Kampen. Von wegen hausbacken: In Tostedt gehen die Landfrauen mit der Zeit. Doch auch sie müssen sich verjüngen – und haben eine Strategie.
Seit 75 Jahren gibt es den LandFrauenverein Tostedt e.V. – das musste gefeiert werden. Rund 200 Landfrauen und Gäste kamen dafür in die festlich geschmückte Schützenhalle in Kampen. Die Vereinsvorsitzende Heidi Klemm begrüßte als Ehrengäste – neben Tostedts Samtgemeindebürgermeister Dr. Peter Dörsam – auch Elisabeth Brunkhorst, Präsidentin des Niedersächsischen LandFrauenverbandes Hannover e.V.
„Das größte Vorurteil ist wohl dieses: Die können doch nur kochen, Kuchen backen und Kaffee machen“, sagte Heidi Klemm. Ein Vorurteil, das sich in der Tat hartnäckig hält – aber noch nie stimmte.
75 Jahre Landfrauen in Tostedt: Traditionen pflegen und die Moderne lieben
Gleichberechtigung, Entwicklung des ländlichen Raums, Kultur und Umweltschutz: Es sind die großen, zentralen gesellschaftlichen Themen, die sich der Verband auf die Fahne geschrieben hat. Auf der tummelt sich übrigens auch eine fleißige Biene auf gelbem Grund – das Logo der Landfrauen.
Traditionen pflegen und gleichzeitig die Moderne lieben – den Tostedter Landfrauen gelingt es nun schon seit 75 Jahren. 18 engagierte Frauen waren es, die den Verein am 7. Juli 1948 gründeten. Heute ist er einer der größten der Samtgemeinde Tostedt – mit 420 Mitgliedern aus Tostedt, Todtglüsingen, Dohren, Wümme, Vaerloh, Wistedt, Königsmoor, Tostedt-Land, Heidenau, Otter, Welle, Kampen, Klein Todtshorn und Handeloh.
Sie besuchen Theateraufführungen und reisen nach Sizilien
Vielfältige Aktivitäten und Veranstaltungen stärken den Zusammenhalt der Damen. Sie veranstalten Kreativkurse und Workshops, hören sich Vorträge an, besuchen Theateraufführungen und unternehmen Bildungsreisen, die sie unter anderem nach Weimar und Sizilien führten.
140 Frauen des aktuell 420 Mitglieder zählenden Vereins lassen sich die Neuigkeiten aufs Smartphone schicken, denn auch die Tostedter LandFrauen sind im digitalen Zeitalter angekommen.
Auch Frauen aus der Ukraine, dem Sudan und Eritrea kamen zur Jubiläumsfeier
Gleichzeitig fangen sie einen großen negativen Aspekt dieser Kommunikation auf, der besonders zu Zeiten der Pandemie in der ganzen Gesellschaft für Frust sorgte: Sie schicken einander nicht nur WhatsApp-Nachrichten, sondern treffen sich regelmäßig „in echt“, tauschen sich aus, nehmen persönlich Anteil an Freud und Leid der anderen Landfrauen.
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Und sie sind offen für die Integration von Frauen aus anderen Kulturen, die in Tostedt wohnen. So haben Neubürgerinnen aus der Ukraine, dem Sudan und Eritrea als Gäste an der Jubiläumsfeier teilgenommen.
Das Durchschnittsalter der Landfrauen liegt bei 75 Jahren
„Wir würden uns freuen, wenn die eine oder andere von ihnen nach der Feier bei uns Mitglied werden würde“, so Heike Oelgardt, stellvertretende Vereinsvorsitzende. Das hätte Vorteile für die älteren Tostedter Damen – das Durchschnittsalter der Landfrauen entspricht mit rund 75 Jahren dem Jubiläumsalter des Vereins – als auch für die jungen Frauen mit Migrationshintergrund.
Der Verein geht mit der Zeit – man darf gespannt sein, wohin der Weg der Tostedter „fleißigen Bienen“ noch führt.