Bardowick. Lars Conrad besitzt weltweit einzigartige Sammlung. In seinem Lego-Laden verkauft er Steine und Sets an Kinder, Eltern und Investoren.

Wenn Lars Conrad auf die Jagd nach Lego geht, ruft er seine Kontakte in aller Welt an. Er fragt nach Minifiguren und seltenen Sets, nach Raritäten und winzigen Einzelteilen. Die Ausbeute verkauft der Lego-Händler aus Bardowick in seinem kleinen Laden Bardobrick, der jeden Freitag geöffnet ist.

Sammler und Investoren zählen ebenso zu seinen Kunden wie Kinder, die sich eine neue Harry-Potter-Figur wünschen, und Väter, die die Lego-Sets aus ihrer Kindheit noch einmal bauen wollen. In seinem Laden stehen Kartons aus den 1950er-Jahren ebenso wie aktuelle Serien, Dauerbrenner und seltene Einzelfiguren zum Preis von zwei bis etwa 2500 Euro. Zu seinen teuersten Verkäufen zählte eine Figur, die dem US-Musiker Will.i.am nachgebildet ist. Es war eine von nur 400 Stück, die bei einer Spenden-Gala auf den Tischen der Gäste stand.

Lego aus Bardowick: Lars Conrad findet jeden gewünschten Stein für Sammler und Laien

„Ich kann jeden Stein besorgen“, sagt der Lego-Dealer. „Die Frage ist am Ende nur, ob es dem Kunden doch zu teuer ist, zum Beispiel für einen fehlenden Stein im 50-Euro-Set nochmal 25 Euro zu zahlen.“ Dabei hat der Händler sogar den Anspruch, das Gewünschte günstiger zu verkaufen, als es vielleicht im Internet angeboten wird. Überhaupt bestelle er nichts einfach online, betont Lars Conrad. „Ich nutze immer mein Netzwerk aus dem Lego-Kosmos.“

Der Wagen mit aufziehbarem Motor stammt aus den 1980er-Jahren, das Figurenpaar aus den 1950er-Jahren.
Der Wagen mit aufziehbarem Motor stammt aus den 1980er-Jahren, das Figurenpaar aus den 1950er-Jahren. © Lena Thiele | Lena Thiele

In dieser Welt bewegt sich der Bardowicker seit Jahren als ausgewiesener Experte. Er pflegt Kontakte zu Sammlern auf allen Kontinenten, besucht Messen und recherchiert nach Raritäten. In seinem Podcast „Der Spielwaren-Investor“ gibt Lars Conrad Tipps, wie sich Lego auch als Geldanlage nutzen lässt. Entscheidend sei der Kaufzeitpunkt, sagt er. Üblicherweise werden Sets etwa zwei Jahre lang produziert, manchmal auch länger. „Erst danach steigt die Nachfrage. Wer ein besonders Set, wie die Titanic, gleich am Anfang kauft, lässt nur sein Geld ungenutzt liegen. Am besten ist der Zeitpunkt, kurz bevor ein Set in Rente geht.“

Ein Teil seiner Sammlung wurde im Legohaus in Dänemark ausgestellt

Ein Teil seiner eigenen Sammlung war bereits im Legohaus im dänischen Billund ausgestellt. Denn er besitzt die weltweit beste Sammlungen von „Brick Headz“. Die Figuren stellen bekannte Charaktere aus Filmen, Serien und Comics dar – Donald und Daisy Duck, Goofy und Pluto, Frodo und Gollum oder die Erdhörnchen Chip und Chap. „Sie haben diesen einfachen Look, aber man erkennt sie trotzdem“, sagt der 42-Jährige. Eine Figur hat er sich sogar als Tattoo auf den Unterarm stechen lassen. Die Zeichnung habe ihm der Chefdesigner der „Brickheadz“ angefertigt.

Die „Brickheadz“ zählen zu seinen Lieblingen, Lars Conrad hat sogar eine entsprechende Tätowierung.
Die „Brickheadz“ zählen zu seinen Lieblingen, Lars Conrad hat sogar eine entsprechende Tätowierung. © Lena Thiele | Lena Thiele

Lars Conrad versorgt aber nicht nur Sammler, die bis zu 4000 Euro für Figuren zahlen, manchmal Zehntausende Euro. In seinem Laden investieren auch Kinder ihr Taschengeld in eine neue Minifigur, ein Harry-Potter-Set oder einfache Steine, die hier zum 100-Gramm-Preis verkauft werden. Andere Kunden suchen Figuren für ihre selbst erschaffenen Welten aus Ritterburgen, Eisenbahnen oder Winterlandschaften. Auch Hochzeitspaare werden oft nachgefragt.

