Stade. Julia Rüdiger geht mit ihren zwei Samtpfötchen auf Reisen und führt sie spazieren. Ihre Fotos erreichen Millionen von Menschen.
Sie ist die Catwomen aus Stade: Julia Rüdiger hat mit ihren ungestellten Katzenfotos das Internet erobert und ihre beiden Samtpfoten Nala und Malou zu kleinen Berühmtheiten gemacht.
Die Staderin erhielt dafür jetzt quasi einen Internet-„Oscar“: Sie gewann den Gesamttitel bei den „German Petfluencer Awards“ für die besten tierischen Social-Media-Accounts mit Katzen – und ihre beiden sibirischen Waldkatzen sind somit offiziell ebenfalls „Petfluencer des Jahres 2023“.
Katze, Hund, Wildschwein oder Taube: Tiere sind bei Instagram und TikTok oft Stars
Der Begriff „Petfluencer“ setzt sich aus den Worten Influencer und Pet zusammen, dem englischen Wort für Haustier. Petfluencer rücken das Leben mit ihren Vierbeinern in den Mittelpunkt und sprechen damit Millionen von Menschen an. Die tierischen Social-Media-Stars erfreuen sich im Internet einer großen Beliebtheit und werden weltweit angeschaut.
Besonders gefragt ist „Cat-Content“: Fotos und Videos mit Katzen. Die Stubentiger haben sich längst ihren Platz bei TikTok, Instagram und Co gekrallt und verfügen oftmals über mehr Follower als so mancher Zweibeiner, der in den sozialen Netzwerken über Einfluss verfügt.
Nicht die Zahl der follower ist entscheidend, sondern das Tierwohl
Und was der „Oscar“ für die Filmwelt ist, sind für die Petfluencer die „Petfluencer Awards“, die zum Ende des Jahres bei einer großen Gala in Köln verliehen wurde. Dabei geht es nicht nur um Follower-Zahlen, sondern auch um Nachhaltigkeit und den Alltag von Tieren mit speziellen Bedürfnissen.
Julia Rüdiger sicherte sich mit ihrem Instagram-Account „nalas_catventures“ den Gesamttitel. Die Staderin überzeugte die sechsköpfige Experten-Jury mit ihrem natürlichen Ansatz. Denn anders als bei einigen anderen Accounts mit tierischen Inhalten steht bei ihr nicht der Klick-Erfolg im Vordergrund, sondern vor allem das Katzenwohl.
Rüdiger verzichtet komplett auf alberne Verkleidungen für ihre Katzen
Mit ihren 67.000 Followern gehörte sie unter den Nominierten für den Award eher zu den „kleineren Fischen“ – und gewann daher eher unerwartet den Hauptpreis. Ihr Konzept findet nicht nur bei ihren treuen Fans großen Anklang. Julia Rüdiger verzichtet in ihren Beiträgen komplett auf alberne Verkleidungen oder vermeintlich lustige Posen.
„Ich folge keinen Trends, vermenschliche meine Tiere nicht, ich verkleide sie nicht und sie müssen nicht für ein spezielles Foto posen“, sagt die Katzen-Mama aus Stade. Nie würde sie sich eine ihrer Katzen gegen deren Willen auf den Kopf setzen oder mit ihr ungesichert im Auto herumfahren, wie es häufig bei TikTok oder Instagram zu sehen ist. Die Erzieherin stellt stattdessen Einblicke aus dem Alltag mit ihren beiden Miezen online.
Millionen Menschen lieben die Fotos von Reisen und Ausflügen mit Nala und Malou
Das Besondere an ihrem Profil: Julia Rüdiger unternimmt mit Nala und Malou regelmäßig Ausflüge und geht mit ihnen an der Leine draußen spazieren. Dabei entstehen fast wie nebenbei ihre wunderschönen und ästhetischen Katzenbilder. Einzelne Beiträge von ihr wurden bereits über 2,2 Millionen Mal aufgerufen. „Ich freue mich, dass ich auch auf diese Weise so viele Menschen erreichen kann“, sagt die Petfluencerin. „Es zeigt, dass man auch ohne extreme Shootings und Vermenschlichung auf Social Media erfolgreich sein kann und dass es auf andere Sachen ankommt“, sagt sie.
