Neu Wulmstorf. Erste juristische Entscheidung zum Skandal um Tierversuchslabor in Mienenbüttel. Das Hauptverfahren steht noch aus.
Heimlich aufgenommene Videos aus dem inzwischen geschlossenem LPT-Tierversuchslabor im Neu Wulmstorfer Ortsteil Mienenbüttel hatten 2019 zu bundesweiter Empörung geführt. Schließlich wurde die Betriebsgenehmigung durch die Behörden entzogen und Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Stade aufgenommen. Jetzt ist es zu einer ersten juristischen Konsequenz gekommen, die sich direkt auf Videoaufnahmen aus der seit Jahrzehnten umstrittenen Einrichtung bezieht:
Wie die Stader Staatsanwaltschaft dem Abendblatt bestätigte, hat es gegen einen 53-jährigen Tierpfleger einen Strafbefehl über 900 Euro gegeben, der von dem Beschuldigten ohne weitere Verhandlung akzeptiert worden sei. Dem in Kasachstan geborenen Mann wurde vorgeworfen, einen Affen misshandelt zu haben.
LPT: Verängstigtem Affen mit einer Eisenstange Schläge angedroht
So soll er grundlos gegen den Türrahmen eines Käfigs geschlagen haben, so dass das Tier sehr erschrocken worden sei. In einem anderen Fall habe er dem Tier mit einer Eisenstange Schläge angedroht. Man habe sehen können, wie der Affe zitterte und große Angst gehabt habe, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Thomas Breas. In dem Hauptverfahren hat es indes noch keine Entscheidung gegeben, wie Breas weiter sagte.
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So ermittelt die Staatsanwaltschaft noch immer gegen mehrere Verantwortliche des Labors wegen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Dazu müssten aber noch die genauen Betriebsabläufe in Mienenbüttel untersucht werden. Wann und ob in dieser Sache juristisch entschieden werde, könne man aber derzeit noch nicht abschätzen.
In solchen Tierversuchslaboren wie in Mienenbüttel werden in der Regel Medikamente, Chemikalien oder Lebensmittel auf ihre Sicherheit und Unbedenklichkeit hin untersucht. 2019 hatte sich ein Tierschützer des Vereins Soko Tierschutz in Mienenbüttel einstellen lassen und in dem sonst streng abgeschirmten Labor heimlich gefilmt.
LPT Tierversuche: 200 Hunde, 250 Affen und 50 Katzen wurden gehalten
Rund 200 Hunde, 250 Affen und 50 Katzen wurden dort zu dem Zeitpunkt laut Behördenangaben noch gehalten. Nach Veröffentlichung des Filmmaterials kam es zu etlichen Demos in Hamburg und einem Betriebsverbot durch die Behörden Der Vorwurf lautete dabei, dass die Tiere nicht wie vom Tierschutzgesetz gefordert, gehalten worden seien.
Das inzwischen umbenannte Unternehmen überraschte dann später mit der Ankündigung, Gebäude und Gelände dem Tierschutz zur Verfügung stellen zu wollen und künftig auf solche Versuche zu verzichten. Inzwischen ist das Areal verpachtet und wird tatsächlich als Tierheim genutzt.
Damit dürfte in Mienenbüttel ein Jahrzehnte langer Kampf von Tierschützern gegen das Labor ein Ende gefunden haben. Bereits 1981 hatte es dort Aktionen von Tierschützern gegeben. Unter anderem wurden seinerzeit von Aktivisten 48 Hunde befreit. Das Labor konnte jedoch weiterarbeiten, bei Überprüfungen hatten die Behörden offensichtlich nichts zu beanstanden. Erst nach der Video-Veröffentlichung 2019 und teilweise schockierenden Bildern aus dem Inneren der Anlage kam es in der Folge zum Ende der Einrichtung.