Nindorf. „Lindo“ hatte offenbar den Anschluss an sein Rudel verloren. Was Wolfsexpertin Tanja Askani nun mit ihm vorhat.

Der Wildpark Lüneburger Heide ist seit 2013 offizielle Auffangstation für verletzte freilebende Wölfe in Niedersachsen. Zur Zeit ist ein Wolfswelpe aus Brandenburg hier zu Gast. Das männliche Tier war im Juli in einem Wald nahe der Ortschaft Lindow, etwa 50 Kilometer nördlich von Berlin, verlassen aufgefunden worden.

Eine Laboruntersuchung hatte ergeben, dass der etwa acht bis neun Wochen alte Welpe in einem schlechten Ernährungszustand war. Offenbar war er schon mehrere Tage allein und ohne Nahrung unterwegs gewesen.

Schwerhörigkeit in Folge einer frühen starken Ohrenentzündung

„Lindo“, wie der Kleine in Anlehnung an seinen Fundort inzwischen heißt, schien taub zu sein. Das war mit großer Wahrscheinlichkeit auch der Grund, warum der Welpe den Anschluss an sein Rudel verloren hatte.

Da Brandenburg über keine Auffangstation verfügt, wurde der kleine Wolf in die Wolfauffangstation im Wildpark Lüneburger Heide und in die Hände von Wolfsexpertin Tanja Askani übergeben. Eine gründliche Untersuchung der Ohren ergab inzwischen, dass sich tief im rechten Gehörgang kurz vor dem Trommelfell eine Zyste gebildet hatte. Das lässt vermuten, dass seine Taubheit oder Schwerhörigkeit die Folge einer frühen starken Ohrenentzündung ist.

Erste kleine Fortschritte kann Askani schon vermelden

„Das Ohr wird behandelt und wir hoffen auf eine positive Entwicklung, dass der kleine Wolf zumindest teilweise wieder hören wird“, sagt Askani. Die ersten kleinen Fortschritte kann Askani schon vermelden: „Lindo nimmt Geräusche schon wahr, kann sie nur noch nicht zuordnen.“ Eine Auswilderung, die immer das Ziel nach dem Aufenthalt in der Wolfauffangstation ist, wird es für Lindo aufgrund seiner Ohrenproblematik nicht geben.

Als Lindo im Wildpark Lüneburger Heide ankam, war er wohl mehrere Tage ohne Nahrung. Nun wird er aufgepäppelt.
Als Lindo im Wildpark Lüneburger Heide ankam, war er wohl mehrere Tage ohne Nahrung. Nun wird er aufgepäppelt. © HA | Bernd Hinterthan

Wenn ein Wolf keinen Kontakt zu anderen Artgenossen aufnehmen kann, hat er in der freien Wildbahn so gut wie keine Überlebenschancen, denn Wölfe sind Rudeltiere und keine Einzelgänger. Jetzt wird der Welpe im Wildpark einmal durchgeimpft, bevor er dann in Belgien beim Wolfsschutzverein „The Wolf Conservation Association“ sein endgültiges Zuhause finden wird - fernab vom Publikumsverkehr eines Wildparks, damit der Kleine in Ruhe aufwachsen und leben kann.