Bad Segeberg. Publikumsliebling der Karl-May-Spiele wechselt aus dem Ensemble hinter die Kulissen. Wie er diese Herausforderung angeht.
Einer wird bei der Inszenierung von „Winnetou I – Blutsbrüder“ im kommenden Jahr bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg den (Cowboy)-Hut aufhaben – und das wird ein echter Publikumsliebling sein. Wie Michael Stamp, Sprecher der Kalkberg GmbH am Freitag mitteilte, wird Nicolas König, beliebter Darsteller aus vielen Aufführungen, 2023 auf den Regiestuhl in der Kalkbergarena wechseln.
König hat am Kalkberg schon eiskalte Gangster gespielt, als Häuptling so manchen Kampf bestanden und den Wilden Westen in Bad Segeberg sogar als legendärer „Geist des Llano Estacado“ unsicher gemacht – aber jetzt übernimmt er seine vielleicht verantwortungsvollste Rolle.
Karl-May-Spiele: Nicolas König wird Kalkbergregisseur
Eine Herausforderung, auf die sich Nicolas König freut. Er habe eine ganz besondere Beziehung zum Freilichttheater am Kalkberg, in dem er vor 30 Jahren zum ersten Mal aufgetreten ist. „Ich habe hier die Hälfte meines Lebens verbracht. Das ist für mich wie ein zweites Zuhause. Ich liebe und lebe und atme diese Bühne.“
Der Rollenwechsel vom Schauspieler zum Regisseur ist spannend für ihn. „Ich bin begeistert über das große Vertrauen, das mir entgegengebracht wird, und voller Vorfreude auf diese große Aufgabe.“ Als Regisseur wird er nun Chef des Ensembles, zu dem er selbst lange gezählt hat. „Ich bin ein Teamplayer und werde die Arbeit genau so angehen.“ Hand in Hand wird er auch mit Autor der Bühnenfassung Michael Stamp sowie Produktions- und Spielleiter Stefan Tietgen arbeiten.
Keiner kennt die Kalkbergarena so gut wie König
„Nicolas König kennt unsere Bühne wie kaum ein Anderer“, sagt Geschäftsführerin Ute Thienel. „Er weiß genau, was sich unser Publikum wünscht und wie man das gesamte Freilichttheater mit all seinen besonderen Möglichkeiten bespielt. Daher sind wir sehr sicher, genau den richtigen Regisseur für die Karl-May-Spiele gefunden zu haben.“ Schon bei seinen Engagements als Schauspieler habe Nicolas König oft in Sachen Inszenierung kreativ mitgedacht und so manche Idee beigesteuert.
Der Regisseur des „Ölprinz“ aus dem letzten Jahr, Ulrich Wiggers, wird den Kalkberg hingegen in Richtung Augsburg verlassen. Ihn ziehe es aus dem Wilden Westen von Bad Segeberg ins historische Frankreich zum Mantel-und-Degen-Musical „Die drei Musketiere“ am Staatstheater Augsburg, sagt Thienel.
In deutschen TV-Serien und Filmen ist König Dauergast
Der neue Karl-May-Regisseur Nicolas König schnupperte bereits als Fünfjähriger zum ersten Mal Bühnenluft – und seither hat ihn der Beruf des Schauspielers nie wieder losgelassen. Der gebürtige Hamburger, der aus einer Schauspielerfamilie stammt, liebt die Vielseitigkeit seines Berufs: Der Mann mit der markanten Stimme spielt Theater und dreht fürs Fernsehen in unterschiedlichsten Genres.
Nach Episodenrollen in der „Schwarzwaldklinik“, beim „Landarzt“, im „Großstadtrevier“ und bei „Adelheid und ihre Mörder“ erhielt er seine erste Serienhauptrolle in der RTL-Actionserie „Die Feuerengel“ als Zugführer Christian Ohmke – an der Seite seines Vaters Henry König. Später steuerte Nicolas König als Pilot „Jens Blank“ mehrere Jahre lang den Hubschrauber der höchst erfolgreichen „Rettungsflieger“ im ZDF.
