Hamburg. Rund um Hamburg gibt es in vielen Ausstellungen faszinierende Werke zu bestaunen. Nicht alle sind allgemein bekannt. Eine Übersicht.

In Farben und Formen schwelgen mit Emil Nolde in Seebüll und Hans Mack in Lüneburg oder in kunstvollen Sonnenuntergängen in Bremen, junge Fotografie in Worpswede oder die Kunst des Verhüllens beim Ehepaar Christo und Jeanne-Claude auf Schloss Gottorf bestaunen – es gibt eine Menge zu entdecken bei Kunstausflügen in Norddeutschland. Darüber hinaus bieten viele Museen eine gute Gastronomie und drum herum die Möglichkeit zu schönen Spaziergängen.

Manches Reiseziel liegt direkt vor den Toren Hamburgs, etwa das Kunsthaus Stade, das uns die „ziemlich besten Freunde“ Hans Thuar und August Macke präsentiert, oder das Ernst Barlach Museum, das in der Ausstellung „Junge Wilde“ expressive Malerei aus dem Berlin der 1980er-Jahre zeigt. Wer vielleicht ohnehin die friesischen Inseln ansteuert, kann gleich einen Abstecher ins Museum Kunst der Westküste auf Föhr machen und dort den Zauber einer alten Hafenkneipe erleben. Emden und Lübeck sind ja ohnehin immer eine Reise wert ... Zehn Anregungen für die Märzferien – und natürlich auch für die Zeit danach.

Kunst rund um Hamburg: Das sind zehn überraschende Ausflugstipps

Eine Karte der verschiedenen Standorte in Norddeutschland
Eine Karte der verschiedenen Standorte in Norddeutschland

1. Ernst Barlach Museum Wedel

Zu Beginn der 1980er-Jahre etablierte sich in Berlin eine neue Generation junger Malerinnen und Maler. Ihr Auftreten war spektakulär, radikal und direkt. Sie setzten sich mithilfe von Gemeinschafts- und Einzelausstellungen, Publikationen und Interviews vehement ins Licht der Öffentlichkeit. Ihre Bilder: wild, heftig, punkig, frech, aggressiv, hässlich. Die sogenannten Jungen Wilden verursachten eine regelrechte Explosion der Malerei. Heute gelten sie als eine der letzten großen künstlerischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts.

Die Erfolgsgeschichte dieser jungen deutschen Generation von Künstlerinnen und Künstlern ist inzwischen international zum kunsthistorischen Mythos geworden. In der Ausstellung „Junge Wilde – Expressive Malerei im Berlin der 80er-Jahre“ im Ernst Barlach Museum in Wedel treten die Bilder von Rainer Fetting, K.H. Hödicke, Elvira Bach, Bernd Koberling, Markus Lüpertz, Helmut Middendorf, A.R. Penck, Salomé und vielen anderen so neu und frisch vor die Betrachter, als wären sie gestern erst entstanden.

„Junge Wilde“ bis 26.3., Ernst Barlach Museum, Mühlenstraße 1, 22880 Wedel, Di–So 11.00–18.00, Eintritt 10,-/8,- (erm.), Infos: www.ernst-barlach.de

2. Kunsthalle Lüneburg

Licht, Farbe und Bewegung – immer sind es diese drei Elemente, die Heinz Macks Werken ihre enorme ästhetische Ausdruckskraft verleihen. Phänomene der Natur wie Wellen- und Lichtbrechung überträgt der Künstler, Mitbegründer der ZERO-Bewegung, ebenso künstlerisch auf Papier wie die Rhythmik lyrischer Textkunst. Dem druckgrafischen Werk Heinz Macks widmet sich die Kunsthalle Lüneburg in einer umfangreichen Ausstellung von Linolschnitten, Metallarbeiten, Skulpturen und Siebdrucken.

