in der Woche Zeit hätten zu telefonieren, um Termine beispielsweise für den folgenden Tag zu koordinieren oder um den Bus zu fahren oder die eine Homepage oder einen Doodle-Kalender einrichten können, die den Bus oder die Website pflegen können. Egal ob ältere Schüler oder rüstige Rentner: Jede Unterstützung sowie auch weitere Ideen sind den beiden Frauen unter der E-Mail buergerbus.wentorf@gmail.com willkommen.
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Am 27. Februar kann man die Initiatorinnen kennenlernen
Bei der Finanzierung und der Versicherung setzen die beiden Ehrenamtlichen wegen des Bedarfs auf die Gemeinde. Sie rechnen mit etwa 10.000 Euro Kosten im Jahr samt Leasinggebühren. „Für eine Testphase gäbe es auch günstigere Kostenmodelle“, sagt Kristina Schuldeis. Für ihr Projekt haben die Freundinnen bereits mit Klimaschutzmanagerin Yvonne Hargita, mit dem Jugendbeauftragten Mario Kramer und mit allen Fraktionen Kontakt aufgenommen. Am Montag, 27. Februar, ab 19 Uhr wollen sie das grobe Konzept während des Bürgerausschusses im Rathaus (Hauptstraße 16) vorstellen.