Landkreis Harburg. IGS Seevetal darf fünf 11. Klassen einrichten, um dringend benötigte Plätze für Bewerber zu schaffen. Wie das möglich wurde
Als bei Flaminia Caffarelli am Dienstag im Schulunterricht das Telefon klingelte, flossen wie schon vor ein paar Wochen Tränen. Diesmal allerdings waren es Freudentränen. Die Zehntklässlerin der Oberschule Jesteburg bekommt einen Platz auf der Integrierten Gesamtschule Seevetal, wird ihr Abitur damit an ihrer Wunschschule machen dürfen.
Möglich macht dies eine Ausnahmegenehmigung, die der Landkreis Harburg als Schulträger am Mittwoch erteilt hat. Diese sieht vor, dass an der IGS Seevetal im kommenden Schuljahr einmalig eine weitere elfte Klasse eingerichtet werden darf.
Platz für 21 Schülerinnen und Schüler von außen
Damit wird die Schule ausnahmsweise in Jahrgang elf fünfzügig sein, kann insgesamt 128 Schülerinnen und Schülern einen Oberstufenplatz in dem besagten Jahrgang anbieten. Zu 107 Bewerbern aus den eigenen Reihen können damit 21 Schülerinnen und Schüler von außen angenommen werden. Allein 19 sind es, die von den umliegenden Oberschulen kommen und im Februar eine Absage erhalten hatten.
„Für uns ist mit der Absage eine Welt zusammengebrochen“, erinnert sich Flaminia Caffarelli. Auch Mitschülerin Lea John war am Boden zerstört. „Ich wollte unbedingt eine Gesamtschule besuchen“, sagt die Zehntklässlerin mit Notenschnitt 1,2. „Keiner wollte mich haben.“
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Ihren Antrag hatte die Schulleiterin gleich nach Bekanntwerden der hohen internen Anmeldezahlen und der großen Nachfragen an Schulplätzen seitens externer von umliegenden Oberschulen kommenden Schülerinnen und Schüler an den Landkreis gerichtet. Im vergangenen Jahr hatte sie zur gleichen Zeit Gespräche mit Eltern und Schülern benachbarter Oberschulen führen müssen, denen sie eine Zusage auf Aufnahme aufgrund der Vorgaben frühestens kurz vor Beginn der Sommerferien in Aussicht stellen durfte. Jungen Heranwachsenden in diesen Zeiten keine Verlässlichkeit geben zu können, sie mit einer recht geringen Chance auf Aufnahme auf den Sommer vertrösten zu müssen und sie bis dahin "herumdiffundieren" zu lassen, das war für die Schulleiterin keine Option. Sie bat sie um eine Ausnahmegenehmigung für das kommende Schuljahr, die der IGS eine Fünfzügigkeit in Jahrgang 11 und damit die Aufnahme von 128 Schülerinnen und Schülern ermöglicht.
"Wir wollen den Schülerinnen und Schülern Sicherheit geben"
Der Antrag wurde zunächst mit Verweis auf die durch einen Kreistagsbeschluss festgelegte Vierzügigkeit abgelehnt. Nun teilte Fachbereitsleiterin Annerose Tiedt auf der Kreistagssitzung am Mittwoch mit: „Gemeinsam mit der Schulleitung der IGS Seevetal sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass ein fünfter Zug im kommenden Jahr möglich sein wird. Wir wollen den Schülerinnen und Schülern Sicherheit geben.“ Genau darum geht es auch Alexandra Neukirch. „Meine Bitte um eine Ausnahmeregelung erfolgte angesichts der im Februar vorliegenden Anmeldezahlen und basiert auf dem Bedürfnis, in dieser von Pandemie und Unsicherheiten geprägten Zeit leistungsfähigen und leistungsbereiten Schülerinnen und Schülern unserer benachbarten Oberschulen hinsichtlich ihrer weiteren schulischen Begleitung ein wenig mehr an Planungssicherheit anbieten zu dürfen“, sagt sie. „Ich freue mich sehr, dass der Schulträger mein Anliegen unterstützt.“
Mit den neuen Schülerinnen und Schülern sollen auch neue Kollegen an die IGS Seevetal kommen sowie Räume zeitweise umgenutzt werden. Auch der Oberstufenneubau soll nach den Sommerferien bezogen werden. Flaminia und Lea von der Oberschule Jesteburg sind froh, dass sie dann zur Schulgemeinschaft in Seevetal gehören werden.
Für die kommenden Schuljahrgänge bleibt die Unsicherheit. Um hier neue Perspektiven und Lösungen zu schaffen, arbeitet die Politik im Landkreis intensiv an einer Neustrukturierung der Schullandschaft, will die Oberschulen Hollenstedt, Hanstedt und Marschacht zur IGS umwandeln und Eltern dazu befragen.