Buxtehude. Die Hansestadt wächst und ist beliebter denn je. Die große Abendblatt-Jahresvorschau mit Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt.
Die Hansestadt Buxtehude wird in diesem und den kommenden Jahren tief in die Taschen greifen und viel Geld investieren – vor allem in den Bereichen Schulen und Kitas. Warum dies notwendig ist, lässt sich leicht mit einem Blick auf das Neubaugebiet Giselbertstraße mit rund 400 neuen Wohnungen für etwa 1000 neue Anwohner erkennen: Buxtehude ist als Wohnort beliebt und wächst weiter. Auch mit dem Projekt „Orchideenquartier“ soll ein Baugebiet mit zirka 250 Wohneinheiten realisiert werden, das im Betrieb klimaneutral ist. Der Bebauungsplan wird in diesem Jahr rechtskräftig, mit einem Baubeginn ist voraussichtlich im nächsten Jahr zu rechnen.
Bei derart viel Aktivität im Wohnungsbau muss die Infrastruktur hinterherkommen. Die gute Nachricht ist: Im Gegensatz zu vielen anderen Kommunen, kann sich Buxtehude dies leisten.
Katja Oldenburg-Schmidt blickt mit Zuversicht auf das neue Jahr
Buxtehudes Bürgermeisterin startet mit verhaltenem Optimismus ins noch junge Jahr: „Der russische Angriffskrieg hat uns verändert. Es gibt große globale Herausforderungen – wie Energiekrise oder steigende Preise. Aber auch wir in Buxtehude müssen uns mit Auswirkungen vor Ort auseinanderzusetzen“, sagt Katja Oldenburg-Schmidt.
Dennoch blicke sie auf dieses Jahr mit Zuversicht: „Wir werden Mut beweisen und Verantwortung übernehmen – für unsere Bürgerinnen und Bürger und für unsere Stadt. Finanziell sind wir dem – nach jetzigem Kenntnisstand – gewachsen.“ Buxtehude baue auf einer soliden finanziellen Basis mit entsprechenden Reserven auf und könne deswegen weiterhin in die Zukunft investieren.
Das Haushaltsvolumen für 2023 liegt insgesamt bei 107 Millionen Euro
Für 2023 sind Investitionen in Höhe von rund 30 Millionen Euro beschlossen worden. „Trotz gestörter Wertschöpfungsketten und knapper Personaldecke bin ich zuversichtlich, den geplanten Zeit- und Finanzrahmen einzuhalten“, so Oldenburg-Schmidt. Große Investitionsschwerpunkte seien Kindergärten, Schulen und Sport, Feuerwehr sowie öffentliche Straßen und Wege.
Das Haushaltsvolumen für 2023 liegt insgesamt bei 107 Millionen Euro, für das laufende Geschäft müssen aller Voraussicht nach weiterhin keine neuen Schulden aufgenommen werden.
Eine neue Halle für die Bundesliga-Handballerinnen vom Buxtehuder SV
Für ihre Investitionen erhält die Stadt einen beachtlichen Gegenwert. Allein im Bereich Bildung und Sport stehen große Projekte auf der Agenda. So soll der rund 15,3 Millionen Euro teure viergeschossige Erweiterungsbau der Halepaghenschule voraussichtlich im Mai 2023 fertiggestellt sein, die Sanierung weiterer Gebäudeteile soll bis Ende 2024 erfolgen. Auch an der Integrierten Gesamtschule steht ein umfangreicher Umbau und eine Sanierung an – inklusive einer neuen Sporthalle, in der dann auch die Spiele der Bundesliga-Handballerinnen vom Buxtehuder SV vor rund 1500 Zuschauern ausgetragen werden sollen. Aktuell werden die Roh- und Stahlbau ausgeschrieben, der Baubeginn wird für Mitte des Jahres erwartet.
Im Bereich der Kinderbetreuung steht in diesem Jahr der Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes Neuland in eine zweizügige Kita mit tiergestützter Pädagogik an. Auch beim Neubau der Kita Hedendorf/Neukloster als Modellprojekt für einen naturnahen vierzügigen Kindergarten will Buxtehude neue Wege gehen: Wie berichtet, soll die Kita für 100 Kinder aus Modulen bestehen, die an die Jurten zentralasiatischer Nomaden erinnern.
In Buxtehude und Umgebung fehlen rund 400 Kita-Plätze
Allerdings haben die Grünen als einzige Fraktion gegen den 8,9 Millionen Euro teuren Naturkindergarten gestimmt und hinterfragen aktuell das Vergabeverfahren vor der Kommunalaufsicht. „Mein Ziel ist es, politisch beschlossene und für 2023 geplante Investitionen auch umzusetzen“, betont Oldenburg-Schmidt und nennt explizit auch den Neubau der naturnahen vierzügigen Kita Hedendorf/Neukloster. Denn in diesem Bereich steht die Hansestadt auch gesetzlich unter Zugzwang: Es fehlen rund 400 Kita-Plätze, allein in Hedendorf/Neukloster umfasst die Warteliste etwa 30 Namen.
