Lauenburg. Nach der Corona-Zwangspause sorgt die Öffnung des Tourismus für einen Boom. Aber es gibt noch viele Unsicherheiten bei den Gästen.
Viele hatten mit einem Urlaub über Pfingsten gar nicht mehr gerechnet. Aber die aktuellen Lockerungen der coronabedingten Einschränkungen machen den Tapetenwechsel möglich – zumindest in Schleswig-Holstein. Allerdings sind die Bedingungen besonders für Besucher aus anderen Bundesländern nicht leicht zu überblicken.
Das weiß auch Manuela Eisenschmidt aus der Lauenburger Touristinformation. „Das Telefon klingelt sich heiß. Vor allem Leute aus anderen Teilen Deutschlands wollen wissen, welche Regeln bei uns gelten.“ Sie schüttelt die Antworten mittlerweile aus dem Ärmel: Beim Einchecken im Hotel oder auf dem Campingplatz ist ein negativer Coronatest Pflicht, der nicht älter als 24 Stunden sein darf. Wer länger bleibt, muss den Test alle drei Tage wiederholen. Den negativen Nachweis muss auch erbringen, wer im Innenbereich eines Restaurant bedient werden möchte. Nicht testen lassen muss sich, wer vollständig geimpft ist oder eine Corona-Infektion nachweislich hinter sich gebracht hat. Die Maskenpflicht gilt dagegen weiterhin für alle in den ausgewiesenen Bereichen.
Tourismus im Herzogtum Lauenburg: Ansturm zu Pfingsten
„Die Nachfrage über Pfingsten ist riesig. Wir sind komplett ausgebucht“, freut sich Hafenmeisterin Yildiz Frühauf, die neben der Marina in Lauenburg auch den angrenzenden Wohnmobilstellplatz betreibt. Sie hat aber auch festgestellt: „Viele Leute sind verunsichert. Manche kommen mit dem Boot von weit her und wissen nicht, wie sie ein Testergebnis vorlegen können, das nicht älter als 24 Stunden ist. Vor allem, wenn sie am Wochenende bei uns anlegen.“
Um niemanden wegschicken zu müssen, hat sich die Hafenmeisterin vorsorglich mit Selbsttests eingedeckt. Die will sie im Bedarfsfall zum Selbstkostenpreis an die Touristen ausgeben. „Dagegen spricht grundsätzlich nichts“, sagt Kreissprecher Tobias Frohnert, schränkt aber ein: „Der Test muss unter Aufsicht in den Übernachtungsbetrieben gemacht werden. Außerdem gilt das Ergebnis dieses Selbsttestes nur vor Ort und nicht etwa in einem anderen Restaurant.
Nachfrage nach Übernachtungen und Freizeitaktivitäten ist groß
Yildiz Frühauf hat für ihre Gäste alle geltenden Regeln zusammengestellt. Auch die Formulare der Selbstauskunft für das Lauenburger Testzentrum hat sie ausgedruckt. „Wir hoffen auf eine gute Saison. Deshalb werden wir uns an alle Regeln halten“, sagt sie.
Manuela Eisenschmidt ist optimistisch: „Pfingsten könnte der Start in eine gute Saison sein. Die Nachfrage nach Übernachtungen und Freizeitaktivitäten in Lauenburg, aber auch anderswo im Kreis ist riesig.“
Zwei Cafés in Lauenburg und eines in Schwarzenbek mussten schließen
„Der 17. Mai ist ein großer Tag für den Tourismus im Kreis. Auf die Wiederöffnung haben Hoteliers und Gastronomen lange gewartet. Es war allerhöchste Zeit“, sagte Günter Schmidt, Geschäftsführer der Herzogtum Lauenburg Marketing Service-Gesellschaft (HLMS). Trotz der sechsmonatigen Schließung habe die Branche die Corona-Krise relativ gut überstanden. Es hat nur wenige Geschäftsaufgaben wie beispielsweise bei zwei Cafés in Lauenburg oder der Alten Meierei in Schwarzenbek gegeben.
„Die Betriebe haben sich neu erfunden. Die Zeit wurde für Renovierungen oder neue gastronomische Konzepte genutzt. Jetzt wollen die Betriebe wieder durchstarten. Die Umsatzverluste lassen sich aber nicht aufholen“, so Schmidt. Hinzu kommt, dass es in der Gastronomie schon in der Vergangenheit Personalmangel gegeben hat. Viele Aushilfen auf Basis geringfügiger Beschäftigung sind beim Kurzarbeitergeld durch das Raster gefallen und haben sich in der Zwischenzeit beruflich neu orientiert. Auch Lieferketten müssten neu aufgebaut werden, so Schmidt weiter.
Luca-App wird fast flächendeckend von den Betrieben genutzt
Trotzdem sei der Neustart am Montag gut gelungen. „Seit 14 Tagen ist klar, dass zum 17. Mai wieder geöffnet werden kann. Darauf haben sich die Gastronomen eingestellt. Wer jetzt noch nicht geöffnet hat, wird in den kommenden Tagen nachziehen“, so Schmidt. Die Hygienekonzepte sind bereits aus dem Vorjahr erprobt und weiter perfektioniert worden. „Auch die Luca-App, die nahezu flächendeckend von den Betrieben genutzt wird, hilft bei der unbürokratischen Kontaktnachverfolgung. Die Zeiten der Zettelwirtschaft und der Listen sind vorbei“, so Schmidt.
Die HLMS hat auch Kontakt zu den Corona-Testzentren aufgenommen, um diese auf eine wachsende Nachfrage hinzuweisen. „Wir rechnen durch die Übernachtungsgäste, die ihre Tests alle 72 Stunden erneuern müssen, mit 1000 bis 2000 zusätzlichen Testungen im Kreisgebiet täglich“, so Schmidt.
Kultursommer am Kanal soll Besucher aus dem Großraum Hamburg anziehen
Große Hoffnungen setzt Schmidt auf Veranstaltungen wie den Kultursommer am Kanal, die traditionell zahlreiche Besucher aus dem Großraum Hamburg für mehrere Tage in den Kreis ziehen. Andere Veranstaltungen wie Stadtfeste oder die Möllner Eulenspiegel-Aufführungen fallen allerdings in diesem Jahr aus. Aber auch die ausgedehnten Fahrradwege sind touristische Magneten.
In den Startlöchern stehen auch die Köche, die an einer Neuauflage des „Lauenburg’schen Tellers“ arbeiten – spezielle Gerichte mit heimischen Nahrungsmitteln zu einem vergleichsweise günstigen Preis. Die Saison beginnt eigentlich mit einem Festakt, der allerdings dieses Jahr wegen Corona ausfallen musste.
Wohnmobilstellplatz in Geesthacht bleibt weiter geschlossen
Angesichts der langen Zeit, die touristische Aktivitäten nicht möglich waren, ist die Nachfrage gewaltig. Andrea Wulf, Mitarbeiterin der Tourist Info Geesthacht: „Es kommen mehr Anfragen und Buchungen, auch für Fahrräder.“ Viele Anfragen gibt es für den Wohnmobilstellplatz, der allerdings laut Schreiben der Stadt geschlossen bleibt und erst dann wieder geöffnet werden soll, wenn sich die Corona-Situation beruhigt hat. Da dort niemand vor Ort ist, können Hygienekonzepte nicht umgesetzt werden.
Wegen der hohen Inzidenz in Geesthacht derzeit gibt es allerdings auch bereits wieder einige Stornierungen. „Die Menschen sind weiterhin ängstlich“, sagt Wulf.