Lüneburg. Personal, Klimaschutz, Verkehrswende – wo soll die Stadt sparen? Es gibt bereits erste Ideen. Doch die bringen Einschnitte mit sich.

Jung, modern, attraktiv, aufstrebend: Die Stadt Lüneburg ist vor allem bei jungen Menschen beliebt. Doch sie hat auch ein Finanzproblem, wie der Haushaltsentwurf der Hansestadt für das Jahr 2024 zeigt. Dieses Problem ist fast 50 Millionen Euro groß.

Nach der Einbringung im Finanzausschuss wird das Zahlenwerk nun in politischen Gremien und Fraktionen beraten. Welche Einnahmen und Ausgaben im kommenden Jahr anstehen, dazu wird Lüneburgs neuer Kämmerer Matthias Rink in den kommenden Wochen in den Fachausschüssen und Ortsräten Rede und Antwort stehen.

Lüneburger Verwaltung richtet Augenmerk auf Investitionen und Stellenplan

Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Investitionen und dem Stellenplan. „In beiden Bereichen werden wir die vom Rat letztes Jahr gefassten Deckelungsbeschlüsse einhalten“, betont Rink. Zusätzliche Stellen ergeben sich dabei lediglich aus neuen gesetzlichen Vorgaben und damit verbundenen Pflichtaufgaben sowie als Folge von politischen Anträgen.

Verabschiedet werden soll der Haushalt für 2024 in der letzten Ratssitzung des Jahres am 20. Dezember. Bis dahin gilt es, politisch Schwerpunktthemen und Prioritäten zu setzen und mögliche Einsparungen zu diskutieren. Lüneburgs Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch erklärt dazu: „Ziel ist es, eine Lüneburger Linie zu finden zwischen der Verantwortung für den Haushalt und die Finanzlage einerseits und der Entwicklung unserer Stadt andererseits.“

365-Euro-Tickets für Beschäftigte der Hansestadt Lüneburg?

Ein Vorschlag, den Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch hier einbrachte, war die Idee eines 365-Euro-Tickets für Beschäftigte der Hansestadt Lüneburg. „Mein Ziel ist es, das 49-Euro-Deutschland-Ticket für unsere Beschäftigten so zu rabattieren, dass es am Ende mit einem Euro pro Tag als 365-€-Jobticket angeboten wird. Damit können wir uns weiter als attraktive Arbeitgeberin positionieren, tragen zur Verkehrswende in Lüneburg bei und können vielleicht auch andere Unternehmen und Arbeitgeber animieren, gleiches zu tun.“

Was muss, was kann und was will Lüneburg sich leisten mit Blick auf Klimaschutz, Mobilitätswende, Bildung und weitere Infrastrukturmaßnahmen und welche freiwilligen Leistungen können realisiert werden? Diese Fragen werden auf Grundlage der Verwaltungsvorschläge nun politisch diskutiert.

Haushaltsplanentwurf weist Fehlbetrag in Höhe von 49,6 Millionen Euro

Der aktuelle Haushaltsplanentwurf weist einen Fehlbetrag in Höhe von rund 49,6 Millionen Euro aus. Ein Defizit, dass insbesondere auch im Vergleich zu anderen Kommunen in Deutschland nicht ungewöhnlich und trotzdem alarmierend ist, wie Rink betonte: „Die kommunalen Haushalte befinden sich am Kipppunkt.“

Schuld daran sei vor allem die Schieflage des Konnexitätsprinzips. Sprich: Bund und Land zahlen nicht auskömmlich für die Aufgaben, die sie an die Kommunen übertragen. So hängt ein großer Teil des Fehlbetrages im Haushalt auch in diesem Jahr mit den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine zusammen, Mehraufwendungen für die Unterbringung und Versorgung von Geflüchteten (13 Millionen Euro) sowie Kostensteigerungen durch die hohe Inflation (3,5 Millionen Euro) und damit verbundene Tarifsteigerungen (6,4 Millionen Euro).

Hinzu kommen weitere Unwägbarkeiten für den Haushalt, darunter vor allem die Frage nach der künftigen finanziellen Unterstützung durch Bund, Land und Kreis bei der Unterbringung Geflüchteter, die Entwicklung der Wirtschaftskraft bundesweit und die defizitären Wirtschaftspläne von Beteiligungsgesellschaften wie etwa dem Theater Lüneburg.