„Heinz Mack. Das Eine mehrmals“ bis 26.3., Kunsthalle Lüneburg, Dorette-von-Stern-Straße 2, 21337 Lüneburg, Mo-Fr 10.00–18.00, Sa/So 11.00–17.00, Eintritt frei, weitere Infos: www.kunsthalle-lueneburg.de

3. Kunsthaus Stade

„Ziemlich beste Freunde“, das waren Hans Thuar (1887-1945) und August Macke (1887-1914). Beide kannten sich von Kindesbeinen an aus Köln und beschlossen, Künstler zu werden – verbunden durch die Suche nach einer neuen Sprache Anfang des 20. Jahrhunderts wandten sie sich dem Expressionismus zu. Während Macke auf experimentierfreudige Weise einen Ausdruck für seine Vorstellungen vom irdischen Paradies suchte, spiegelte sich bei Thuar eine existenzielle Beziehung zur Natur. Den frühen Tod Mackes im Ersten Weltkrieg verarbeitete er in farbigen Kompositionen, in denen er „seine Seele ausgießen konnte“.

„Ziemlich beste Freunde. Hans Thuar & August Macke“ bis 29.5., Kunsthaus Stade, Wasser West 7, 21682 Stade, Di, Do, Fr 10.00 –17.00, Mi 10.00–19.00, Sa/So 10.00–18.00, Eintritt 9,-/4,50 (erm.), www.museen-stade.de

August Mackes
August Mackes "Porträt Hans Thuar" aus dem Jahr 1903. © HA | Kunstmuseum Bonn, Foto: Reni Hansen

4. Günter Grass-Haus Lübeck

Die Begeisterung für das Kulinarische und seine Zubereitung waren für Günter Grass lebenslang ein Thema, das er in seinen Romanen, Gedichten, Zeichnungen und Skulpturen aufgegriffen hat, etwa in „Der Butt“. Auch privat war er ein leidenschaftlicher Koch mit Vorliebe für deftige Speisen und große gesellige Runden. Und als politisch engagierter Bürger sprach er häufig über den Hunger in der Welt. Das Günter Grass-Haus zeigt aus diesem Grund die Sonderausstellung „Grass kocht. Essen im Werk von Günter Grass“ mit Workshops, Kinder-Rallye, Familiensonntagen und literarischer Koch-Partie.

„Grass kocht“ bis 20.9., Günter Grass-Haus, Glockengießerstraße 21, 23552 Lübeck, Di–So 11.00–18.00, Eintritt 8,-/4,- (erm.), Infos: www.grass-haus.de

Ausstellung „Grass kocht
Ausstellung „Grass kocht" im Günter Grass Haus in Lübeck Gemälde "Zitronen unter Wolken". © Guenter und Ute Grass Stiftung/Steidl Verlag | Guenter und Ute Grass Stiftung/Steidl Verlag

5. Nolde Museum Seebüll

Für drei Jahre war das Nolde Museum in Seebüll/Neukirchen nahe der dänischen Grenze wegen Sanierung geschlossen. Seit 1. März strahlt es in neuem Glanz und zeigt 130 Werke des Malers Emil Nolde, der dort viele Jahre zusammen mit seiner Frau Ada im selbst entworfenen Haus lebte. Blumen-Stillleben, Selbstbildnisse und heimische Landschaftsporträts, aber auch Porträts von seinen Reisen in die Südsee und Südeuropa sind im Bildersaal sowie in Kabinetten zu besichtigen, daneben auch die Werkstatt des Künstlers und die privaten Wohnräume des Paares, das in Seebüll seine letzte Ruhestätte hat.

„Zurück Zuhause. Emil Nolde – Welt und Heimat“ bis 31.10., Nolde Museum, Seebüll 31, 25027 Neukirchen, täglich 10.00 –18.00, Eintritt 12,-/8,- (erm.), weitere Infos: www.nolde-stiftung.de

6. Museum Kunst der Westküste Föhr

Gleich drei Ausstellungen sind im Museum auf Föhr zu besichtigen: „Provenienzgeschichten. Max Liebermann im Fokus“ (bis 19.3.), „Dampfer, Deiche, Dramen. Druckgrafik aus der Sammlung und zeitgenössische Positionen“ (bis 18.6.) und „Bei Tante Herta. Wunderkammer Hafenkneipe“ (bis 10.9.). Filmemacher Kai Ehlers fotografierte das Inventar des Inhabers Claus-Otto Menden – 200 Seefahrersouvenirs aus aller Welt – und inszeniert so die einstige Kultkneipe in Wyk, die eigentlich „Glaube-Liebe-Hoffnung“ hieß, noch einmal fürs Publikum.

