Hamburg. Der 23-Jährige begann seine kriminelle Serie anscheinend bei der Großmutter seiner Freundin. Sie endete vorerst in Untersuchungshaft.

Wenn Skrupellosigkeit auf gefühlte Cleverness trifft, kann das Ergebnis ungefähr so aussehen wie bei einem 23-jährigen Hamburger, der vergangene Woche von der Polizei Hamburg festgenommen wurde und inzwischen in Untersuchungshaft sitzt.

Angefangen hat die Reihe von "Eigentumsdelikten im privaten und beruflichen Umfeld" wohl schon im vergangenen August, wie Polizeisprecherin Nina Kaluza erklärt: Da sei der junge Mann zusammen mit seiner gleichaltrigen Freundin zu Besuch bei deren Großmutter gewesen – und habe nicht besseres zu tun gehabt, als erst den Zweitschlüssel zum roten Nissan der älteren Dame und später den Wagen selbst zu stehlen.

Polizei Hamburg: Omas gestohlener Nissan führt auf die Spur des Diebs

"Seitdem scheint der Verdächtige den Wagen selbst genutzt und mindestens acht Mal an verschiedenen Hamburger Tankstellen betankt zu haben, ohne anschließend die Rechnung zu begleichen", so Kaluza weiter. Dass er sich außerdem nicht an die Verkehrsregeln gehalten hat und verschiedentlich geblitzt wurde, verwundert da nicht weiter. Er scheint sich sehr sicher gefühlt zu haben, war er doch auf die Idee gekommen, den gestohlen gemeldeten Wagen mit ebenfalls gestohlenen Kennzeichen zu "tarnen".

Die erfolgreiche Zuordnung von Auto, Kennzeichen und Fahrer hat der 23-Jährige wohl seiner eigenen Gier zu verdanken: Anfang Februar soll er einen Schlüsseldienst zu seiner Arbeitsstelle, einer Tankstelle in Bramfeld, gerufen haben und dem gutgläubigen Mitarbeiter weisgemacht haben, dass er dringend ins Büro seines Vorgesetzten müsse.

Nachdem er so Zugang zu dem Büro erlangt hatte – so der derzeitige Stand der Ermittlungen – brach er dort einen Schlüsselkasten auf, um den Tresor der Tankstelle öffnen zu können. Neben "einer größeren Summe Bargeld", die im Tresor lagerte, stahl er auch noch rund 100 E-Zigaretten aus dem Büro.

Polizei Hamburg: Zu guter Letzt versuchte Bestechung

Die Ermittlungen in Sachen dieses Diebstahls führten zu dem Wagen, mit dem das Diebesgut abtransportiert worden war: dem roten Nissan. Der Versuch, die Wohnung des mutmaßlichen Diebs zu durchsuchen, schlug zwar fehl, weil "diese zwischenzeitlich zwangsgeräumt worden war". Fündig wurden die Ermittler laut Kaluza dafür in der Wohnung der Freundin des Verdächtigen in Volksdorf. Dort trafen sie sowohl auf den Verdächtigen als auch auf den Nissan samt Schlüssel, fanden "eine Vielzahl von E-Zigaretten" und "eine niedrige vierstellige Summe Bargeld".

Eine letzte kriminelle Großtat hatte der 23-Jährige allerdings noch auf Lager: "Auf der Fahrt zum Polizeikommissariat bot der Mann den Beamten Bargeld für seine Freilassung an." Also wird gegen ihn jetzt auch noch wegen versuchter Bestechung ermittelt. Von der Vielzahl der kleineren und größeren Delikte zeigte sich auch der Haftrichter beeindruckt: Er erließ Haftbefehl.