Landkreis Harburg. Kreistag will ausschließlich Eltern in Hollenstedt, Hanstedt und der Elbmarsch zur Einrichtung von IGS befragen. Das sorgt für Kritik.
Die Kreispolitik hält trotz massiver Proteste von Eltern, Schülern und einzelnen Gemeindevertretern an ihren Plänen für den Umbau der Schulstruktur im Landkreis fest. In seiner jüngsten Sitzung am Mittwoch beschloss der Kreistag mehrheitlich die Fortsetzung der Planungen und eine Weiterführung einer interfraktionellen Arbeitsgemeinschaft Schulentwicklungsplanung, die unter Mitwirkung von Schulleitern aller Schulformen, Eltern- und Schülervertretung ein Konzept für die Schullandschaft 2030 erarbeitet hat und auch künftig begleiten soll.
Fest steht nun: Die Kreisverwaltung soll Elternbefragungen zur Einrichtung von Integrierten Gesamtschulen (IGS) in den Samtgemeinden Hanstedt, Hollenstedt und Elbmarsch durchführen. Eine Elternbefragung in der Gemeinde Rosengarten lehnen die Abgeordneten ab.
Für Jesteburg ein Modellversuch beantragt werden
Für Jesteburg soll beim Regionalen Landesamt für Schule und Bildung ein Modellversuch zur Erweiterung der Oberschule mit einer Oberstufe beantragt werden. Der Schulversuch soll dazu dienen, zeitnah zusätzliche Oberstufenplätze für Oberschüler mit erweitertem Realschulabschluss zu schaffen. Das Angebot soll sich an die Schülerinnen und Schüler richten, die bereits in der neunten und zehnten Klasse den gymnasialen Zweig der Oberschule belegt haben.
Außerdem wird eine zusätzliche Arbeitsgruppe des Kreistags geschaffen, um die Idee eines „Campus Berufsorientierung“ an den Berufsbildenden Schulen im Landkreis zu entwickeln und zu konkretisieren.
Jesteburgs Schulleiterin Iris Strunk freut sich über die Unterstützung der Politik. „Damit schaffen wir für unsere Schülerinnen und Schüler die im Landkreis dringend benötigten Oberstufenplätze.“ Mit Enttäuschung hingegen reagieren Eltern, Schulleitung und Bürgermeister der Gemeinde Rosengarten auf das Abstimmungsergebnis. „Die Entscheidungen machen mich traurig und wütend“, sagt Dirk Seidler, Bürgermeister der Gemeinde Rosengarten. „Die Eltern haben sich eine Befragung aller Betroffenen im Landkreis gewünscht. Diese wurde abgelehnt.“ Dabei müsse es doch im Interesse der Politik sein, den Elternwillen aller zu erfragen, um anschließend eine fundierte Entscheidung treffen zu können. „Erst zu entscheiden und anschließend Eltern zu befragen, macht doch gar keinen Sinn“, so Seidler.
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Auch SPD-Kreistagsfraktionsmitglied Klaus-Wilfried Kienert geht die Entscheidung einer nachträglichen Elternbefragung nicht mit. „Der Elternwille sollte ein maßgebliches Kriterium für die Ausrichtung des Sekundarbereiches der weiterführenden Schule einer Gemeinde sein“, sagt er.
Die Kritik reicht aber noch weiter und kommt nicht nur aus Rosengarten, sondern auch aus Hollenstedt und Jesteburg, aus Stelle, Salzhausen, Winsen und Marschacht. Dort haben die Schulelternratsvorsitzende sowie engagierte Eltern der Oberschulen eine Erklärung abgegeben, die ihrem Unmut Ausdruck verleiht. „Wir fühlen uns bei der Schulentwicklungsplanung von der Politik übergangen und nicht gehört“, fasst Janine Herzberger, Vorsitzende des Stadtelternrates der Schulen Winsen, den Inhalt zusammen.
Echtes Meinungsbild? Kritik an Kreiselternratsvorsitzender
Konkret richtet sich die Kritik der Unterzeichnenden gegen die Kreiselternratsvorsitzende Patricia Krengel. Diese habe sich nicht die Mühe gemacht, ein echtes Meinungsbild der Eltern des Landkreises einzuholen, um diese politisch zu vertreten. „Frau Krengel hat weder im Vorfeld, noch im Anschluss an die Schulausschusssitzung am 2. März über das Thema der anstehenden Entwicklungsplanung informiert“, so die Kritik der Schulelternratsvorsitzenden. Bei der Kreiselternratssitzung am 23. März sei die konkrete Bitte betroffener Elternvertreter um Informationen zu aktuellen Sachlage bei der Schulentwicklung direkt abgewiesen worden. Im Schulausschuss wurde damit eine Elternmeinung dargestellt, die nie eingeholt worden ist.“
Patricia Krengel weist die Vorwürfe entschieden zurück. „Ich habe mir sehr wohl ein Meinungsbild der Eltern eingeholt“, sagte sie dem Abendblatt. Ihr Ziel sei es, dass alle zwölf Kommunen auch künftig mindestens eine weiterführende Schule behalten. Dass sie die Elternschaft nicht während des laufenden Prozesses über die Inhalte der Schulentwicklungsplanung informiert habe, sei eine ausdrückliche Vorgabe der Arbeitsgruppe gewesen. „Das hätte nur für Unruhe gesorgt“, sagt sie. Sie habe jedoch geplant, in einer späteren Sitzung des Kreiselternrats das Thema Schulentwicklungsplanung zu präsentieren.