Museum Kunst der Westküste, Hauptstraße 1, 25938 Alkersum auf Föhr, Di-So 10.00 –17.00, Eintritt 10,-/5,- (erm.), www.mdkw.de

7. Kunsthalle Emden

Das Verhältnis von Person und Werk liegt der Ausstellung „Nolde/Rohlfs. Zwei Künstlerleben“ zugrunde. Während der Expressionist Christian Rohlfs (1849-1938) nicht explizit politisch agierte, war Emil Nolde (1867-1956) von der nationalsozialistischen Ideologie fasziniert und diente sich dem NS-Regime an. Gezeigt werden über 100 Werke, ergänzt durch Interventionen des Künstlerpaares Lotte Lindner & Till Steinbrenner. Sie fragen nach dem Kunstgenuss belasteter Werke und dem Bösen hinter dem Schönen.

„Nolde/Rohlfs. Zwei Künstlerleben“ bis 23.4., Kunsthalle Emden, Hinter dem Rahmen 13, 26721 Emden, Di-Fr 10.00–17.00, Sa/So 11.00–17.00, Eintritt 9,-/7,-, weitere Infos unter www.kunsthalle-emden.de

8. Kunsthalle Bremen

Sonnenuntergänge sind allgegenwärtig, sie stehen für Sehnsüchte und Projektionen von Schönheit, aber auch für Kitsch. Wie Künstlerinnen und Künstler dieses allabendliche Naturspektakel aufgefasst und verarbeitet haben, zeigt die sehenswerte Ausstellung „Sunset. Ein Hoch auf die untergehende Sonne“ in der Kunsthalle Bremen – von der Romantik bis ins 21. Jahrhundert, von der Metapher fürs Leben bis zur apokalyptischen Vision.

„Sunset. Ein Hoch auf die untergehende Sonne“ bis 2.4., Kunsthalle Bremen, Am Wall 207, 29195 Bremen, Di 10.00–21.00, Mi–So 10.00–18.00, Eintritt 15,-/7,- (erm., inkl. Sammlung und weiterer Ausstellungen), Infos: www.kunsthalle-bremen.de

Félix Vallotton: „Sonnenuntergang in Grâce“
Félix Vallotton: „Sonnenuntergang in Grâce“ © Kunsthalle Bremen/Privatsammlung | Kunsthalle Bremen/Privatsammlung

9. Museen Worpswede

Mit der vierten Ausgabe der RAW Photo Triennale stehen die Museen wieder ganz im Zeichen der Fotografie. Der Titel „Turning Point. Turning World“ verdeutlich, dass das Worpsweder Fotofestival politischer und kontroverser geworden ist. RAW zeigt im Frühjahr einen Querschnitt internationaler junger Fotografie mit neuen aufregenden Positionen. Dokumentarische und künstlerische Arbeiten verhandeln aktuelle Themen wie Krieg, Klimakrise und Migration, setzen sich aber auch mit persönlichen Geschichten und Fragen der Identität auseinander.

„RAW Photo Triennale“ 18.3.–11.6., Museen Worpswede, weitere Infos unter www.worpswede-museen.de

2016: „Studio Portrait self portrait of me as my father“
2016: „Studio Portrait self portrait of me as my father“ © Silvia Rosi, Encounter | Silvia Rosi, Encounter

10. Schloss Gottorf Schleswig

Ein verhüllter Reichstag oder Arc de Triomphe, die schwimmenden Stege von Italien, die Tore im Central Park von New York – Christo und Jeanne-Claude haben die Welt durch ihre Kunst nachhaltig geprägt. Die Ausstellung „Christo und Jeanne-Claude. Paris. New York. Grenzenlos“ zeigt mit rund 80 Werken die künstlerische Entwicklung des berühmten Künstlerpaares seit den späten 1950er-Jahren bis zu Christos Tod im Mai 2020.

„Christo und Jeanne-Claude. Paris. New York. Grenzenlos“ bis 3.9., Schloss Gottorf, Schlossinsel 1, 24837 Schleswig, Di–Fr 10.00 –16.00, Sa/So 10.00–17.00, Eintritt 10,-/8,- (erm.), www.museum-fuer-kunst-und- kulturgeschichte.de