Tostedt. Schon eine einzige Zigarettenkippe kann 40 Liter Grundwasser verseuchen. Klimaschützer in Tostedt wollen das nicht einfach hinnehmen.

Klein sind sie, bunt und lustig: Die Aschenbecher für die Tasche, die der Klimakreis vom Töster Kreis e.V. von diesem Wochenende in Tostedt verteilt – an Käuferinnen und Käufer von Tabakwaren im Einzelhandel. Eine Aktion, die verhindern soll, was täglich und überall geschieht: Zigarettenkippen, die wild in der Natur entsorgt werden.

Dass Rauchen der Gesundheit schadet, weiß inzwischen jedes Kind. Doch auch die Umwelt leidet unter dem Laster – vor allem unter den meist achtlos weggeschnippten Kippen.

Klimaschutz-Aktion in Tostedt: Eine einzige Kippe kann 40 Liter Grundwasser verseuchen

Zigarettenstummel enthalten neben Arsen, Cadmium, Formaldehyd, Benzol, Blei und Nikotin zahlreiche weitere Schadstoffe und zersetzen sich erst nach bis zu 15 Jahren. Bereits eine einzige Zigarettenkippe kann 40 Liter Grundwasser verseuchen.

Thorsten Friesecke hält in seinem Geschäft nicht nur große und kleine Aschenbecher zum Verkauf bereit, sondern während der Aktion auch kostenlose Taschenascher, die Birgit Rosenthal ihm mitgebracht hat.
Thorsten Friesecke hält in seinem Geschäft nicht nur große und kleine Aschenbecher zum Verkauf bereit, sondern während der Aktion auch kostenlose Taschenascher, die Birgit Rosenthal ihm mitgebracht hat. © HA | Marion Wenner

Denn sehr oft kommen sie durch Gullys in das Regenwasser der Kanalisation und gelangen schließlich in Flüsse, Seen und Meere. Zwischen 340 und 680 Millionen Kilogramm Kippen werden jährlich laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) wild entsorgt.

663 wild entsorgte Kippen auf einer Strecke von 230 Metern

Mitglieder vom Töster Klimakreis wollen das nicht schulterzuckend hinnehmen. Sie sind aktiv geworden und möchten auch andere dazu motivieren. Seit einem Jahr treffen sie sich an jedem zweiten Sonnabend zum Müllsammeln unter dem Motto „Tostedt putzt sich“. Auch Inge Natius ist dabei. „Innerhalb von eineinhalb Stunden habe ich auf einer kurzen Strecke von etwa 230 Metern ganze 663 Kippen gesammelt – und zwei Tage später lagen bereits wieder Unmengen dort“, sagt sie empört.

Inge Natius und Ralf Leinweber vom Töster Klimakreis beliefern teilnehmende Geschäfte mit Taschenaschern.
Inge Natius und Ralf Leinweber vom Töster Klimakreis beliefern teilnehmende Geschäfte mit Taschenaschern. © HA | Marion Wenner

Ein ernüchterndes Ergebnis. Und doch sorgte es dafür, dass die Mitglieder vom Töster Klimakreis auf die Idee für ihre Aktion kamen und gemeinsam mit Tostedter Geschäften die Initiative „Kippen in die Dose – Umwelt schonen“ starteten.

Die Supermärkte, die Tankstelle, selbst der Tabakladen macht mit

Mehrere tausend Taschenascher haben die Töster Umweltschützer zu den Supermärkten Rewe an der Zinnhütte, Penny und Netto, zum Edeka-Einkaufscenter Bade, zum Getränkemarkt „Hol‘ ab!“, zur Esso-Tankstelle und zum Fachgeschäft Friesecke gebracht.

Inhaber Thorsten Friesecke, der in seinem Geschäft neben einer großen Auswahl an Zeitschriften und Presseartikeln auch ein umfangreiches Sortiment an Tabakwaren bereit hält begrüßt die Aktion sehr – obwohl auch er natürlich große Aschenbecher und kleine für die Autofahrt verkauft.

Den Kunden wird der Taschenascher erst nach dem Kauf der Tabakwaren angeboten

Und Thomas Beckmann, Geschäftsführer der Otto Bade GmbH, seit 200 Jahren Traditionskaufhaus in Tostedt, nahm gleich 800 Taschenascher ab, die den Kunden nach dem Kauf von Tabakwaren kostenlos angeboten werden.

„Um niemanden zum Rauchen zu verleiten, schon gar keine Jugendlichen, gibt’s die Ascher erst nach dem Erwerb von Zigaretten, und das auch nur für Volljährige“, betont Ralf Leinweber vom Töster Klimakreis.

Parallel zur Aktion werden weiter Kippen gesammelt

Parallel zu dieser Aktion sammeln Mitglieder des Töster Klimakreises in der Kippen-Aktionswoche vom 15. bis zum 21. Juli täglich Kippen von den Straßen auf und hoffen auf weitere fleißige Sammler. Birgit Rosenthal: „Wer sich daran beteiligt, ist aufgerufen, die gesammelten Stummel am Sonntag, 23. Juli, um 9.45 Uhr zum Platz am Sande zu bringen.“