Lühe. Bei einem Besuch am Freitag verspricht Christian Meyer baldige Auszahlung der Hilfen. Für den Landrat ist längst nicht alles in Butter.

Mehr als ein Jahr ist seit der Lühe-Flut im Mai 2022 im Landkreis Stade vergangen. Nun traf sich Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) am Freitag mit Opfern der Überschwemmungen im Rathaus der Samtgemeinde Lühe bekannt – und betonte, dass die finanziellen Hilfen für die Opfer der Überschwemmungen kurz vor der Auszahlung stehen: „Ich freue mich sehr, dass wir den Betroffenen nun endlich die vom Land schon 2022 zugesagten Hilfen auszahlen können“, sagte Minister Meyer.

„Ich begrüße es, dass das Umweltministerium jetzt endlich eine Entschädigung der Opfer der Lühe-Flut vornehmen wird“, sagte Landrat Kai Seefried (CDU) in einer ersten Stellungnahme.

Die Überschwemmungen waren durch eine verspätete Schließung des Lühe-Sperrwerks verursacht, das normalerweise die angrenzenden Grundstücke vor Hochwasser schützt. Dabei entstand ein Sachschaden von etwa einer Million Euro. Das Sperrwerk hätte automatisch einen Anruf an den zuständigen Wärter senden sollen, um ihn vor dem Hochwasser zu warnen, doch nach seiner Aussage wurde der Anruf nicht empfangen.

Die Lühe-Flut und die Opfer: Schuldfrage bleibt umstritten

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft um die Verantwortung des Vorfalls wurden einstweilen eingestellt, da wichtige Daten auf dem Mobiltelefon des Wärters für den fraglichen Zeitraum fehlten.

Die Schuldfrage bleibt jedoch umstritten. Eine fehlerhafte Alarmierungssoftware, Störungen im Mobilfunknetz oder ein Versäumnis des Mobilfunkanbieters wurden als mögliche Ursachen erwogen. Laut Umweltministerium und Niedersächsischem Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) weist alles auf ein technisches Versagen hin. Lühes Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke hingegen sah wie viele andere Lokalpolitiker in Stade die Verantwortung beim NLWKN, da es das Sperrwerk betreibt und daher auch für die Technik verantwortlich ist.

Ungeachtet dieser Debatte hat der Niedersächsische Landtag im Sommer 2023 eine Million Euro für Entschädigungen bereitgestellt. Die dafür notwendige Billigkeitsrichtlinie wurde kürzlich veröffentlicht. Die Geschädigten können demnächst Leistungen des Landes in Höhe von bis zu 50.000 Euro je Haushalt für nicht versicherte Schäden erhalten.

Kai Seefried: „Schnelle und unbürokratische Hilfe sieht anders aus“

Während der Aufarbeitung der Folgen der Flut lief die Arbeit zwischen dem Landkreis und dem Land Niedersachsen nicht immer reibungslos. Während sich Landrat Kai Seefried vom ersten Tag an für eine lückenlose Aufklärung und schnelle Schadenersatzforderungen einsetzte, bremste das Land. „Wir dürfen nicht vergessen, dass die Entschädigung erst eineinhalb Jahre nach den Überflutungen erfolgt. Schnelle und unbürokratische Hilfe sieht anders aus“, sagte Seefried.

Währenddessen wurde das Alarmierungssystem am Sperrwerk durch den NLWKN mit zusätzlichen Sicherungen ausgestattet, um zukünftige Versäumnisse zu vermeiden. „Wir werden auch weiterhin alles dafür tun, damit sich ein solcher Vorfall in Zukunft nicht wiederholt“, versicherte Nancy Haack, Leiterin der Betriebsstelle Stade des NLWKN. Trotz dieser Maßnahmen bleibt das Vertrauen in die Technik des Sperrwerks bei einigen Anwohnern angekratzt.