Buxtehude/Stade. Maßnahme gegen Pflegenotstand: Beschäftigte in Stade und Buxtehude verdienen bald mehr. An welche Gruppe besonders gedacht wurde.
Ein bisschen wie Weihnachten, nur im Oktober: Die Elbe Kliniken in Stade und Buxtehude heben die Gehälter und Vergütungen von rund 2400 Klinikbeschäftigen und Auszubildenden zum 1. Juli 2024 deutlich an. Das hat der Aufsichtsrat der Kliniken diese Woche in seiner ordentlichen Sitzung beschlossen – und folgt damit der Empfehlung, die die Geschäftsführung mit den Betriebsräten beider Gemeinschaftsbetriebe erarbeitet hat.
Für examinierte Pflegekräfte im stationären Betrieb sowie in Funktionsbereichen wie beispielsweise im OP steigt das Gehalt monatlich pauschal um 200 Euro und zusätzlich um 5,5 Prozent. Für Mitarbeitende in anderen Bereichen wie beispielsweise der Reinigung oder der Verwaltung steigen die Tabellenentgelte pauschal um 150 Euro in den höheren und um bis zu 250 Euro in den niedrigeren Entgeltgruppen.
Maßnahmen gegen den Pflegenotstand: Auch die Schüler profitieren
Zusätzlich erfolgt eine Erhöhung um jeweils 5,5 Prozent. Ein besonderes Merkmal lag darauf, die niedrigeren Entgeltgruppen stärker anzuheben. Darüber hinaus werden einzelne Funktionen wie allen voran die Medizinischen Fachangestellten bereits ab dem 1. Januar 2024 höher eingruppiert. Auch die Auszubildenden und Schülerinnen und Schüler profitieren von einer Erhöhung. Die Tabellenentgelte werden zum 1. Juli 2024 um jeweils 10 Prozentpunkte ohne festen Sockelbetrag erhöht. Der Großteil der Beschäftigten erhält damit spätestens ab dem zweiten Halbjahr 2024 eine Gehaltssteigerung im zweistelligen Prozentbereich.
Damit reagiert der Klinikverbund auf die massiven Preis- und Kostensteigerungen, die jeden einzelnen Beschäftigten treffen. „Wir sehen uns nicht nur in der Verantwortung, die Patientinnen und Patienten bestmöglich zu versorgen, sondern auch unser qualifiziertes Personal fair zu vergüten“, sagte Siegfried Ristau, Geschäftsführer der Elbe Kliniken. „Diese leisten Tag für Tag rund um die Uhr hervorragende Arbeit im Sinne der Patientinnen und Patienten.“ In Zeiten von Inflation und Preissteigerungen wüssten viele Menschen nicht mehr, wie sie ihre Miete, ihren Einkauf oder ihre Energiekosten bezahlen können. „Deshalb ist es gerade für uns als größter Arbeitgeber in der Elbe-Weser-Region wichtig, unsere Mitarbeitenden markt- und leistungsgerecht zu vergüten“, so Ristau.
Großteil der deutschen Klinikens schreibt 2023 rote Zahlen
„Ich bedanke mich ausdrücklich bei unserem Aufsichtsrat, der die notwendige Vergütungsanpassung sofort mitgetragen hat. Ein besonderer Dank gilt darüber hinaus unserem Träger, dem Landkreis Stade, für die Gewährung von Liquiditätshilfen in für Kliniken wahrlich schwierigen Zeiten“, ergänzt Ristau.
Ein Großteil der deutschen Kliniken schreibt in diesem Jahr aufgrund von nicht refinanzierten Preiserhöhungen, steigenden Energiekosten, Inflation und den Nachwirkungen der Coronapandemie rote Zahlen. Viele davon sind in ihrer Existenz bedroht. „Kliniken haben bundesweit eine Verantwortung für etwa 1,3 Millionen Beschäftigte. Auch wenn die Zeiten für Krankenhäuser herausfordernder kaum sein könnten, müssen wir der Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitenden gerecht werden“, so Ristau.
Eine Gehaltserhöhung als Zeichen der Anerkennung – und Dankbarkeit
„Die Einigung ist ein wichtiges Signal an die Beschäftigten“, sagt Landrat Kai Seefried als Aufsichtsratsvorsitzender der Elbe Kliniken. Das Ergebnis der Verhandlungen zeige die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung, wie sie seit vielen Jahren vorbildlich gelebt werde. „Es sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich tagtäglich mit großem persönlichen Einsatz für die Patientinnen und Patienten engagieren. Als Träger der Kliniken sind wir für dieses Engagement zutiefst dankbar“, sagt Seefried.
Die Erhöhung der Entgelte sei eine verdiente Anerkennung. Außerdem sei eine marktübliche Bezahlung ein wichtiger Baustein, um als attraktiver Arbeitgeber zu bestehen – erst Recht in Zeiten des Fachkräftemangels. Der Landkreis Stade hat mit Investitionszusagen für den Ausbau der Kliniken, mit einer Liquiditätshilfe sowie mit dem Ziel eines eigenen Konzeptes zur Medizinerausbildung zuletzt mehrfach klare Bekenntnisse zu seinen Krankenhäusern abgelegt. Es gelte, die gut aufgestellten Häuser erfolgreich in die Zukunft zu führen und dabei auch die Belange der Beschäftigten zu berücksichtigen, betont Seefried.
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Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Kai Holm sagt: „Das ist ein starkes Signal sowohl an unsere Belegschaft wie auch an künftige Mitarbeitende. Die Elbe Kliniken müssen sich vergütungstechnisch nicht verstecken. Arbeitgeber und Betriebsräte konnten sich trotz finanziell herausfordernder Zeiten auf gemeinsame Vorschläge einigen“, betonte Holm. Das sei nicht selbstverständlich und setze viel gegenseitiges Vertrauen voraus.
Die Kombination aus Veränderungen von Eingruppierungen zum 1. Januar 2024 sowie Tabellenerhöhungen zum 1. Juli 2024 bringe einzelnen Berufsgruppen teils über 20 Prozent Einkommenszuwachs. Das könne sich sehen lassen und komme hoffentlich entsprechend positiv an, so Holm.