Winsen. Analyse auf Basis von Daten des Städte- und Gemeindebundes ergibt: Kreisstadt ist „absolute Vorzeigestadt“.
Die Zeitschrift Kommunal – ein Medium, das sich insbesondere an Kommunalpolitiker und Verwaltungen richtet – hat Winsen zur erfolgreichsten Handelsstadt Deutschlands gekürt. Als „absolute Vorzeigestadt“ bezeichnet Kommunal-Chefredakteur Christian Erhardt die Kreisstadt. Winsen punktete bei der Zeitschrift, deren Partner der Deutsche Städte- und Gemeindebund ist, mit der unbedingten Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln.
Den Ausschlag gaben Zahlen, die Kommunal von allen verfügbaren Datenbanken bezieht. Alle mittelgroßen Städte Deutschlands, mit Einwohnerzahlen zwischen 20.000 und 75.000, insgesamt über 600, wurden miteinander verglichen. Es wurde geschaut, inwiefern sich die Städte im Laufe der Jahre verändert haben. Aufgeführt wurden etwa der Beschäftigtenanteil im Handel oder die Bruttowertschöpfung im Dienstleistungsbereich. Zu einem Drittel wurden Daten zum Thema Lebensqualität bewertet, zu denen der Arbeitslosenanteil, die Zahl der Einfamilienhäuser oder auch die Steuereinnahmen zählen.
Stadt Winsen nahm quasi automatisch teil
Die Stadt Winsen nahm quasi automatisch teil – und auch Bürgermeister André Wiese (CDU) erfuhr erst durch den entsprechenden Online-Artikel von der Auszeichnung. Eine Printversion soll am Donnerstag mit dem Erscheinen der Zeitschrift folgen. Am Dienstag ließ Wiese seiner Freude freien Lauf: „Das Zusammenwirken verschiedener Effekte quer durch alle Themenbereiche, von der Handelsansiedlung bis zu der Nutzung verschiedener Förderprogramme, wirkt sich positiv für uns als Stadt aus“, sagte er.
Kommunal führt regelmäßig Bewertungen durch und veröffentlicht daraufhin Rankings. Zuletzt wurden die wirtschaftlichen Aufsteiger der vergangenen zehn Jahre ermittelt, davor Ende des vergangenen Jahres seniorengerechte Kommunen. „Ich bin immer wieder überrascht, welche Städte von unserem System ermittelt werden“, sagt Chefredakteur Erhardt auf Abendblatt-Anfrage.
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Dass die Stadt Winsen aktuell auch tolle Projekte verwirklicht, die ebenfalls der Innenstadt zugute kommen sollen, habe die Redaktion im Nachhinein recherchiert. Die Zahlen, die als Grundlage für das Ranking dienten, stammen aus 2020 und 2021. Aktuelle Projekte könnten erst dann einfließen, wenn sie datentechnisch erfasst sind, erläutert Erhardt.
Innenstadt wird aktuell intensiv saniert
„Zugegeben, im Moment wirkt die Einkaufsmeile durchaus wie eine Baustelle, aber das hat seine Gründe. Denn die Stadt hat sich vorgenommen, noch besser zu werden, als sie ohnehin schon ist“, heißt es im Kommunal-Artikel zum Städtevergleich. Erhardt spricht hier das aktuell laufende Bauprojekt „Winsen 2030“ an, in dessen Rahmen die Innenstadt aktuell saniert wird.
Der Rahmenplan zur Sanierung wurde bereits im Dezember 2017 beschlossen. Inbegriffen sind die Umgestaltung der Haupteinkaufsstraßen, neue Gemeinschaftseinrichtungen, ein Parkkonzept, das Anlegen einer Luhepromenade und ein Touristisches Leit- und Orientierungssystem. Vor rund einem Jahr begann die Neugestaltung mit Baumfällungen in der Innenstadt, die auch zu Kritik vonseiten der Bürgerinnen und Bürger führten. Mittlerweile haben in der nördlichen Rathausstraße die Leitungsarbeiten begonnen.
Des Weiteren geht Erhardt in seinem Artikel auf das Sofortprogramm „Perspektive Innenstadt“ ein. Als das Land Niedersachsen im vergangenen Jahr ein Hilfsprogramm für die Innenstädte ankündigte, habe Winsen bereits das Sofortprogramm parat gehabt, um Leerstände in der Innenstadt zu vermeiden. Und das, obwohl Niedersachsen zu dem Zeitpunkt noch keine Förderrichtlinien festgelegt hatte.
Exzellente Lage außerhalb Hamburgs
Markus Johannsen, Geschäftsführer des Modegeschäfts Düsenberg und Harms sowie Aufsichtsratsmitglied der City-Marketing GmbH, sagt über die Auszeichnung: „Winsen hat durch seine exzellente Lage außerhalb Hamburgs und an der Elbe gerade in den letzten Jahren gezeigt, dass es nicht nur Schlaf-, sondern vielmehr Arbeits- und LebensStadt ist.“
Zweiter Sieger bei dem Rennen um den Titel der erfolgreichsten deutschen Handelsstadt ist übrigens die hessische Stadt Eschborn im Main-Taunus-Kreis. Mit knapp 22.000 Einwohnern ist sie etwas kleiner als Winsen mit seinen 36.000 Einwohnern. Eschborn sei wirtschaftlich erfolgreich und habe eine lebenswerte Innenstadt, heißt es. Der Eschborner Bürgermeister Adnan Shaikh (CDU) hebt insbesondere die kleinen, inhabergeführten Geschäfte hervor. Auf den dritten Platz hat es die Stadt Frankenthal in der Metropolregion Rhein-Neckar geschafft – für diesen Handelsstandort werden insbesondere verkaufsoffene Sonntage und Sonderaktionen in der Innenstadt hervorgehoben.