Bleckede. Manfred Eickelpoth verleiht ein rollendes Tiny House für Ausflüge: Traktor und Vorkriegs-Zirkuswagen – Jungfernfahrt war an der Elbe.
Wenn Manfred Eickelpoth mit seinem neuesten Gespann auf Reise geht, ist er langsamer als mit dem Fahrrad – und das, obwohl er einen kräftigen Motor unter sich hat. Aber es ist eben ein Trecker von 1966, und dieser Trecker zieht einen Zirkuswagen hinter sich her. „Damit kommt man pro Stunde ungefähr zwölf Kilometer weit“, sagt der freundliche Mann und lacht. Die Jungfernfahrt mit seinem Lebenstraum aus Deutz und Zirkuswagen hat er an die Elbe gemacht.
„Schon als junger Mensch wollte ich einen Zirkuswagen besitzen“, erzählt der 65-Jährige, der lange in Hohnstorf/Elbe gelebt hat und jetzt in Hamburg wohnt. „Warum, weiß ich nicht. Ich habe keine Ahnung, woher dieser Wunsch kommt, er war einfach da. Schon ganz lange.“
Wie alt der Wagen ist, kann der Schiffsbauingenieur nur schätzen
Vor zehn Jahren hat er ihn sich erfüllt, kaufte einen Zirkuswagen in Bremen, restaurierte ihn über all die Jahre hinweg. Ganz fertig ist er zwar immer noch nicht, „aber ich wollte jetzt endlich einmal los mit ihm“, sagt er. Wie alt der Wagen ist, kann der Schiffsbauingenieur nur schätzen.
„Der muss von vor dem Zweiten Weltkrieg sein. Er hat jedenfalls noch eine Vorrichtung, um Pferde vorzuspannen.“ Das Besondere an einem Zirkuswagen seien die Oberlichter, die ein typischer Bauwagen nicht hat. „Der Lichteinfall ist dadurch einfach schöner.“
Gemeinsam mit seinem Deutz aus den Sechziger Jahren, einem zweiten Trecker von 1954 und weiteren Bauwägen steht der Zirkuswagen bei seiner Tochter in Bleckede – in Hamburg hat er dafür keinen Platz.
Mit einem Gespann aus Trecker und Bauwagen ist er schon bis in die Altmark gefahren, erzählt er. „Mit dem Zirkuswagen komme ich aber nicht so weit“, schränkt er ein. Das habe schon die Jungfernfahrt mit ihren gerade einmal zehn Kilometern von Bleckede zum Campingplatz Elbeling in Radegast gezeigt. „Kunden waren hier schon, ich selbst jetzt zum ersten Mal. Der Platz ist super, es ist, als ob man in einem Park parkt.“
Am besten aber wäre ein dauerhafter Stellplatz für den Zirkuswagen
Die nächste Tour soll etwas weiter elbaufwärts nach Klein Kühren gehen. Am besten aber wäre ein dauerhafter Stellplatz für den Zirkuswagen. „Zum Camping ist er ehrlich gesagt weniger geeignet“, sagt Manfred Eickelpoth, „einfach zu groß zum Rangieren.“ Schließlich verfügt sein rollendes zweites Zuhause nicht nur über eine, sondern zwei Achsen und ist inklusive Deichsel etwa sieben Meter lang.
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Einfacher funktioniert ein Wochenend-Ausflug mit einem Gespann aus Trecker und Bauwagen. Das hat er selbst schließlich schon häufig ausprobiert – und viele andere Menschen seinetwegen auch. Denn Manfred Eickelpoth vermietet nicht nur Trecker, sondern auch die Kombination mit einem Minihaus aus Holz auf Rädern.
Als Kind schon hatte er auf dem Trecker seines Onkels gesessen, seit vielen Jahren schon steht das gute alte Stück bei ihm. Während einer Spritztour mit Freunden Ende der 1990er-Jahre, „es war eine klassische Herrentour am Vatertag“, erinnert er sich, kam die Truppe auf die Idee: Man könnte den Trecker ja vermieten. Das wäre doch eine Geschäftsidee!
Urlaub für Langsame: Zwei Trecker und zwei Bauwägen stehen zur Auswahl
„Ein richtiges Geschäft ist das nie geworden“, erzählt er und zuckt mit den Schultern, „aber ich mache das noch immer. Es macht einfach Spaß.“ Zwei Trecker und zwei Bauwägen stehen zur Auswahl, frei nach dem Motto: „aufsitzen und abschalten“. Er gibt Tipps für Touren von drei bis sieben Tagen Länge, zum Beispiel bis nach Walmsburg, Hitzacker, Dannenberg und Gartow. Start ist jeweils der Campingplatz in Radegast.
Stieß er bei seinen Trecker-Tiny-Touren vor bummelig 20 Jahren noch auf verstörte Blicke ob seines Gespanns, sind die Reaktionen heute ganz anders, erzählt er: „Die Menschen sind interessiert und fasziniert. Das Empfinden für Exoten ist ein anderes geworden. Das finde ich schön.“ www.treckerverleih.de