Außerdem ist König ein Synchron-Profi als Sprecher und Regisseur. Derzeit leitet er die deutsche Bearbeitung des Kinofilms „Paradise City“, des wahrscheinlich letzten Streifens mit Action-Legende Bruce Willis.
Seit 1992 tritt König bei den Karl-May-Spielen auf
So sehr er Action liebt – Nicolas König kann auch ganz anders. In 100 Folgen ließ er in der ARD-Vorabendserie „Eine für alle – Frauen können’s besser“ als französischer Gastwirt Gaston Dubois seinen Charme spielen. In der Telenovela „Rote Rosen“ war er zwei Jahre lang in der Hauptrolle des Architekten Tim Matthiessen zu sehen. Und in zahlreichen Erfolgsserien gehört er zum Stamm. Ein paar Beispiele: „Die Bergretter“, „Balko“, „Doppelter Einsatz“, „SOKO Hamburg“, „SOKO Köln“ und „SOKO Stuttgart“, „In aller Freundschaft – die jungen Ärzte“, „Medicopter 117“, „Großstadtrevier“, „Stubbe – Von Fall zu Fall“ und „Freunde fürs Leben“.
Seit 1992 springt Nicolas König für die Karl-May-Spiele in den Sattel. „Ich wüsste gar nicht, wie man anders aufsteigt“, sagt er lachend. Schon bei seinem Debüt als junger Comanchenkrieger „Apanatschka“ wurde er zum Publikumsliebling. Oft verkörperte er Winnetous Gegenspieler wie Häuptling „Großer Wolf“, „Schwerer Mokassin“ oder „Eiserner Pfeil“. Aber auch Gangstern wie „Gibson“ und „Buttler“ verleiht er einen ganz eigenen Charakter.
Im vergangenen Jahr war König Backup für alle männlichen Rollen
Seine Lieblingsrolle am Kalkberg war der ebenso zwielichtige wie gefährliche „Parranoh“. Positive Charaktere wie der geheimnisvolle Westmann „Bloody-Fox“ sind für ihn bei den Karl-May-Spielen eher die Ausnahme.
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In der Saison 2022 rettete er ein Dutzend Vorstellungen. Die Karl-May-Spiele hatten Nicolas König aufgrund der Unsicherheiten inmitten der Corona-Pandemie als Backup für fast alle männlichen Rollen in „Der Ölprinz“ engagiert. Schon in der öffentlichen Generalprobe kam er zum Einsatz: Nicolas König synchronisierte den stimmlich angeschlagenen Jogi Kaiser live als Sam Hawkens – von einem Platz in der Publikumstribüne.
Karl-May-Spiele: Auch 2023 wird König in der Inszenierung auftauchen
Im Laufe der Saison vertrat er dann auf der Bühne Harald P. Wieczorek („Nitsas-Ini“, „Bankier Duncan“), Fabian Monasterios („Mokaschi“) und Sascha Gluth („Old Shatterhand“). Innerhalb von drei aufeinander folgenden Spieltagen war Nicolas König in vier Rollen zu sehen. „Irgendwann wird sich Nicolas mal selbst in der Kalkbergarena begegnen“, sagte Michael Stamp im Sommer über den Kalkberg-Tausendsassa.
Auch 2023 wird König als Backup fungieren, da er parallel zu seinem Regie-Debüt keine feste Rolle in der neuen Inszenierung übernehmen möchte. „Es ist wichtig, den Blick von außen zu behalten und nicht in jedem zweiten Bild selber auf der Bühne zu stehen.“
Premiere von „Winnetou I – Blutsbrüder“ beginnt am am 24. Juni 2023 um 20.30 Uhr. Die Saison läuft bis zum 3. September. Gespielt wird im Freilichttheater am Kalkberg jeweils donnerstags bis sonnabends, 15 und 20 Uhr, sowie sonntags, 15 Uhr. Die Rolle des Winnetou übernimmt in diesem Klassiker zum dritten Mal Alexander Klaws.