Kirchgellersen. Eine kleine Idee, aus der Großes wurde: Am Sonnabend rollt ein Konvoi durch Lüneburg, der die Menschen zu Tränen rühren dürfte.
Als Harald Subke bei einer Geschäftsreise zu einer Spedition in den Niederlanden Fotos von Kindern sah, die in einem Lkw saßen und Schläuche in der Nase trugen, fragte er die Kollegen, was das zu bedeuten habe. Die Antwort: Einmal im Jahr lädt die Spedition erkrankte Mädchen und Jungen zum Mitfahren ein, um ihnen eine Freude zu machen. Die Idee fand Subke so gut, dass er sie gemeinsam mit zig anderen Aktiven nun ebenfalls umsetzt – nur ein wenig anders.
Am Sonnabend, den 16. September werden 30 Feuerwehrfahrzeuge in Kolonne durch den Landkreis Lüneburg rollen. Mit an Bord: sterbens- und schwerkranke Kinder und ihre Familien. Die Veranstalter haben es sogar geschafft, auch in die Hansestadt hineinfahren zu dürfen. Und so macht der erste Konvoi seiner Art auch Halt Am Sande – direkt in der Lüneburger Innenstadt, mitten an einem Sonnabend.
Konvoi für sterbenskranke Kinder: Den schweren Alltag eine Zeit lang vergessen
„Wir wollen den Kindern, ihren Geschwistern und Eltern einen schönen Tag bereiten“, erklärt Harald Subke. „Wir möchten sie einmal ihren Lebensalltag vergessen lassen und in unseren Fahrzeugen mitnehmen.“ Natürlich, wenn es geht, auf dem Beifahrersitz. Dort, wo ansonsten die Einsatzleitung ihren Platz hat.
Subke selbst ist im Ehrenamt zweiter stellvertretender Ortsbrandmeister von Kirchgellersen. Sein erster Ansprechpartner war also Ortsbrandmeister Jürgen Cordes. Und dem war sofort klar: „Das machen wir.“
„Es hätten sogar noch mehr Fahrzeuge werden können“
Dass sie allerdings eine so große Nummer werden wird, ihre erste „Wunschfahrt“, das ahnten die beiden während des ersten Gesprächs vor rund einem Jahr nicht. „Es hätten sogar noch mehr Fahrzeuge werden können, so groß war das Interesse der Wehren, mitzumachen“, erzählt Cordes. Sie selbst hätten aber bei 30 Autos den Schlussstrich gezogen – die Kolonne wäre einfach zu lang geworden.
Vorbilder oder Tipps für die Organisation hatten die beiden keine: „Wir wissen von keiner anderen Wehr, die so etwas bereits durchgeführt hat“, sagt Cordes. Initiator Harald Subke ist froh und dankbar, wie schnell und wie viele Menschen sie fanden, die die Idee unterstützen. Von den Feuerwehren über die Hauptverwaltungsbeamten bis zu Polizei und Ehrenamtlichen vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), einem Arzt sowie Seelsorgerinnen und Seelsorgern, die den Konvoi begleiten.
Die meisten Kinder haben Stoffwechsel- oder Muskelerkrankungen
Um Familien mit lebensverkürzend und schwerkranken Kindern für den Tag einladen zu können, hat sich Harald Subke an Silke Schippmann vom Kinderhospiz-Stützpunkt Löwenherz Lüneburg gewandt. „In diesen Familien ist das ganze System auf die Versorgung des kranken Kindes ausgerichtet“, sagt Schippmann. „Sie kommen kaum raus. Diese Einladung war für alle eine große Freude.“
Die Kinder sind zwischen 5 und 18 Jahre alt, die meisten haben Stoffwechsel- oder Muskelerkrankungen sowie genetische Erkrankungen, aber auch Kinderdemenz. Es sind Familien dabei aus dem Raum Lüneburg, Soltau, Buchholz und Winsen/Luhe – insgesamt mehr als 100 Gäste fahren in den Feuerwehrautos mit.
Feuerwehr-Konvoi durch Lüneburg: Bitte an die Straße stellen und winken!
Entlang der Route freut sich das Organisationsteam, wenn viele Menschen an der Straße stehen, winken und Grüße in die Luft halten. „Das wäre einfach toll“, sagt Subke. „Für alle. Für die Kinder und für alle anderen auch.“
In der Kolonne fahren 27 Ortsfeuerwehren aus dem Landkreis Lüneburg sowie die Flughafenfeuerwehr aus Hamburg. Die Route führt vom Gerätehaus Kirchgellersen über Dachtmissen, Vögelsen und Bardowick nach Lüneburg, von dort weiter nach Embsen, wo die Feuerwehr Edendorf aus dem Landkreis Uelzen zur Unterstützung parat steht. Nach einer Pause geht es über Neu Oerzen, Drögennindorf, Amelinghausen, Oldendorf/Luhe, Wetzen und Südergellersen zurück nach Kirchgellersen. Dort lädt die Feuerwehr die Familien zum großen Abschlussfest ein.
Strecke und Zeitplanung finden sich im Internet
Rund 150 Angehörige der Feuerwehren sind an dem Tag ehrenamtlich im Einsatz. „Für die Einsatzfähigkeit der Wehren ist selbstverständlich weiterhin gesorgt“, betont Holger Schölzel vom Ordnungsamt der Samtgemeinde Gellersen.
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Wichtiger Hinweis: Die Schlange ist offiziell als Kolonne angemeldet und wird unter Blaulicht fahren. Das bedeutet, dass sie im Straßenverkehr als ein Fahrzeug angesehen wird. Andere Autos dürfen daher nicht einscheren, und die Fahrzeuge der Kolonne fahren so lange über eine rote Ampel, bis auch das letzte Fahrzeug sie passiert hat.
Wer sich an die Straße stellen möchte, findet Strecke und Zeitplanung unter www.wunschfahrt.de. Das Einrollen Am Sande ist für 11.40 Uhr geplant. Dort wird Feuerwehrsprecher Daniel Römer per Lautsprecher den Konvoi begrüßen und zu jedem Feuerwehrauto erklären, woher es kommt und welche Funktion es hat.