Landkreis Harburg. Nur in der Landeshauptstadt Hannover sind die Preise für Häuser höher. Wo Immobilien in Niedersachsen dagegen günstig sind.

Die steigenden Zinsen auf Immobilienkredite machen angehenden Hauskäufern deutschlandweit das Leben schwer – nach einer historischen Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte sich diese Lage kaum entspannen. Im Landkreis Harburg und Umland kommt hinzu: Hauskäufer müssen ohnehin besonders tief in die Tasche greifen.

Wie die Landesbausparkasse Nord (LBS Nord) ermittelte, ist der Landkreis Harburg gar Spitzenreiter unter allen niedersächsischen Landkreisen. 645.000 Euro (Median) kostet hier ein gebrauchtes Einfamilienhaus.

Immobilien: Was den Landkreis Harburg attraktiv macht

Höher liege der mittlere Angebotspreis innerhalb Niedersachsens den Daten zufolge nur in der Landeshauptstadt Hannover. Dort beträgt der Standardpreis für ein Einfamilienhaus 790.000 Euro. Im Vergleich zur Region Hannover (ohne Stadt Hannover), nach Angaben der LBS Nord der zweitteuerste Landkreis im Bundesland, werden im Landkreis Harburg knapp 100.000 Euro mehr verlangt. So liegt der mittlere Preis in Hannovers Umland bei 550.000 Euro gegenüber 645.000 Euro im Kreis Harburg. Beide Landkreise gelten durch die Lage im Speckgürtel einer Großstadt als besonders attraktiv.

Die Zahlen entstammen einer Erhebung des Instituts Empirica im Auftrag der LBS Nord. Grundlage der Auswertung sind die Angebote in Online-Portalen und in den niedersächsischen Tageszeitungen im ersten Quartal 2022. Innerhalb der Landkreise können sich die Kaufpreise je nach Lage allerdings noch einmal stark unterscheiden. Belastbare, aussagekräftige Zahlen aus einzelnen Gemeinden liegen allerdings nicht vor.

So viel kosten Immobilien in Stade, Lüneburg und Co

Trotz hoher Preise und Zinskosten hat die Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen in Niedersachsen laut LBS Nord im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr deutlich zugenommen.

Vor Ort finden potenzielle Käufer in Harburgs Nachbarkreisen günstigere Angebote – allerdings ebenfalls auf hohem Niveau. So gehört der Landkreis Lüneburg zwar zu den teuersten Regionen Niedersachsens und belegt im Vergleich der Landkreise ohne kreisfreie Städte Platz 3 hinter der Region Hannover. Mit einem mittleren Eigenheimpreis in Höhe von 487.500 Euro liegt der Wert jedoch deutlich unter Harburger Verhältnissen. Etwas günstiger sind Häuser im Landkreis Stade (398.500 Euro) und im Heidekreis (395.000 Euro). Mit einem Standardpreis von 348.000 Euro ist der Landkreis Rotenburg (Wümme) unter Harburgs Nachbarkreisen am günstigsten.

Wo Immobilien in Niedersachsen besonders günstig und teuer sind

Die niedrigsten mittleren Preise in Niedersachsen sind derzeit im Landkreis Holzminden zu finden. Die Standardangebote liegen bei 209.000 Euro. Auch in Lüchow-Dannenberg (225.000 Euro) und in Northeim (259.000) sind Häuser besonders günstig zu haben. Zudem gehört der Landkreis Cuxhaven mit 299.250 Euro zu den günstigeren Gegenden.

In der Preis-Spitzengruppe der niedersächsischen Großstädte liegen hinter Hannover die Städte Braunschweig und Oldenburg. Während der Standardpreis für gebrauchte Eigenheime in Braunschweig 629.000 Euro beträgt, kommen Hauskäufer in Oldenburg mit rund 550.000 Euro etwas günstiger zum Zug.

Immobilien: Harburg auch beim unteren Preissegment weit oben

Der Detailblick in die Zahlen zeigt: Auch im unteren Preissegment belegt der Landkreis Harburg einen niedersachsenweiten Spitzenplatz direkt hinter der Stadt Hannover. Ein Viertel der inserierten Häuser kostete im Landkreis Harburg im Untersuchungszeitraum 465.750 Euro oder weniger, in Hannover liegt diese Schwelle bei 580.000 Euro. Im Kreis Lüneburg kosteten dagegen 25 Prozent der angebotenen Eigenheime 361.750 Euro oder weniger.

In Stade beträgt dieser Wert 319.000 Euro, im Heidekreis 297.000 Euro und in Rotenburg 269.000 Euro. Im oberen Segment liegt Harburg mit einem Viertel der Angebote in Höhe von 855.250 Euro oder mehr auf Platz 4 im Niedersachsen-Preisspiegel aller Kreis und Städte.

So stark sind Immobilienpreise südlich von Hamburg gestiegen

Die Immobilienpreise haben sich in den vergangenen Jahren teilweise stark erhöht. Jan Putfarken, Vorstandsvorsitzender der LBS Nord, geht allerdings von einer Beruhigung aus: „Die steigenden Zinsen werden die Immobilienpreisentwicklung etwas verlangsamen.“ Im Schnitt sind die Preise für Einfamilienhäuser in Niedersachsen zwischen 2019 und 2022 um 13,5 Prozent pro Jahr gestiegen. In den Landkreisen Harburg und Heidekreis war der Anstieg mit 17 Prozent damit überdurchschnittlich hoch, in Stade und Rotenburg mit 13 Prozent auf mittlerem Niveau.

Die niedrigste Teuerung in der Region weist Lüneburg mit 11 Prozent pro Jahr auf. Am stärksten legten die Preise niedersachsenweit mit jährlich 27 Prozent im Landkreis Northeim zu. Weit überdurchschnittliche Preissteigerungen gab es darüber hinaus in den Landkreisen Uelzen (+ 22 Prozent), Wittmund (+ 21 Prozent), Wesermarsch (+ 20 Prozent) und Nienburg (+ 20 Prozent).