Kinder und Eltern kaufen hier – aktuelle Lizenz-Reihen oder Sets aus der eigenen Kindheit

Oft tauchen Väter mit ihren Kindern auf, die nebenbei von einem bestimmten Bausatz aus ihrer Kindheit erzählen. Auch das ist ein Fall für den „Toy Hunter Service“ des Lego-Händlers. Dann sucht er nach diesem Set aus den 1980er-Jahren, zumeist findet er es in unterschiedlichem Zustand. Je nachdem, ob es aus losen Teilen besteht, mit Anleitung oder Karton oder sogar – äußerst selten – originalverpackt ist, kann dasselbe Produkt 25, 80 oder auch 350 Euro kosten.

Der VW-Bulli ist bei Lego-Investoren zur Geldanlage beliebt. Er wurde sieben Jahre produziert, ungewöhnlich lange.
Der VW-Bulli ist bei Lego-Investoren zur Geldanlage beliebt. Er wurde sieben Jahre produziert, ungewöhnlich lange. © Lena Thiele | Lena Thiele

Auch Lars Conrad entdeckte Lego wieder, als er selbst vor 20 Jahren Vater wurde. Wie viele andere, hatte er als Kind mit den Steinen gespielt, bis mit etwa zwölf Jahren andere Dinge wichtig wurde. „Wir nennen das die ‚Dark Ages‘“, erzählt der gebürtige Lüneburger mit einem Lächeln. Als er selbst daraus erwachte, wurden die Klemmbausteine irgendwann ganz zu seinem Beruf.

An den Weihnachtsfeiertagen will Lars Conrad aus 3000 Teilen die Hogwarts-Eule Hedwig bauen

Früher habe auf den Packungen der Zusatz „6 – 99“ gestanden, sagt Lars Conrad und erzählt von einem Kunden, 95 Jahre alt, der mehrmals mit dem Taxi anreiste. Er suchte fehlende Steine für sein Legoprojekt, ein Architektenhaus. „Es stimmt wirklich, Lego ist etwas für alle.“

Diese Winterlandschaft hat Lars Conrad in einem Schaufenster aufgebaut. 
Diese Winterlandschaft hat Lars Conrad in einem Schaufenster aufgebaut.  © Lena Thiele | Lena Thiele

Jetzt zur Weihnachtszeit stimmt das vielleicht besonders. Für viele seiner Kunden sei es ein jährliches Ritual, über die Feiertage gemeinsam ein großes Set aufzubauen. „Das ist das Größte für echte Lego-Fans.“ Er selbst hat sich dafür die Posteule Hedwig aus Hogwarts ausgeguckt, ein Set mit rund 3000 Teilen aus der Sammler-Edition. Die Eule sitzt auf einem unaufgeräumten Schreibtisch und einen Brief gibt es auch dazu. „Das finde ich wahnsinnig gut.“

Kreativität ist dem Lego-Händler wichtig, mit Lego kann er sie verwirklichen

Besonders beliebt sind in seinem Laden die Reihen, die auf Lizenzen gründen: Star Wars, Harry Potter, Marvel oder Disney. Potenzial sieht der Händler auch in einer neuen Reihe zur Serie „Dreamzzz“. Dort geht es um Traumwelten, Kreativität beim Kombinieren der Steine ist erwünscht. „Das geht bei den meisten Sets etwas flöten“, sagt Lars Conrad. „Aber hier muss man kreativ werden, da kann auch aus der Schildkröte ein Imbisswagen werden. Im Traum ist alles möglich.“

Der Preis der Lego-Steine richtet sich nach dem Gewicht. 100 Gramm kosten 7,50 Euro.
Der Preis der Lego-Steine richtet sich nach dem Gewicht. 100 Gramm kosten 7,50 Euro. © Lena Thiele | Lena Thiele

Für Lars Conrad hat sich mit der Eröffnung seines Lego-Ladens vor drei Jahren ein Traum erfüllt. „Hier kommt nie ein Kunde mit schlechter Laune rein, das ist herrlich.“ Gerade ist Bardobrick von einem Fachmagazin zum Spielwarenfachgeschaft des Jahres nominiert worden, zusammen mit acht weiteren Geschäften im deutschsprachigen Raum.

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„Hätte mir das jemand vor ein paar Jahren gesagt, ich hätte es nicht geglaubt“, sagt der Inhaber, der zuvor unter anderem im Marketing tätig war und Werbefilme gedreht hat. „Kreativ war ich schon immer. Und wenn du dir mit Lego deine eigene Welt baust, kann das gar nicht verrückt genug sein.“

Lego-Laden in Bardowick: Händler will jeden Wunsch nach seltenen Steinen erfüllen

Jetzt steht er fast jeden Freitag in seinem winzigen Laden in Bardowick und berät seine Kunden. Oft kommt jemand, der zielstrebig durch die Tür und mit einem speziellen Wunsch nach diesem einen kleinen Stein oder diesem seltenen Set an Lars Conrad herantritt. „Manchmal denke ich dann schon, das ist eigentlich unmöglich“, sagt der Lego-Experte. „Aber genau das ist auch mein Ansporn, jedes gewünschte Teil zu finden. Diese Jagd macht mir irrsinnig viel Spaß.“