Hamburg. Serie: Timo Strohschnieder ist den kompletten Heidschnuckenweg gewandert. Sein Fazit lesen Sie hier.

Das war’s also: der Heidschnuckenweg von Fischbek bis Celle. Auf 10 offiziellen Etappen, 11 Wandertage, das Pietzmoor eingerechnet. Meine GPS-App verzeichnet 185 gelaufene Kilometer, 1460 Meter bergauf und insgesamt gut 39 Stunden Laufzeit, was einer gemütlichen Pace von 4,7 km/h entspricht. Wie lässt sich die Wandererfahrung durch die Lüneburger Heide nun abschließend beschreiben?

Laut der offiziellen Website umfasst der reguläre Heidschnuckenweg 13 Etappen (zwischen 7 und 27 Kilometer) und insgesamt 223 km Wanderstrecke. Die fehlenden 38 Kilometer auf meiner Strecke lassen sich leicht erklären, denn statt dem offiziellen Weg über Faßberg und die Oberoher Heide zu folgen, bin ich über Hermannsburg nach Weesen gelangt.

Der Heidschnuckenweg lädt ein, ihn nach den persönlichen Vorstellungen zu gestalten

Darüber hinaus habe ich meine Etappen teilweise verlängert und teilweise verkürzt. Statt den letzten Tag von Dehningshof bis Celle (27 km) zu laufen, führte mich mein persönlicher Heidschnuckenweg beispielsweise zuerst bis nach Scheuen (14 km) und von dort am nächsten Tag nach Celle (13 km).

Derzeit blüht die Heide. In diesem Jahr besonders prächtig.
Derzeit blüht die Heide. In diesem Jahr besonders prächtig. © © Lueneburger Heide GmbH | © Lueneburger Heide GmbH

Daran zeigt sich ein wichtiger Punkt: Der Heidschnuckenweg lädt ein, ihn nach den persönlichen Vorstellungen zu gestalten – und auch spontan anzupassen. Zeitmanagement ist aufgrund der Lage kein so wichtiges Thema wie auf Wanderreisen im Ausland, an deren Ende ein im Voraus gebuchter Flug erreicht werden muss.

Stattdessen reicht ein kurzer Trip mit dem Zug, um dort auszusteigen, wo das Wochenende zuvor aufgehört wurde. Wer besonders fit und motiviert ist, kann mehrere Etappen am selben Tag zusammenführen, wer eher gemächlich unterwegs ist, kann einzelne Etappen noch zusätzlich aufteilen oder eine der diversen Heideschleifen erkunden.

Ein zweites Paar Schuhe oder der Roman, den man schon lange mal lesen wollte?

Ganz im Sinne von „weniger ist mehr“ lohnt es sich auch beim Heidschnuckenweg, nur das Nötigste einzupacken. Das Wandern mit Zelt und Schlafsack auf dem Rücken mag cool aussehen, erhöht aber auch das Rucksackgewicht um mehrere Kilogramm – und spätestens nach einigen Kilometern bemerkt man diese Kilos. Es gilt daher genau abzuwägen, ob ein zweites Paar Schuhe oder der Roman, den man schon lange mal lesen wollte, wirklich notwendig sind.

Wer ohnehin in Hotels und Gasthöfen nächtigt, kann in einer Vielzahl dieser auch vom Gepäcktransfer profitieren, den einige Unterkünfte entlang des Weges anbieten – näheres dazu auf der offiziellen Heidschnuckenweg-Website.

Autor Timo Strohschnieder ist alle Etappen des Heidschnuckenwegs gewandert.
Autor Timo Strohschnieder ist alle Etappen des Heidschnuckenwegs gewandert. © HA | Timo Strohschnieder

Zum Stichwort Unterkünfte: Ob Gaststätten oder Zeltplätze muss wohl jeder für sich entscheiden – die rustikalen und vielfältigen Gaststätten entlang des Weges bieten bei höherem Preis (laut Maren und Jan durchschnittlich 115 Euro für ein Doppelzimmer) auch höheren Komfort und oftmals ein inklusives Frühstück. Zelten wiederum passt gut zum naturbehafteten Charakter des Heidschnuckenwegs und ist deutlich günstiger.

Bei der Verpflegung müssen Wandernde einiges an Flexibilität mitbringen

Leider sind die Zeltplätze häufig nicht direkt am Weg – und zumindest außerhalb der Saison schwer mit öffentlichem Nahverkehr zu erreichen. Daumen herausstrecken und per Anhalter fahren ist eine Option, in der Saison bieten auch die Heideshuttle die eine oder andere Möglichkeit. Im Notfall kann man auch mal beim nächsten Bauernhof klingeln und nachfragen, ob eine kleine Rasenfläche frei ist, auf der sich ein Zelt aufschlagen lässt.

