Geesthacht. Versuchen Sie mal, mit einem Lineal über einen Berg zu fahren – beschreibt der Fahrer seine Arbeit. 2022 rollen die Kolosse wieder.
Den Termin für die Anlieferung eines 23 Tonnen schweren Transformators am Pumpspeicherbecken in Geesthacht mit einem Spezialkran wollte ich schon absagen. Hatte ich ursprünglich geplant, ein schönes Foto zu schießen, hätte ich es nach geänderter Themenlage gar nicht in der Zeitung unterbekommen. Da sich aber mein Ansprechpartner so ins Zeug gelegt hatte, um mir den Termin zu ermöglichen, wollte ich nicht unhöflich sein und fuhr hin – zum Glück.
Wie man das so macht, hielt ich einen Plausch hier und einen Small Talk da. Ob es denn seit Langem der größte Schwertransport in Geesthacht sei, wollte ich unter anderem wissen?
Jahresrückblick 2021: Mega-Schwertransport rollt durch das Herzogtum Lauenburg, Bergedorf und Stormarn
„Nee, in ein paar Tagen“, winkte mein Gegenüber ab, „in ein paar Tagen kommt so ein richtig großer“. Sie ahnen es bereits: Die Rede ist von DEN vier Mega-Schwertransporten, die quer durch unser Verbreitungsgebiet von Lauenburg über Geesthacht und Bergedorf ins Umspannwerk Oststeinbek geliefert wurden und von denen ich dank dieser glücklichen Fügung zunächst exklusiv berichten konnte. Denn selbst zu den meisten Gemeinden, der Polizei oder dem Landesbetrieb Verkehr war diese Nachricht noch nicht durchgedrungen.
Sie, liebe Leserinnen, liebe Leser, hat dieses Thema in den folgenden Wochen nicht mehr losgelassen – und unserer Redaktion hat es einige Nachtschichten beschert. Wie sich ein solcher 75 Meter langer Koloss – das sind vier Gelenkbusse hintereinander – mit seinen 48 Achsen über unsere Straßen im Schneckentempo an unzähligen Hindernissen vorbei gekämpft hat, das hat sie immens interessiert.
Redakteur Dirk Schulz hat das Schwertransport-Thema für die Leser aufbereitet
Über 100.000 Mal wurden unsere diversen Artikel gelesen. Als der erste von vier Transformatoren mit einem Gewicht zwischen 278 und 351 Tonnen das erste Mal abends in Geesthacht losfuhr, waren mehr als 500 Schaulustige gekommen. Sie staunten nicht schlecht, dass die Männer der Spezialfirma aus Moers für die ersten 900 Meter stolze 75 Minuten benötigten.
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Mal ging es nicht vorbei an einer Ampel, mal störte ein Straßenschild oder war ein Ast eines Baumes im Weg. Sie dürfen nicht vergessen: Das Gefährt mit seinen 384 Reifen war nicht nur besonders lang, sondern insgesamt einfach groß. Die Breite betrug 4,70 Meter, die Höhe 5,85 Meter, und das Gesamtgewicht lag bei rund 700 Tonnen. „Das ist auch für uns besonders groß“, räumte Projektleiter Olaf Weltz von der Firma „Kahl & Jansen“ ein.
Immer wieder musste der Zeitplan über den Haufen geworfen werden
Immer wieder musste auch der Zeitplan über den Haufen geworfen werden. Etwa weil die beiden Selbstfahrermodule, die den Trafo in ihrer Mitte anheben, nicht eine vermeintlich kleine Straßenkuppe wie am Buchhorster Weg in Lauenburg überwinden konnten. Oder aber, weil einer der beiden 500 PS starken Turbolader (Spitzengeschwindigkeit sieben Kilometer pro Stunde) einen Defekt hatte.
Von einem Pannen-Transport, wie in einigen anderen Medien zu lesen war, kann derweil keine Rede sein. Vielmehr gehört das zum Alltag eines Schwertransport-Fahrers. Die beste Computersimulation und eine noch so akribische Streckenerkundung schützen nicht vor Überraschungen.
Kommendes Jahr rollen wieder vier Kolosse durch die Region
„Versuchen Sie mal, mit einem Lineal über einen Berg zu fahren“, sagte etwa Fahrer Daniel Sobczynski, als es am Buchhorster Weg nicht weiterging. Während der Transport in der Mitte fast aufsaß, hatten vorn einige Achsen schon die Bodenhaftung verloren. Erst als das Gefährt biegsamer gemacht worden war, konnte es weitergehen.
Apropos: Falls Sie mehr von richtig großen Schwertransport sehen wollen: Kommendes Jahr rollen vier weitere Kolosse durch die Region.