Winsen. Investor stellt neue Pläne für das Grundstück am Hansekreisel vor. Sozialwohnungen, Geschäfte und was dort noch entstehen soll.
So sehr sich die Winsener Kommunalpolitik 2017 über die Pläne des Investors Jens-Peter Oertzen gefreut hatte, der ankündigte, am Hansekreisel einen Wohn-, Büro- und Einzelhandelskomplex zu errichten, der an der Einfahrt zur Stadt repräsentativ und wie ein Stadttor wirken sollte, so sehr waren sie enttäuscht, als Oertzen zwei Jahre später ankündigte, das Projekt fallen zu lassen, weil er als Investorkeine Geldgeber dafür gefunden habe.
Das Oertzen-Projekt fand 2017 nicht genügend Geldgeber
Es sah aus, als müsse man weiter mit der Brachfläche am Kreisel leben, hinter der man lediglich die Rückseite der Mehrfamilienhäuser am Winser Baum wahrnimmt. Dabei hatte die Politik eigens für das Oertzen-Projekt bereits einen Bebauungsplan maßgeschneidert. Jetzt allerdings wurde dem Winsener Planungsausschuss ein Vorhaben nahegelegt, das die Oertzen-Fläche beleben könnte: Die Specht-Gruppe aus Bremen möchte hier eine Altenpflegeeinrichtung, sozialen Wohnungsbau und Einzelhandelsflächen verwirklichen. Dafür sind einige Änderungen am bestehenden Bebauungsplan nötig.
100 Plätze soll die Pflegeeinrichtung haben, welche die westliche Hälfte des Komplexes ausmacht. Im östlichen Teil sollen 50 Wohnungen entstehen, davon 30 Sozialwohnungen. Die gesamte Anlage soll zwar „in einem Guss“ errichtet werden, wird aber optisch den Eindruck von sechs einzelnen Baukörpern machen. Dafür sorgen Fassadenversprünge des Gebäudes. Drei dieser Pseudo-Baukörper sind für die Altenwohnanlage vorgesehen, zwei für den Wohnungsbau und einer dazwischen ist dem Einzelhandel vorbehalten – er fällt auch niedriger aus als die anderen.
Specht-Gruppe aus Bremen ist auf Altenwohnanlagen spezialisiert
Wo der Oertzen-Entwurf noch die geschwungene Form des Grundstücks mit aufnahm, hat das Specht-Konzept trotz der Fassadenversprünge eine schnurgerade Achse, ähnlich wie eine Kurbelwelle. „Als Dachform könnten wir uns grundsätzlich Satteldächer vorstellen, weil das dem Baustil des Umfeldes entspräche“, sagt Specht-Architekt Moritz Greiling, „allerdings würden Flachdächer durch Aufstockung mit einem Staffelgeschoss einen größeren Wohn-Nutzen bringen, sodass wir beide Varianten für möglich halten.“
Die Specht-Gruppe ist auf Altenwohnanlagen spezialisiert. Hauptsächlich realisiert sie ihre Projekte im Nordwesten Deutschlands, aber auch eine Seniorenresidenz in der Toskana ist derzeit in der Umsetzung. Neben der Planung und dem Bau bietet die Gruppe Geldanlegern auch die Möglichkeit, in Pflegeimmobilien zu investieren und Pflegeapartments für sie zu verwalten.
In der Winsener Pflegeanlage ist eine Einteilung in stockwerkweise Wohnbereiche vorgesehen, jeder mit 24 bis 25 Zimmern unterschiedlichen Zuschnitts und unterschiedlicher Größe, sowie gemeinsamen Aufenthalts- und Essbereichen.
Vorstellbar sind Studenten- und Personalwohnungen für das Pflegeheim
Auf der östlichen, der Wohnungsbau-Seite, kann sich Greiling Studenten- oder Azubi-Wohnungen, aber auch Personalwohnraum für das Pflegeheim vorstellen. Mit 35 Quadratmetern pro Einheit sind die Sozialwohnungen hier auf Single-Haushalte ausgelegt. Allerdings ist der Schnitt so gewählt, dass sich auch zwei davon zusammenfassen lassen. Das ergäbe heutzutage eine Zweizimmerwohnung. Die Baugenossenschaften der 1960er-Jahre hätten daraus auch zweieinhalb bis drei Zimmer gemacht. In den frei finanzierten zwei Stockwerken über den Sozialwohnungen ist dieser größere Schnitt auch grundsätzlich vorgesehen.
„Im Prinzip begrüßen wir diese Pläne, denn so wird der Ortseingang belebt und auch für das nahegelegene Neubaugebiet Winsener Wiesen schon mal eine Nahversorgungsmöglichkeit geschaffen“, sagt Cornell Babendererde (CDU), die erste stellvertretende Bürgermeisterin von Winsen und Mitglied des Planungsausschusses, „aber über einige gestalterische Details werden wir noch reden müssen, denn schließlich soll dieses Gebäude einmal quasi die Visitenkarte der Stadt werden. Wir befinden uns aber auch noch ganz am Anfang.“
Golf-Hotel auf der Golfanlage Green Eagle nimmt nächste Hürde
Beendet wurden im Planungsausschuss hingegen die Diskussionen um das geplante Golf-Hotel auf der Golfanlage Green Eagle an der Radbrucher Straße in Luhdorf. Die jeweils zwei Änderungen zu Bebauungs- und Flächennutzungsplänen, die dafür erforderlich sind, wurden von den Ausschussmitgliedern befürwortet – gegen die zwei Stimmen der Grünen. Sie hatten Bedenken wegen des Regenwassermanagements und bemängelten, dass auf dem Gründach des Golf-Hotels keine Photovoltaik-Anlage geplant ist.