Hamburg. Zwei aktuelle Auswertungen kommen zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen. Woran das liegt – und eine Prognose für den Hamburger Markt.
- Steigen sie noch? Oder fallen sie schon? Verwirrung um Hamburger Immobilienpreise
- Zwei aktuelle Auswertungen kommen zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen
- Eins scheint jedoch sicher: Der Markt steht kurz vor einem Kipppunkt
Die Entwicklung der Immobilienpreise in Hamburg wird immer unübersichtlicher. Vor wenigen Tagen berichtete das Portal ImmoScout24 über weitgehend fallende Preise im zweiten Quartal 2022 verglichen mit dem ersten Quartal 2022. Eine aktuelle Auswertung des Beratungsunternehmens Empirica AG kommt zu anderen Ergebnissen. Preissteigerungen vom ersten auf das zweite Quartal gibt es danach sowohl bei Bestandsobjekten wie auch im Neubau, wobei der großzügig mit den letzten zehn Baujahrgängen ausgelegt wird.
Danach verteuerten sich neue Eigentumswohnungen in Hamburg im zweiten Quartal um 1,9 Prozent auf 7454 Euro je Quadratmeter Wohnfläche. Neue Einfamilienhäuser wurden um 3,8 Prozent teurer (6458 Euro je Quadratmeter Wohnfläche). ImmoScout24 hatte für das Neubausegment Preisrückgänge von bis zu 5,5 Prozent ermittelt.
Immobilien Hamburg: Warum die Auswertungen so unterschiedliche Ergebnisse haben
Gebrauchte Eigentumswohnungen verzeichnen laut Empirica ein Plus von 2,6 Prozent auf 5991 Euro. Einfamilienhäuser waren auch im zweiten Quartal noch sehr gefragt und haben von allen Objektarten mit 4,3 Prozent den höchsten Anstieg. Pro Quadratmeter Wohnfläche verlangen die Käufer im Schnitt 6109 Euro. Bei ImmoScout24 waren auch Einfamilienhäuser aus dem Bestand um 1,3 Prozent günstiger geworden, nur Eigentumswohnungen verzeichneten ein Preisplus von 1,3 Prozent.
Während ImmoScout24 nur seine eigenen Anzeigen auswertet, gehen in die Preisdatenbank von Empirica die Angebote vieler Immobilienportale und auch Anzeigen in Zeitungen ein. Vielen Verkäufern dürfte es schwerfallen anzuerkennen, dass der Immobilienzyklus seinen Höhepunkt erreicht hat. „Denn angesichts der aktuellen Krisen wollen einige Eigentümer ihre Immobilie noch schnell zum höchstmöglichen Preis verkaufen“, sagt Janina Stuwe, Geschäftsstellenleiterin bei von Poll Immobilien in den Elbvororten.
Krisen haben Spuren hinterlassen
Der Immobilienmarkt ist aktuell mit einer Reihe großer Herausforderungen konfrontiert. Die deutlich gestiegenen Rohstoff- und Baukosten in Folge der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs, die hohe Inflation und insbesondere das deutlich gestiegene Zinsniveau haben Spuren hinterlassen.
Wie die Preisentwicklung in Hamburg tatsächlich ist, wird sich erst im August zeigen. Dann kommen die Daten des Verbandes der Pfandbriefbanken, die nicht auf Verkaufsanzeigen und geforderte Summen, sondern auf den tatsächlich gezahlten Verkaufspreisen beruhen.
Immobilien Hamburg: Experte sieht "Torschlusspanik" bei Immobilienpreisen
Reiner Braun, Vorstandsvorsitzender der Empirica AG, sieht die noch steigenden Preise als Folge einer Pattsituation: „Wenn sowohl Nachfrage als auch Angebot bei Immobilien fallen, dann kommt es drauf an, welcher Effekt überwiegt. Derzeit dürfte es eher noch eine Pattsituation geben, ja zum Teil sogar auch eine Torschlusspanik mit nachfragegetriebenem Preisanstieg aus Angst vor noch höheren Zinsen.“ Nach seiner Einschätzung werden von möglichen Preisrückgängen zuerst Luxusimmobilien und Schrottimmobilien in schlechten Lagen erfasst.
Auch interessant
Zumindest fällt auch bei Empirica der Preisanstieg in Hamburg nicht mehr so hoch wie im Vorjahr aus. Zu dieser Erkenntnis kommt auch der Immobiliendienstleister JLL. Danach haben sich die Kaufpreissteigerungen deutlich abgeschwächt. Insbesondere in Hamburg beruhigte sich der Preisauftrieb. Wohnungskäufer bezahlten im Durchschnitt 4,8 Prozent mehr als vor zwölf Monaten, ein Jahr zuvor lag der Preisanstieg noch bei 20,9 Prozent.