Der Heidschnuckenweg
Der Heidschnuckenweg © HA Grafik, HA Infografik, F. Hasse | F. HasseFrank Hasse

Bei der Verpflegung müssen Wandernde ebenfalls einiges an Einfallsreichtum und Flexibilität mitbringen. Während auf einigen Etappen diverse Cafés und Restaurants zum Einkehren in schöner Umgebung einladen, sind andere Streckenabschnitte komplett fern jeglicher Zivilisation zu absolvieren. Hier ist es wichtig vorauszuplanen und gegebenenfalls an den Start- und Zielpunkten genügend Proviant und Wasser einzukaufen. Die Lokale, die ich persönlich besucht habe, haben jedoch einen ausnahmslos positiven Eindruck hinterlassen, was das gastronomische Angebot und den Geschmack anging.

Auch vegan-freundliche Optionen waren an fast jeder Stelle gegeben

Auch vegan-freundliche Optionen waren an fast jeder Stelle gegeben. Für Unterkünfte, Verkehr und Verpflegung sollten täglich mindestens 70 Euro eingeplant werden. Während Stellplätze für Zelte schon bei 20-30 Euro losgehen, gibt es Einzelzimmer meist ab 60 Euro pro Nacht, Doppelzimmer eher ab 100 Euro zu haben.

Die tägliche Preisspanne kann also zwischen 50 und 150 Euro variieren, je nach Anspruch und Wunsch nach Luxus und Gastronomie. Im Vergleich zu Wanderreisen außerhalb Deutschlands mag dies zwar im ersten Moment teuer wirken – man denke an ein klassisches portugiesisches Pilgermenü für 5 Euro - im Endeffekt handelt es sich aber um deutsche Preise auf Normalniveau. Gespart wird demgegenüber bei den Reisekosten, denn mit Deutschlandticket fällt die An- und Abreise preislich kaum ins Gewicht.

Züge in der Region fahren Orte wie Buchholz, Soltau und Celle an

Die Züge in der Region fahren dabei vor allem Orte wie Buchholz, Soltau und Celle an, von dort ist es dann oftmals nötig einen Bus oder Heideshuttle zum Startpunkt zu nehmen. Für diejenigen, die den Weg in einem Stück wandern, steht der Zug am Ende in Celle und am Anfang in Hamburg stündlich parat. Vor allem während der Saison fahren diverse Busse und die Heideshuttles in regelmäßigen Abständen. Außerhalb der Saison muss allerdings genau geplant und auch dementsprechend gelaufen werden, da einige Busse nur ein oder zweimal täglich fahren. Das Informationsangebot entlang des Weges ist gegenüber Wanderwegen außerhalb Deutschlands vorbildlich.

Der Heidschnuckenweg ist hervorragend beschildert.
Der Heidschnuckenweg ist hervorragend beschildert. © © Lueneburger Heide GmbH | © Lueneburger Heide GmbH

An jeder Strecke finden sich Informationsschilder, die über die einzigartigen Lebensräume, geschichtlichen Aspekte und kulturellen Besonderheiten der Lüneburger Heide aufklären. Der Weg selbst ist mit den weißen H-Symbolen durchweg klar beschildert und ausgewiesen. Auch wer den Weg „rückwärts“ von Celle nach Hamburg läuft, dürfte aufgrund dessen an keiner Stelle Probleme haben, den Weg zu finden. Im Vorhinein lohnt es sich, das Informationsangebot der Lüneburger Heide GmbH (www.heidschnuckenweg.de) zu konsultieren.

Darüber hinaus gibt es einige Reiseführer, die die Etappen Schritt für Schritt erläutern und Zusatzinformationen zu Unterkünften, Sehenswürdigkeiten und Geschichte der Heide anbieten. Als Beispiel ist der Outdoor Wanderführer von Hartmut und Friederike Engel (Conrad Stein Verlag) sehr zu empfehlen.

FAZIT

Abschließend ist also festzuhalten, dass der Heidschnuckenweg für jede und jeden geeignet ist, der Interesse am Wandern hat oder entwickeln möchte. Anfänger können langsam starten und sich herantasten, ohne gleich für mehrere Wochen ins Ausland zu fliegen. Profis können sportliche Herausforderungen suchen. Flexibilität bei der Planung ist einer der großen Pluspunkte. Früh in der Saison gibt es wiederum nur wenige andere Wandernde entlang des Weges. Das gastronomische Angebot ist ausbaufähig, wenn vorhanden allerdings stets zufriedenstellend.

Auch Unterkünfte sind entlang des Weges fast immer in ausreichender Varianz gegeben – nur wer zeltet, sollte genau planen, wie er oder sie von A nach B kommt. Ob alleine oder zu zweit gewandert wird, bleibt jedem selbst überlassen. Je nachdem gibt es Ruhe in der Natur und meditative Streckenabschnitte oder tief gehende und spaßige Gespräche und Entdeckungen. Für mich als zugezogenen Hamburger hat der Heidschnuckenweg viele neue geschichtliche und kulturelle Erkenntnisse bedeutet. Auch die Flora und Fauna der Lüneburger Heide konnte ich auf eine Weise kennenlernen, wie sie einzelne Tagesausflüge bisher nicht erreicht haben. Schlussendlich bleibt zu sagen, dass der Weg wohl für jede und jeden anders aussieht – ich persönlich hatte eine sehr schöne Zeit.

ENDE DER SERIE