Harburg/Rosengarten. Bei Bauarbeiten bricht die Decke ein. Die Ursache ist wohl ein alter Bergwerksstollen. Verkehrschaos erwartet.

Und plötzlich klafft ein riesiges Loch in der Straße. Vier Meter im Durchmesser, rund anderthalb Meter tief. Es ist nicht das erste Mal, dass die Straßendecke im Bereich Ehestorf nachgibt. Wobei es diesmal nicht direkt den Ehestorfer Heuweg in Hamburg-Hausbruch betrifft, aber die Verlängerung.

Wie das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) am Dienstag mitteilte, war es am Morgen gegen 11.30 Uhr zu dem Vorfall gekommen. Im Zusammenhang mit Straßenbauarbeiten gab der Boden in der Straße Emmetal nach und somit diesmal auf der niedersächsischen Seite, in der Gemeinde Rosengarten im Landkreis Harburg.

Verkehr Harburg: Hohlraum durch ehemaliges Kohlebergwerk?

Grund ist höchstwahrscheinlich ein Hohlraum, der durch das ehemalige Braunkohlebergwerk Robertshall entstanden ist. Die ehemaligen Grubenbaue werden derzeit durch das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) im Rahmen der Gefahrenabwehr im Nachbergbau saniert. Für die Sicherung des einstigen Braunkohlebergwerks Robertshall wird mit Bohrungen erkundet, ob es in den ehemaligen Stollen noch Hohlräume gibt, die dann durch Betoninjektion stabilisiert werden.

Bei einer solchen Erkundungsbohrung sei laut LBEG am Mittag der Tagesbruch gefallen. Nun wird zunächst das Bohrgerät geborgen und der Tagesbruch erstgesichert. Danach soll das Loch verfüllt und die Straße wieder befahrbar gemacht werden. Nach ersten Schätzungen dauern diese Arbeiten bis Ende kommende Woche.

Besonders ärgerlich für Anwohner am Ehestorfer Heuweg

Für die Anwohner der Straße Ehestorfer Heuweg ist das besonders ärgerlich: Eigentlich haben sie, auch während vor ihrer Haustür immer noch die Straße neu gebaut wird, Durchfahrtsrechte. Durch den so genannten „Tagebruch“ in Ehestorf ist dort die Straße allerdings voll gesperrt, und das mindestens die kommenden zehn Tage.

Derzeit ist Straße für den Durchgangsverkehr wegen Bauarbeiten auf Hamburger Seite im Bereich Ehestorfer Heuweg gesperrt. Die sich jetzt ergebende zusätzliche Sperrung im Bereich Emmetal kann der zulässige Anliegerverkehr über die Straßen Hohlredder, Auf dem Schwarzen Berge und Rehwechsel umfahren, wie es in der Mitteilung heißt. Zudem werde es zu Beeinträchtigungen um Linienbusverkehr kommen.

Verfüllen der Stollen erfolgte offenbar nicht nachhaltig

Dem Tagesbruch auf Hamburger Seite 2019 waren eingehende Untersuchungen und weitere Schadt-Sanierungen auf niedersächsischer Seite gefolgt, die weiter andauern. Bei einer Sondierungsbohrung entstand der Hohlraum. Das Bergwerk war lediglich von 1919 bis 1922 in Betrieb, als das Ruhrgebiet und dessen Steinkohle unter französischer Verwaltung waren und die Industrie dankbar jede Kohle – auch die brennschwache Harburger Braunkohle – abnahm. Besonders groß war der Harburger „Pütt“ auch nicht.

Bei Aufgabe des Bergwerks wurden nur die Stollen unter der Straße verfüllt. Alle anderen wurden lediglich „geraubt“: Stempel und Stützwände wurden entfernt; die Stollen gaben nach. In den Hängen östlich des Heuwegs sieht man noch die Einsackungen. Das Verfüllen der Stollen unter der Straße erfolgte seinerzeit offenbar nicht nachhaltig. Seit dem ersten Tagesbruch ist das niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie damit beschäftigt, die Stollen zu suchen – sie sind sehr ungenau dokumentiert – und auch auf eventuell im zweiten Weltkrieg dort versteckte Munition zu untersuchen. Jeder alte Stollen wird dann mit einer speziellen Zementmischung verfüllt.