Jesteburg. Mariam Wehbi erhält Medaille für vorbildliche Verdienste um den Nächsten. Die Jesteburgerin ist in vielen Ehrenämtern aktiv. Ein Vorbild.
Seit Jahrzehnten setzt sie sich für andere Menschen ein. Jetzt ist die Jesteburgerin Mariam Wehbi für ihr ehrenamtliches Engagement mit der Niedersächsischen Medaille für vorbildliche Verdienste um den Nächsten ausgezeichnet worden. Die Auszeichnung überreichte ihr Landrat Rainer Rempe im Namen von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil.
Mitte der 80er Jahre kam Mariam Wehbi – damals erst 16 Jahre alt – mit Ihrem Mann auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg im Libanon nach Deutschland. Ohne Kenntnisse über Sprache und Kultur erreichte sie ein ihr damals völlig unbekanntes Land. Ihre Eltern und neun Geschwister blieben in der Heimat. Ohne Sprachförderung, Integrationskurse und ähnliche Angebote, wie man sie heute kennt, war der Start in das neue Leben für Mariam Wehbi schwer.
Von der Besucherin zum Herz der Jesteburger Kleiderkammer
Ihr Glück: Die inzwischen verstorbene Margarete Ziegert, selbst Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, nahm sich ihrer an und knüpfte Kontakte mit vielen Ehrenamtlichen. So war Mariam Wehbi auch 1993 dabei, als die Jesteburger Kleiderkammer erstmals die Türen öffnete. „Der Dienstag in der Kleiderkammer wurde für Sie zu einem festen Termin in Ihrem Kalender – kein Pflichttermin, sondern einer, auf den Sie sich jede Woche freuten“, sprach Landrat Rempe in seiner Laudatio, „daran hat sich wenig geändert – bis auf die Tatsache, dass Sie inzwischen selbst das Herz der Jesteburger Kleiderkammer sind und vor einigen Jahren die Leitung übernommen haben. Kürzlich haben Sie gemeinsam mit dem insgesamt 12-köpfigen Team das 30-jährige Jubiläum der Einrichtung gefeiert. Die Kleiderkammer ist aus Jesteburg gar nicht mehr wegzudenken.“
Der Landrat betonte, die Kleiderkammer sei längst mehr als nur ein Ort, um Menschen mit Kleidung oder Hausrat zu versorgen. Die Kleiderkammer sei vielmehr ein „lebendiger Treffpunkt“, an dem jede und jeder mit offenen Armen, Rat und Tat in Empfang genommen werde.
Viel Gutes kann entstehen, wenn Menschen aufeinander zugehen
Die Geschichte von Mariam Wehbi zeige auf ganz wunderbare Weise, wie viel Gutes daraus entstehen kann, wenn Menschen aufeinander zugehen und einander unterstützen. Der Landrat lobte: „Daran, dass Sie die heutige Ehrung absolut verdienen, gibt es keinerlei Zweifel. Menschen wie Sie, die einen Blick für ihr Gegenüber haben, die lieber handeln, anstatt nur zu reden, die Verantwortung übernehmen und sich für andere einsetzen, diese Menschen sind der Grundstein für gesellschaftlichen Zusammenhalt, für Solidarität und Gemeinsinn.“
Deshalb bekam Mariam Wehbi nun die Verdienstmedaille. Für ihr jahrzehntelanges Engagement bei der Kleiderkammer Jesteburg, aber auch für ihr Wirken als Sprachmittlerin für die AWO und als Übersetzerin in therapeutischen Gesprächen mit Geflüchteten bei der Institutsambulanz Buchholz der Psychiatrischen Klinik Lüneburg, ihren Einsatz beim Einsammeln und Verteilen von Lebensmitteln an Bedürftige, vor allem aber auch „für all die kleinen und großen Dinge, mit denen Sie andere Menschen tagtäglich unterstützen und ihnen helfen“, so Landrat Rainer Rempe.
„Menschen im ganzen Landkreis sind stolz, Sie als Bürgerin in unserer Mitte zu wissen“
„Wir alle, die Menschen in Jesteburg und im ganzen Landkreis Harburg, sind sehr stolz, Sie als Bürgerin in unserer Mitte zu wissen“, schloss Landrat seine Rede. Schon zur Begrüßung hatte Melanie Backhaus, Flüchtlings- und Ehrenamtskoordinatorin bei der Samtgemeinde Jesteburg, Mariam Wehbi als „beeindruckende Persönlichkeit mit außergewöhnlichem ehrenamtlichem Engagement“ vorgestellt.
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Stellvertretend für ihre Mutter Margarete hob Cornelia Ziegert in ihrer Rede den Wert des Engagements von Mariam Wehbi hervor. Dabei machte sie deutlich, dass es vor dem kulturellen Hintergrund und dem Rollenbild, in dem Mariam Wehbi aufgewachsen sei, keineswegs selbstverständlich sei, dass eine Frau gegenüber geflüchteten Männern aus ihrem Kulturkreis das Wort ergreife und die Werte vermittele, die in der deutschen Gesellschaft zählten.
„Unsere Margarete wäre sehr stolz auf Dich, liebe Mariam!“
Das verdiene höchsten Respekt. Mit Blick auf die Auszeichnung sagte Cornelia Ziegert: „Unsere Margarete wäre sehr stolz auf Dich, liebe Mariam!“
Mariam Wehbi bedankte sich für die Auszeichnung und die lobenden Worte. Sie sei froh, heute etwas zurückgeben zu können, nachdem sie bei ihrem Start in Deutschland so viel Hilfe bei der Integration bekommen habe. Sie dankte vor allem ihrer großen Familie, die immer zu ihr gestanden und sie unterstützt habe. Nach der Ehrung gab es für alle Gäste noch ein Buffet im Jesteburger Heimathaus – selbstverständlich alles selbst vorbereitet von Mariam Wehbi.