Hamburg. Was der „Fischbeker Hybrid“ leisten soll. Dazu: aktueller Planungsstand in den Fischbeker Reethen und im Heidbrook.
„Fischbeker Hybrid“ – dieser Name klingt ein wenig nach einem E-Auto, tatsächlich aber ist es ein völlig neuer Haustyp, den die städtische Stadtplanungsgesellschaft IBA gerade für die Fischbeker Reethen unter einem solchen Titel entwickelt. In dem Neubaugebiet unmittelbar an der Landesgrenze zum niedersächsischen Neu Wulmstorf plant die Stadt neue Wohnungen für gut 6000 Bewohner. Zudem soll dort ein neues Gewerbegebiet entstehen.
Wie die aktuelle Planung für das etwa 70 Hektar große Areal zwischen S-Bahn und B 73 aussieht und welcher Zeitplan nach derzeitigem Stand dafür vorgesehen ist: Das stellten jetzt IBA-Projektleiterin Philippa Dorow, IBA-Chefin Karen Pein und Harburgs Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen bei einem sogenannten Projektdialog der Öffentlichkeit vor. Dabei ging es auch um das unmittelbar benachbarte Neubaugebiet Fischbeker Heidbrook, das allerdings schon weitgehend bebaut ist.
Ein „gefühltes Reihenhaus“, kombiniert mit Geschosswohnungsbau
Anders als im Heidbrook liegt der Schwerpunkt in den Fischbeker Reethen nicht so sehr auf dem Bau von Einfamilienhäusern, sondern auf anderen Haustypen, um mehr Wohnraum pro Fläche zu schaffen. Gleichwohl soll dem Wunsch vieler Interessenten nach einem Einfamilienhaus auch entsprochen werden, sagte Planerin Dorow. Daraus entstanden ist nun der „Fischbeker Hybrid“, der dort mehrfach gebaut werden soll: Ein „gefühltes Reihenhaus“ (Dorow), das praktisch mit Geschosswohnungsbau kombiniert werde.
Zur Straße hin gebe es für jedes Haus einen Eingang – so wie eben bei einem Reihenhaus auch. Gebaut würden dann beispielsweise Maisonette-Wohnungen über zwei Etagen im Erd- und 1. Obergeschoss. Und in oberen Geschossen weitere Wohnungen.
2300 geplanten Wohneinheiten im Neubaugebiet
Insgesamt werden dieser und andere Geschosswohnungsbautypen das Gebiet prägen, von den 2300 geplanten Wohneinheiten (die Hälfte davon gefördert oder als preisgeminderter Mietwohnungsbau) sind etwa 270 als Reihenhäuser und nur rund 40 als frei stehende Einfamilienhäusern vorgesehen. Gleichwohl ist die Nachfrage gerade nach letzterer Wohnform offenbar noch immer groß, wie sich aus der Fragerunde des Projektdialogs ergab. Doch bis sich Interessenten tatsächlich um einen Bauplatz dort bewerben können, dürfte noch einige Zeit vergehen.
So ist der Zeitplan für die Fischbeker Reethen um etwa zwei Jahre verschoben worden. Hintergrund ist die später aufgenommene Planung für eine Stadtteilschule in dem Gebiet. Dafür fielen einige zunächst geplante Wohneinheiten weg, was von den IBA-Planern mit Aufstockungen um ein, zwei Geschosse an anderer Stelle kompensiert wurde und dann eben zusätzliche Planungszeit beanspruchte. Maximal aber werden in dem Gebiet jetzt bis zu fünf Geschosse gebaut. „Wir wollten aber keine der ursprünglich geplanten Wohneinheiten verlieren“, so Planerin Philippa Dorow.
Die ersten Hochbauten starten voraussichtlich im Jahr 2025
Derzeit sieht der Zeitplan vor, dass das bereits 2017 begonnene Bebauungsplanverfahren 2024 abgeschlossen sein wird. Dann könnten auch erste Vorhaben ihre Vorweggenehmigung bekommen und die eigentliche Vermarktung durch die IBA beginnen. Erste Hochbauten würden dann voraussichtlich 2025 starten.
Allerdings gelten diese zeitlichen Angaben zunächst für den inneren Teil, nicht für die wenigen Einfamilienhäuser am Rand. Dafür werde die Vermarktung erst „ein, zwei Jahre später starten“, so Dorow. Und auch dann erst könne man sich bei der IBA um die etwa 300 Quadratmeter großen Grundstücke bewerben. Geplant ist dazu dann auch ein „Gestaltungsleitfaden“, den künftige Eigenheimbesitzer dort zu beachten hätten, hieß es.
Neue Wege schlägt die IBA in den Fischbeker Reethen ein
Neue Wege schlägt die IBA in den Fischbeker Reethen indes nicht nur mit ihren „gefühlten Reihenhäusern“ ein: Unmittelbar an der Bahnstrecke entsteht dort ein größeres Gewerbegebiet, das über eine eigene Zubringerstraße erschlossen wird. An der Kante zum eigentlichen Wohnareal aber soll auch ein besonderes „urbanes Gebiet“ gebaut werden, das Gewerbe und Büros in den unteren Etagen mit darüber liegenden Wohnungen entlang einer etwa 700 Meter langen Straßen kombiniert.
Die IBA sucht dafür aktuell vor allem ganz spezielle Betriebe, die dem grünen Zeitgeist entsprechen „Das Gewerbe in den Fischbeker Reethen mit Handwerk, Produktion, Büro und Dienstleistungen soll seine naturverbundene Haltung zeigen können“, heißt es dazu in einer Beschreibung der IBA. Hier fänden sich Räume und Grundstücke, „um ökologisch orientierte Dienstleistungen zu erbringen und Produkte herzustellen.“
Gesucht würden auch lokale Handwerksbetriebe, die mit ihren langlebigen Produkten und der Reparatur von bestehenden Gütern zur Steigerung der Ressourceneffizienz beitrügen. Auch Architektur und Bauweise sollten eine „naturverbundene Haltung“ widerspiegeln. Um solche Ziele zu erreichen, sollen die Grundstücke über eine Konzeptausschreibung vergeben werden.
Im Fischbeker Heidbrook sind nahezu alle Grundstücke vergeben
Im Fischbeker Heidbrook auf der gegenüberliegenden, südlichen Seite der B 73 sind indes nahezu alle Grundstücke vergeben, die meisten der einst geplanten 1200 Wohneinheiten realisiert. Nur einige wenige Geschossbauten und letzte Reihenhäuser (hinter dem Rewe-Markt) werden gerade hier noch gebaut oder stehen kurz vor einem Baustart.
Als Baustelle präsentieren sich auch immer noch die beiden ehemaligen Kasernengebäude an der Bundesstraße, wo unter anderem Seniorenwohnungen entstehen sollen. Mit einer Fertigstellung rechnet die IBA Endes des Jahres für den Ostteil und 2023 für das westliche Gebäude am früheren Kasernentor.
Für das neue Gesundheitszentrum sucht die IBA noch einen Hausarzt
Dass sich ein neuer Stadtteil aber offensichtlich doch nicht bis ins letzte Detail planen lässt, zeigt sich im Heidbrook an anderer Stelle. Für das neue Gesundheitszentrum dort sucht die IBA immer noch jemanden, der eine im Süderelberaum dringend benötigte Hausarztpraxis eröffnet. Doch trotz spezieller Werbekampagnen ist offensichtlich noch kein Bewerber in Sicht. Die dafür vorgesehenen Räume stehen weiter leer.