Die Leute lieben Fotos, auf denen Malou im Gras liegt und ein Gänseblümchen betrachtet. Oder Nala in „Pfannkuchen“-Haltung zu sehen ist, wenn sie am Bauch gestreichelt werden möchte. Nala im Reiserucksack oder Malou auf einem Strandkorb an der Nordsee oder auf der Terasse des Ferienhauses in Dänemark – mit ihren Aufnahmen lässt Julia Rüdiger ihre Follower an den Erlebnissen mit ihren tierischen Internetstars teilhaben.
Ihre Katzen sollen die Welt erkunden und sich auspowern
„Deine Katzen erleben ja mehr als ich“ oder „Bei dir wäre ich auch gern Katze“ – so oder ähnlich lauten häufig die Kommentare zu den erfolgreichen Beiträgen. Fotos mit Katze vorm Eifelturm oder an anderen Touristen-Hotspots sucht man dagegen vergeblich. „Mein Content entsteht immer an Orten in der Natur, an denen sich meine Katzen wohl fühlen. Ich würde nie Sightseeing mit ihnen machen“, sagt Julia Rüdiger. Egoistische Gründe wie Selbstprofilierung sollten im Hintergrund stehen, meint die Petfluencerin.
Ihr ist es wichtig, „authentische Inhalte“ zu veröffentlichen: „Es geht um die Erlebnisse meiner Katzen. Sie sollen die Möglichkeit bekommen, die Welt zu erkunden und sich auszupowern. Sie haben einen hohen Bewegungsdrang.“ In ihrem Profil geht die Petfluencerin des Jahres auch auf die Fehler ein, die bei diesem Miteinander zwischen Tier und Mensch lauern – auch bei ihr. Sie spricht den Arten- und Vogelschutz an, die Gewöhnung an die Leine und sie zeigt, wie abwechslungsreich Training in den eigenen vier Wänden sein kann.
Spazierengehen an der Leine: „Man muss es durchhalten, wenn es der Katze gefällt“
Gerade an das Spazierengehen und Wandern an der Leine müssen die Tiere gewöhnt werden, und es ist auch nicht für jede Katze das richtige, betont Julia Rüdiger. „Das muss je nach Charakter des Tieres Step by Step erfolgen und erfordert viel Geduld“, sagt die Erzieherin.
Auf ihrer Instagram-Seite berichtet sie über diesen langen Prozess. Über die vorsichtige Gewöhnung ans Autofahren, das Geschirr-Training zu Hause, über die Annäherung an den Rucksack als Rückzugsort für unterwegs und die ersten Schritte vor die Haustür.
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„Das ist ein ziemlicher Aufwand, aber meine Katzen lieben den zusätzlichen Freigang. Es muss einem aber klar sein, dass man es durchhalten muss, wenn man es der Katze angeboten hat und es ihr draußen gefällt. Sonst wird das Tier sehr traurig werden“, sagt die Staderin. Für sie kommt es nicht infrage, Nala und Malou einfach so auf die Straße zu schicken und sie streunen zu lassen. „Ich habe eine gefährliche Straße vor der Haustür und damit früher schon schlechte Erfahrungen gemacht“, sagt sie.
„Verständnislos“: Katzen-Halterin hat schlechte Erfahrungen mit Hunde-Haltern gemacht
Apropos unschöne Erlebnisse: Rüdigers Ausflüge mit den Katzen sorgen vor allem bei Hundehaltern manchmal für Unverständnis. „Manche reagieren richtig aggressiv“, sagt die Staderin. „Neulich sind wir am Strand an der Nordsee von zwei großen Hunden bedroht worden. Ich hatte Angst und die Katzen auch, aber die Hundebesitzer haben die brenzlige Situation nur belächelt.“
Dabei seien die gemeinsamen Ausflüge für sie, Nala und Malou eine große Bereicherung. „Es schafft eine zusätzliche Verbindung zu den Tieren“, sagt Julia Rüdiger. Vielleicht kann die „Petfluencerin des Jahres“ mit ihrer Reichweite ja auch in dieser Hinsicht für mehr Austausch und Verständnis untereinander sorgen.