Winsen. 50-köpfiges Team im Einsatz. Corona-Inzidenz liegt bei 530,8. Kontaktpersonen können nicht mehr angerufen werden

Im Landkreis Harburg hat die Corona-Inzidenz am Donnerstag die 500er-Marke überschritten (530,8 am Freitag). Damit liegt die Region im Bereich der Hamburger Werte und weit über den Nachbarkreisen. Im Durchschnitt der zurückliegenden Woche kamen täglich 194 neu gemeldete Infektionen hinzu – eine Mammutaufgabe für die Stabsstelle Pandemie des Kreises.

Sie informiert die Betroffenen, versucht Kontakte nachzuverfolgen und berät besorgte Bürger. Sie ist an sieben Tagen in der Woche besetzt, meist zwischen 6 und 22 Uhr. „Die hohe Zahl der Infektionen ist ganz sicher auf die hoch ansteckende Omikron-Variante zurückzuführen, die bei uns aktuell einen Anteil von 60 bis 70 Prozent ausmacht“, sagt Ramona Meier. Die 30-Jährige leitet die Stabsstelle seit Mitte September; ist dort schon seit November 2020 im Einsatz. Der studierten Kreisamtfrau, die eigentlich im Bereich Digitales Arbeiten und Controlling zuhause ist, steht ein 50-köpfiges Team zur Verfügung.

Die Hälfte der Mitarbeiter bleibt zuhause

Es bildet kein zentrales Lagezentrum, weil dann das Risiko, dass es selbst durch das Virus lahmgelegt wird, zu groß wäre. Vielmehr sitzt die Hälfte der Mitarbeiter in wechselnder Besetzung im Homeoffice, die andere in der Kreisverwaltung. „Die Mitarbeitenden, die uns aus dem Haus unterstützen, tun dies meist von ihrem eigentlichen Schreibtisch aus“, sagt Meier und lobt die „riesige Einsatzbereitschaft“ ihres Teams.

25 bis 30 Mitarbeiter ermitteln und verfolgen Kontakte von Infizierten, mit militärischer Unterstützung: „Montag bekommen wir Verstärkung von drei weiteren Bundeswehrsoldaten, so dass dann sieben Bundeswehrangehörige für uns tätig sind“, sagt Meier. Auch zwei Leute vom Finanzamt seien dabei. Die übrigen sind Festangestellte der Stabsstelle oder anderer Abteilungen der Kreisverwaltung, die die Stabsstelle zeitweilig unterstützen. Zudem wird weiterhin Personal eingestellt.

Betroffene sollen Kontakte auflisten

Als die Situation noch überschaubarer war, wurden nicht nur die positiv Getesteten angerufen, sondern auch deren Kontaktpersonen. „Das ist aktuell aufgrund der hohen Fallzahlen nicht mehr möglich“, sagt Meier. „Stattdessen setzen wir auf Mitarbeit. Wer ein positives PCR-Testergebnis erhalten hat, tut uns einen großen Gefallen, wenn er seine engen Kontakte – also Personen, mit denen der Betroffene in den letzten zwei Tagen vor Symptombeginn oder Test mehr als zehn Minuten ohne Maske zusammen war – auflistet.“ Eine Musterliste finde sich unter www.landkreis-harburg.de/verordnungen-corona. Grundsätzlich versucht die Stabsstelle, positiv Getestete mindestens zweimal telefonisch zu kontaktieren: nach positiven Testergebnis, das automatisch vom Labor übermittelt wird, und zum Ende der häuslichen Isolation. Meier: „Der erste Anruf erfolgte bis vor Kurzem meist noch am selben Tag, an dem uns der Befund vom Labor übermittelt wurde. Das können wir aktuell nicht mehr sicherstellen.“

Nicht nur die hohen Fallzahlen machen die Arbeit der Stabsstelle anspruchsvoller, sagt die Krisenmanagerin: „Wir spüren immer mehr, dass die Akzeptanz der Maßnahmen sinkt. Besonders wenn die Menschen keine Symptome haben und es ihnen eigentlich gut geht, sind unsere Mitarbeitenden immer wieder gefordert, die Notwendigkeit der Quarantäne zu verdeutlichen.“

Individuelles Verhalten bestimmt Ansteckungsrisiko

Hotspots von Ansteckungen seien der Pandemie-Stabsstelle nicht bekannt, so Meier. Im Vergleich zum Beginn der Pandemie sei der Altersdurchschnitt der Infizierten deutlich gesunken. „Jede Person trägt durch ihr individuelles Verhalten erheblich zum eigenen Ansteckungsrisiko bei“, warnt sie. Grundsätzlich werde es für die Menschen immer schwieriger, nachzuvollziehen, wie sie sich angesteckt haben. Umso wichtiger sei es, sich regelmäßig zu testen und auf Symptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit und Nachtschweiß zu achten. Das gelte auch für geboosterte Personen.

Die medizinische Aufklärung übernehmen vor allem die Ärztinnen im Team. Zu allen weiteren gesundheitlichen Fragen geben die Mitarbeiter in Abstimmung mit den Ärztinnen und der Amtsärztin aus dem Gesundheitsamt Auskunft. Nicht jedes Anliegen dreht sich um die Gesundheit. Meier: „Eine der häufigsten Fragen ist, ob man trotz Quarantäne mit dem Hund Gassi gehen darf.“ Die Antwort ist einfach: „Ja, aber nur im eigenen Garten. Ansonsten muss man auf die Unterstützung von Nachbarn oder Familienangehörigen setzen.“