Ein weiteres Schwerpunktthema für die Hansestadt ist das Thema Geflüchtete: „Wie alle Kommunen, Städte und Gemeinden sind auch wir gefordert, Geflüchtete aufzunehmen, nicht nur aus der Ukraine. Das können wir nur bewältigen, wenn alle Kräfte innerhalb unserer Stadt, also Politik, Verwaltung, Bürgerinnen und Bürger, solidarisch zusammenarbeiten“, lautet Oldenburg-Schmidts Appell. Die Entwicklung und der Ausbau bestehender Unterbringungsmöglichkeiten innerhalb des Stadtgebietes ist, wie berichtet, bereits angelaufen.
Die schon fertige Anschlussstelle zur neuen A26 wird nicht für den Verkehr freigegeben
Die Hansestadt an der Este steht wirtschaftlich gut da, wozu auch die angesiedelten Unternehmen beitragen. Global Player und Local Heroes – in Buxtehude sind alle vertreten. Und ärgern sich größtenteils über die Posse um die bereits fertiggestellte Anschlussstelle zur neuen A26 an der Rübker Straße, die trotz Öffnung des Autobahnteilstücks zwischen Jork und Neu Wulmstorf am 3. Februar in absehbarer Zeit nicht für den Verkehr freigegeben wird.
Wie berichtet, will das Oberverwaltungsgericht Lüneburg voraussichtlich in diesem Jahr über den Streit entscheiden. Die Verwaltung der Hansestadt hat bei dieser Problematik keine Zuständigkeit, und innerhalb der Bevölkerung sind die Meinungen gespalten, ob Buxtehude eine eigene Zufahrt zur A26 benötigt. „Buxtehude ist weiterhin ein starker Wirtschaftsstandort – und das trotz der drei großen Themen, die unsere Unternehmen beschäftigen: Fachkräftemangel, gestörte Lieferketten und gestiegene Rohstoff- und Energiekosten“, legt Oldenburg-Schmidt den Fokus auf andere Problematiken.
Im Fokus der Stadt liegt auch die Zukunft des Bahnhofsareals
Trotz dieser Belastungen sei die Nachfrage nach Gewerbeflächen in Buxtehude nach wie vor höher als das Angebot. „Deswegen werden wir Erweiterungsflächen an der Felix-Wankel-Straße erschließen“, so die Bürgermeisterin. Die Kriterien für die Vergabe von Gewerbegrundstücken werden in Zukunft strenger sein: „Wir wollen nachhaltige und innovative Unternehmen ansiedeln“, so Oldenburg-Schmidt.
Buxtehude ist eine attraktive Einkaufsstadt mit dem Modehaus Stackmann als Anziehungspunkt im Zentrum der Altstadt, die auch bei Touristen sehr beliebt ist. Dennoch sieht Oldenburg-Schmidt Handlungsbedarf: „Mit umfangreich durch die EU geförderten Projekten wollen wir unsere Innenstadt stärken“, sagt die Bürgermeisterin. So entstehen in den kommenden Monaten digitale Infostelen für Touristen und Einwohner, das öffentliche WLAN wird erweitert, eine öffentliche Toilette am Altstadtparkplatz wird gebaut, und im Eingangsbereich der Fußgängerzone entsteht eine moderne Fahrradabstellanlage mit Service- und Lade-Station für E-Bikes.
Im Fokus der Stadt liegt auch die Zukunft des Bahnhofsareals, für das eine große Neugestaltung geplant ist. „Der Bereich um den Bahnhof soll zu unserer Visitenkarte werden“, sagt Oldenburg-Schmidt. „Wir haben die Absicht, den Masterplan Bahnhof dieses Jahr fortzuschreiben.“ So will die Bahn ein neues Empfangsgebäude bauen. Was dann mit dem alten und maroden Bahnhofsgebäude von 1881 geschehen soll, ist noch nicht entschieden. In diesem Jahr soll die Meinungsbildung über mögliche Nutzungen weitergehen, und die Bürger insgesamt umfangreich beteiligt werden, verspricht Oldenburg Schmidt. Ein wichtiger Aspekt sei dabei die Nachhaltigkeit, weshalb auch das Klimaschutzkonzept in diesem Jahr fortgeschrieben werden soll, „um das politisch beschlossene Ziel zu erreichen, dass Buxtehude 2035 klimaneutral ist“.