Tostedt. Das Kicken lernte Lars Bünning in Moisburg und beim HSV. Heute ist er Profi – und überraschte einen Jungen in der Heimat so richtig.
Weihnachten ist Familienzeit. Das ist auch bei Lars Bünning nicht anders: Gleich nach dem Start der Winterpause in der Dritten Liga ging es für den 25-Jährigen Ende Dezember direkt auf die Autobahn in Richtung Heimat. Auszeiten verbringt der Profi von Dynamo Dresden gern bei seiner Familie in Hollenstedt im Landkreis Harburg.
In der kleinen Samtgemeinde südlich von Hamburg ist Lars Bünning aufgewachsen. Seit mehr als sechs Jahren ist der Innenverteidiger nun Profi. Dafür hat er hart gearbeitet und schon als Teenager Entbehrungen in Kauf genommen. Als er im Alter von 13 Jahren vom MTV Moisburg zum Hamburger SV wechselte, verbrachte er seine Freizeit mit Training und stundenlangen Fahrten auf der Autobahn. Eine Belastung, die irgendwann zu viel wurde.
Lars Bünning: Mit Dynamo-Dresden-Autogrammkarte zu Besuch bei einem Fan in der Heimat
Mit 15 Jahren, im Sommer 2013, entschied sich Bünning deshalb für einen anderen Weg: Er kehrte zurück in die Region – zur JSG Apensen/Harsefeld. Dort entwickelte er sich behutsam weiter und landete schließlich 2015 im Nachwuchs von Werder Bremen. Dort gelang ihm 2017 der ersehnte Sprung in den Profifußball – für die zweite Mannschaft der Grün-Weißen in der Dritten Liga.
Schon 100 Spiele hat Bünning inzwischen in dieser Liga absolviert. Die meisten für den SV Meppen, hinzu kommen gut 30 Regionalliga-Partien für Werder Bremen und Borussia Dortmund. In Dresden läuft es für ihn derzeit rund. „Ich bin relativ schnell dort angekommen und fühle mich sehr wohl“, sagt er und schwärmt: „Dresden ist eine wunderschöne Stadt, Dynamo ein toller Verein mit herausragenden Fans.“ 30.000 Anhänger unterstützen die Mannschaft regelmäßig bei den Heimspielen – davon kann selbst mancher Zweitligist nur träumen.
Eine ganze Stunde verbrachte Bünning mit dem perplexen Elfjährigen
Es ist ein Traum, der wahr geworden ist. Und der Bünning nie abheben ließ. Trotz seines privilegierten Lebens als Fußballprofi ist Bünning bodenständig geblieben, nahbar und offen. Bei seinem Heimatbesuch über Weihnachten kam er am Tag vor Heiligabend überraschend bei einem kleinen Dynamo-Fan aus Tostedt für einen Überraschungsbesuch vorbei – der Elfjährige hatte sich ein Autogramm von ihm gewünscht.
Das hatte der Dresden-Profi natürlich dabei, darüber hinaus aber auch ein Geschenk, das gerade für Fußballprofis im Urlaub kostbarer ist denn je: Zeit. Eine ganze Stunde verbrachte Bünning mit dem völlig perplexen Elfjährigen, bescherte ihm damit vorgezogene Weihnachten und ein unvergessliches Erlebnis.
Bünnings Eltern verfolgen die Spiele ihres Sohnes im Fernsehen – oder vor Ort
Lars Bünning ist ein Kind der Region geblieben. Seine Eltern verfolgen die Spiele ihres Sohnes im Fernsehen, sind ab und an aber auch live vor Ort dabei. Im Hause Bünning ist und bleibt Fußball ein großes Thema. Der Vater hat selbst gespielt, und der zwei Jahre ältere Bruder Jan ist in der Harburger Kreisliga beim FC Este im Mittelfeld aktiv. Mit dem Vater werde ab und an schon mal über die Notwendigkeit der einen oder anderen gelben Karte diskutiert, erzählt „Latzo“ schmunzelnd.
Das Saisonziel der Dresdener hingegen ist klar formuliert: Rückkehr in die Zweite Liga. Und dabei soll der Linksfuß Lars Bünning helfen. Er galt als der absolute Wunschtransfer von Dynamo-Trainer Markus Anfang, dem ehemaligen Coach von Bundesligist Werder Bremen. Der Hollenstedter passte perfekt ins Anforderungsprofil der Sachsen, die einen großen, schnellen sowie zweikampf- und kopfballstarken Abwehrspieler mit reichlich Erfahrung suchten.
„Lars verfügt über ein sehr rundes Profil als Spieler und zeichnet sich vor allem durch einen starken Spielaufbau, seine Schnelligkeit und gutes Verteidigen aus“, sagte Dresdens Sportgeschäftsführer Ralf Becker, Ex-Sportchef des Hamburger SV, zu Bünnings Verpflichtung vergangenen Sommer.
Lars Bünning bereitet sich jetzt schon auf sein Leben nach dem Profifußball vor
Inzwischen stand der 1,88-Meter-Mann bereits 17 Mal für Dynamo auf dem Platz, mal in der Innenverteidigung, mal als Linksverteidiger. Auch für das defensive Mittelfeld ist er eine Option. Der Wechsel vom 1. FC Kaiserslautern, wo er in der zurückliegenden Saison nur vereinzelt eingesetzt wurde, hat sich gelohnt. Der als extrem ehrgeizig geltende Niedersachse startet in seinem neuen Club jetzt richtig durch.
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Doch der 25-Jährige ist auch Profi genug, um zu wissen, dass eine Fußball-Karriere endlich ist und sorgt daher schon seit einiger Zeit mit einem Sportmanagement-Fernstudium vor. Er möchte dem Fußball später gerne treu bleiben. „Vielleicht als Trainer, vielleicht in einem anderen Bereich“, sagt Bünning. Und vielleicht ja wieder hier oben im Norden. „Man merkt erst, wenn man nicht mehr da ist, was Heimat bedeutet.“