Lüneburg. Berit Neß und Carolin George stellen Hofläden und Direktvermarktung in der Region vor. Alle Geschichten passten nicht in ein Buch.

Am Anfang waren sie selbst unsicher: Als Berit Neß und Carolin George beschlossen, ein Buchprojekt über Hofläden und Direktvermarktung in der Region Lüneburg zu starten, wussten sie noch gar nicht, ob das Thema genügend Stoff hergeben würde für ein ganzes Buch. Jetzt liegt das Werk frisch gedruckt vor, und mit mehr als 40 vorgestellten Familien ist es umfangreicher als die Autorinnen es erwartet haben.

„Hofläden rund um Lüneburg – regionalverliebt und gut verdaulich“ lautet der Titel, und der ist Programm. Denn: „Wir sind wieder einmal sehr verliebt in unsere Region und haben alles Gekaufte wunderbar verdaut“, schreiben Carolin George und Berit Neß in ihrem Vorwort.

Autorinnen entdecken Produkte, die nicht unbedingt regional sind

Acht Wochen lang haben sie Betriebe in Lüneburg und Umgebung besucht, die Lebensmittel produzieren und direkt bei sich verkaufen – in den allermeisten Fällen waren es Familien, die gemeinsam auf den Höfen leben und arbeiten. Neben verschiedenen regional bekannten Gemüsesorten und vielen auf Weiden lebenden Rinderherden stießen sie auch auf Produkte, mit denen in unseren Breitengraden nicht unbedingt zu rechnen ist: zum Beispiel Wein, Melonen, Schafjoghurt, Ingwer sowie Sonnenblumen- und Kürbiskernöl.

Gespräche mit Landwirtinnen und Landwirten beeindrucken

Auch die Gespräche mit den Landwirtinnen und Landwirten haben die Städterinnen beeindruckt. „Ein Schnack mit den Menschen vor Ort bringt so manche Erhellung“, sagt Berit Neß. „Immer wieder haben wir Zusammenhänge erfahren, die uns vorher nicht klar waren.“ Carolin George genoss nach eigenem Bekunden die frische Luft und Landschaft bei ihren Touren übers Land. „Hier macht Shopping eben doch glücklich“, sagt sie mit einem Augenzwinkern.

Die Highland-Cattles der Familie Dittmer in Brackede.
Die Highland-Cattles der Familie Dittmer in Brackede. © HA | Carolin George

Eines haben die Produzierenden, bei allen Unterschieden zwischen konventionell und bio, gemeinsam, hat Neß festgestellt. „Jeder und jede von ihnen macht sich Gedanken, wie man auch für die nächsten Generationen wirtschaftet. Alle sind mutig und treffen Entscheidungen, wie ihre Wege weitergehen können und sollen.“ Apropos Wege: Das Team Neß-George hat nach eigener Aussage so viele interessante Geschichten bei ihren Besuchen auf den Höfen gehört, dass die beiden zusätzlich zum Buch eine Ausstellung aus ihrem Material gemacht haben.

Weitere interessante Geschichten in einer Ausstellung zu sehen

Dort erzählen sie, warum ein Milchviehhalter seine Herde ganz bewusst reduziert hat. Warum ein Paar nicht so viel Schafskäse produziert, wie die Nachfrage hergibt. Warum eine Landwirtin sich nach jahrelangen Überlegungen schweren Herzens entschlossen hat, Spargel unter Folie anzubauen anstatt im Freiland. Wie eine andere Hühnerhaltung und Kinder unter einen Hut bekommt.

Warum ein junger Mann den Beruf des Müllers lernt und weshalb ein Paar aus Hamburg an die Elbe gezogen ist, um eine Gemüsegärtnerei aufzubauen. Sie heißt „Landmenschen – Wege entstehen beim Gehen“ und ist noch bis 30. August in der Galerie im Glockenhof in Lüneburg zu sehen. Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 11 bis 18 Uhr sowie samstags von 9.30 Uhr bis 19 Uhr.

Ausstellung bis zum 30. August im Glockenhof in Lüneburg

Der Eintritt ist frei. Die beiden Freiberuflerinnen teilen sich ein Atelier in der KulturBäckerei und treten dort gemeinsam als kreativ-kontor auf. Neß ist Grafikerin, George Journalistin. Die Region kennen die beiden gut: Ihr erstes gemeinsames Buch über Lüneburg und Umgebung erschien 2009, seither publizieren sie regelmäßig regionale Produktionen.

„Hofläden rund um Lüneburg“ umfasst 100 Seiten, das Buch kostet 18,50 Euro und erscheint im v.-Stern-Verlag Lüneburg. Gedruckt wurde es ebenfalls vor Ort in der v.Stern’schen Druckerei.