Buxtehude. Verwaltung will fünf neue Flüchtlingsunterkünfte in der Stadt verteilen. Polizei ermittelt nach rechtsextremer Schmiererei.
Bei der Unterbringung von Geflüchteten hinkt die Stadt Buxtehude hinterher und bildet das Schlusslicht der Kommunen im Landkreis Stade. Laut Quote muss die Verwaltung weitere 480 Menschen unterbringen.
Jetzt legt Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt (parteilos) ein Konzept vor, um dieser Aufgabe mit zusätzlichem Wohnraum besser nachzukommen. „Wir werden dafür weitere Einrichtungen brauchen“, so Oldenburg-Schmidt. Für die soziale Betreuung der Geflüchteten will die Stadt künftig externe Profis engagieren.
Am Montag entdeckte Hakenkreuz-Schmierereien an einer fast fertiggestellten Unterkunft im Gildenweg am Ellerbruchtunnel könnten unterdessen für Zündstoff in der Diskussion sorgen. Die Bürgermeisterin erwartet, dass das Thema insgesamt „eine andere Diskussionsdynamik“ bekommt.
Wo in Buxtehude neue Unterkünfte entstehen sollen
Der Buxtehuder Politik stellte die Verwaltung die Unterbringungspläne am Mittwochabend nach Redaktionsschluss vor. Das Konzept laut Vorabgespräch mit der Bürgermeisterin: Unter der Überschrift „Housing-First“ möchte die Stadt im Laufe des Jahres 2023 insgesamt fünf neue Unterkünfte verteilt in der Stadt schaffen. Darunter ein größeres Containerdorf auf dem ehemaligen Pioneer-Gelände an der Apensener Straße. Den Bau dieses größeren Standorts mit rund 60 Plätzen hatte der nichtöffentliche Verwaltungsausschuss bereits im Dezember beschlossen.
Weitere Anlagen sollen in Eilendorf am Olenhoffweg, am Melkerstieg östlich der Moorender Straße sowie auf einer Fläche an der Apensener Straße gegenüber des früheren Pioneer-Geländes entstehen. Das fünfte Objekt ist die fast fertige Unterkunft am Gildenweg am Ellerbruchtunnel. Dort war im April 2021 ein Containerdorf abgebrannt.
Buxtehude: Containerdörfer und Modulhäuser
Während auf dem früheren Pioneer-Areal mit Fokus auf eine möglichst schnelle Umsetzung (April 2023) ein neues Containerdorf geplant ist, setzt die Verwaltung bei allen anderen Standorten auf eine Bauweise mit Modulhäusern. Vorbild ist die Unterkunft an der Gildestraße (Ellerbruchtunnel), wo ab März in drei Häusern bis zu 70 Personen unterkommen können.
Die Standorte gegenüber des Pioneer-Geländes und am Melkerstieg mit jeweils 20 Plätzen könnten ab Spätsommer 2023 zur Verfügung stehen. Für Eilendorf (40 Plätze) gibt es noch keinen Zeitplan. „Wir werden noch unter 480 Plätzen bleiben. Aber Schritt für Schritt“, sagt Katja Oldenburg Schmidt.
Buxtehude setzt „Kümmerer“ für Unterkünfte ein
Abgeschlossen sei diese Planung noch nicht. Fest stehe aber, dass die Stadt Buxtehude die Geflüchteten dezentral statt in einer großen Anlage unterbringen möchte. „Wir brauchen die Flexibilität“, sagt die Bürgermeisterin. Die bisherigen fünf Anlagen liegen im Norden der Stadt sowie in Hedendorf, Neukloster und Heitmannshausen. Stimmt die Politik den Plänen zu, würden erstmals auch im Buxtehuder Süden Einrichtungen entstehen.
„Unser Ziel ist, die Menschen in die Stadtgesellschaft zu integrieren“, sagt Dirk Mellies. Als Fachbereichsleiter Soziales ist er für die Unterbringung der Geflüchteten zuständig. Während die Stadt den Betrieb der Unterkünfte in eigener Hand behalten möchte, will Mellies in Zukunft einen „professionellen Kümmerer vor Ort“ etablieren. Dieser solle nicht nur Ansprechpartner sein, sondern bereits aktiv für Vernetzung sorgen – zum Beispiel mit dem Jobcenter und anderen Stellen.
Für die Unterkunft auf dem Pioneer-Gelände sei eine dauerhafte Präsenz der Betreuer denkbar. Die Sozialstation Buxtehude hat dort ihren Sitz. Die kleineren Standorte könnten tageweise betreut werden. Übernehmen soll das ein externer Anbieter, der gegebenenfalls per Ausschreibung gesucht wird.
„Die Menschen machen sich Sorgen, wie überall“
Aus Sicht von Bürgermeisterin Oldenburg-Schmidt hat sich die Flüchtlingsunterbringung bisher weitgehend abseits der öffentlichen Wahrnehmung abgespielt. Derzeit sind in Buxtehude 785 Geflüchtete städtisch untergebracht. Davon 680 in Wohnungen und 105 in den Unterkünften. Insbesondere Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine wurden in Buxtehude bisher privat aufgenommen.
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Würde die Stadt künftig die Aufnahmequote mit 480 weiteren Geflüchteten erfüllen, wäre das eine Erhöhung um knapp 61 Prozent. Teil der Wahrheit laut Oldenburg-Schmidt: „Die Menschen machen sich Sorgen, wie überall. Und deswegen ist Kommunikation so wichtig.“
Rechtsextreme Schmierereien an Unterkunft
Dass kurz vor der öffentlichen Präsentation des neuen Konzepts rechtsextreme Schmierereien an der im Bau befindlichen Flüchtlingsunterkunft am Gildenweg am Ellerbruchtunnel gefunden wurden, wollte die Bürgermeisterin nicht kommentieren. Dem Vorfall solle möglichst wenig Raum gegeben werden.
Die Verwaltungschefin informierte das Abendblatt selbst über den Vandalismus-Fall. Unbekannte Täter hatten demnach vermutlich am Wochenende Hakenkreuze und Runen in schwarzer Farbe an Hauswände gebracht. Die Stadt ließ die verbotenen Symbole umgehend entfernen und erstattete Anzeige. Die Polizei hat bisher keine Hinweise auf die Täter.