Lüneburg/Buchholz. Theater Lüneburg stellt Spielbetrieb ein - wegen Corona-Variante. Chef der Empore Buchholz kritisiert Extra-Regeln.
Es sollte ein starker Auftakt ins neue Jahr werden, vier verschiedene Stücke standen am Wochenende im Theater Lüneburg auf dem Programm, am kommenden Sonnabend sollte das Tanzstück „Bluthochzeit“ im Großen Haus Premiere feiern. Doch nach „Macbeth“ am Sonntagabend war Schluss – das Theater hat den Spielbetrieb aufgrund der fortschreitenden Corona-Pandemie vorläufig eingestellt. Erst nach Ostern wird es voraussichtlich weitergehen.
„Bei der Planung der Saison waren wir alle davon ausgegangen, dass wir über den Berg sind und das Haus voll besetzen können. Aber jetzt haben wir eine veränderte Situation durch Omikron. Und die wird nicht morgen vorbei sein“, sagt Intendant Hajo Fouquet. Die vorgegebenen Schutzmaßnahmen seien in Ordnung. „Aber sie stellen die Theater vor besondere Herausforderungen.“
Im Theater muss wegen Omikron auch Abstand gehalten werden
Wegen der Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus waren die Regeln in Niedersachsen weiter verschärft worden. Die sogenannte Weihnachtsruhe wurde zunächst bis 15. Januar verlängert. Veranstaltungen mit mehr als zehn Teilnehmern sind nur im 2G-plus-Modell oder bei maximal 70-prozentiger Auslastung erlaubt. Außerdem müssen Besucher Abstand halten und durchgehend eine FFP2-Maske tragen.
„Diese Regeln bedeuten im Grunde einen Lockdown für die Kultureinrichtungen“, sagt Onne Hennecke, Geschäftsführer der Empore Buchholz. Insbesondere das zusätzliche Abstandsgebot sieht er kritisch. Da die Plätze nur noch in der sogenannten Schachbrettbelegung vergeben werden dürfen, bleiben von den rund 500 Sitzen in der Empore nur etwa 200 übrig. „Albert & Victoria“ sowie „Passagier 23“ werden daher verschoben, „Ocean Change“ mit Arved Fuchs soll stattfinden. Ob das Ohnsorg Theater und Yared Dibaba kommen, ist derzeit unsicher. Fest eingeplant sind der Abend mit Markus Maria Profitlich sowie das Konzert von „FrontM3n“.
Empore Buchholz versucht, einige Veranstaltungen zu retten
„Wir entscheiden im Moment von Veranstaltung zu Veranstaltung“, sagt der Geschäftsführer. Komplett schließen werde die Empore nicht. „Wenn es irgendwie möglich ist, lassen wir die Veranstaltungen stattfinden, auch vor wenigen Zuschauern. Dieses Mindestangebot wollen wir aufrecht erhalten.“ Allerdings gebe es viele Gründe für Absagen. Mal seien die Abstandsregeln nicht umsetzbar, mal zögerten die Künstler oder es seien zu viele Menschen auf der Bühne. So blieben nur etwa 20 Prozent der geplanten Veranstaltungen übrig. „Aber die wollen wir wacker spielen“, betont Hennecke. „Nichts tun, ist keine Option.“
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Trotz aller Zuversicht, die der Empore-Chef weiterhin an den Tag legt, – für die erneut verschärften Regeln im Kulturbereich hat er wenig Verständnis. „Es macht mich wütend, dass es wieder nur die Theater getroffen hat. Nur hier müssen trotz 2G und 2G-plus jetzt auch wieder Abstände eingehalten werden. Dabei tragen die Besucher bereits Masken und bewegen sich während der Vorstellung nicht von ihrem Platz.“ Diese Regeln würden gut befolgt und wären aus seiner Sicht ausreichend, um Infektionen vorzubeugen. Auch für eine verordnete Schließung aller Theater und entsprechendem finanziellen Ausgleich hätte er Verständnis.
Doch so sei ein wirtschaftlicher Betrieb kaum möglich, sagt Hennecke. „Die Gesamtsituation ist ein Desaster.“ Wer einen Besuch in der Empore plant, sollte sich kurzfristig auf der Internetseite informieren, ob und unter welchen Bedingungen die Termine stattfinden. Wer angesichts der Infektionslage Bedenken hat, kann sein Ticket gegen einen Gutschein umtauschen.
Existenzsicherung: Theater Lüneburg schickt 160 Mitarbeiter in Kurzarbeit
Das gilt auch im Theater Lüneburg. Karten für Vorstellungen bis zum 21. April können zurückgegeben oder umgebucht werden. Auf der Homepage heißt es in einem Appell an die Besucher. „Es ist eine sehr große Hilfe für uns, wenn Sie sich entscheiden könnten, den Eintrittspreis in einen Gutschein umbuchen zu lassen oder dem Theater als Voll- oder Teilspende zukommen zu lassen.“
Denn die schwierige finanzielle Situation ist ein wesentlicher Grund für die zeitweise Schließung. Das Theater generiert normalerweise 25 Prozent seiner Einnahmen aus den Ticketverkäufen – eigentlich ein sehr guter Wert. „Brechen diese Einnahmen jedoch weg, fehlt uns gleich ein großer Teil“, sagt der Intendant. Zuletzt fehlten daher zwei Drittel der üblichen Einnahmen. Hinzu komme, dass das Theater über keinerlei Rücklagen verfügt, sondern ein Minus im siebenstelligen Bereich mit sich trage.
„Wir sind noch nicht am Rande der Insolvenz“, sagt Fouquet. „Aber wenn wir den Zug jetzt nicht anhalten, kann die finanzielle Lücke keiner mehr füllen.“ Es gehe darum, die Existenz des Theaters und damit die Arbeitsplätze der knapp 200 Mitarbeiter zu sichern. Deshalb hat das Theater Lüneburg für 160 Angestellte nun Kurzarbeit beantragt. „Dieses Instrument sollte uns retten“, sagt Fouquet. Während der Schließzeit werden einige Stücke weiter geprobt – damit die Bühne nach Ostern wieder angemessen bespielt werden kann.
2G-plus in den Theatern in Niedersachsen
In den Theatern in Niedersachsen gilt bis 15. Januar die Warnstufe 3 und damit die 2G-plus-Regel. Besucher müssen geimpft oder genesen sein und einen aktuellen negativen Testnachweise einer offiziellen Teststation vorlegen.
Eine Booster-Impfung – ebenso eine Genesung nach vollständiger Impfung – ersetzt den Test ab dem Tag der Impfung. Kinder und Jugendliche sind von den Einschränkungen ausgenommen. Alle Besucher ab 14 Jahren müssen im Theater eine FFP2-Maske tragen, für Kinder ab sechs Jahren ist eine OP-Maske vorgeschrieben.
Nach den Beratungen der Ministerpräsidentenrunde am Freitag war klar: Kultureinrichtungen sollen trotz der Infektionslage – unter strengen Hygieneregeln – grundsätzlich geöffnet bleiben. Im Beschluss heißt es: „Kulturelles Erleben und künstlerisches Produzieren zeigen gerade in der Pandemie ihre große Bedeutung und ihren gesellschaftlichen Wert.“