Lüneburg/Harburg. Wer schließt, wer öffnet bis zum Fest? In Buxtehude gehen die Lichter früher aus, in Hamburg-Harburg soll es dagegen weitergehen.
Der traditionsreiche Weihnachtsmarkt vor dem Lüneburger Rathaus hatte kaum eröffnet, da wurden die Buden wieder abgebaut. Als feststand, dass Besucher nicht nur geimpft oder genesen sein müssen, sondern zusätzlich einen negativen Corona-Test vorweisen mussten, zogen die Schausteller am Dienstag vergangener Woche die Reißleine. Quasi über Nacht bauten sie ihre Buden wieder ab, nur eine Woche standen sie auf dem Platz. 270 Tannenbäume, die den Markt gesäumt hatten, wurden an Selbstabholer gegeben.
So schnell wie die Spuren des Weihnachtsmarkts werden die Spuren des verlorenen Adventsgeschäfts nicht verschwinden. „Ich gehe davon aus, dass einige von uns den Winter wirtschaftlich nicht überleben werden“, sagt Otto Ernst Schulz, Geschäftsführer des Schaustellerverbands Lüneburg. Zwar habe das Land finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt, doch keiner wisse, ob und wann das Geld tatsächlich ankommen werde. Reserven sind längst aufgebraucht, die Zeit der Pandemie war vor allem von Absagen geprägt.
„Das Weihnachtsgeschäft sollte der rettende Anker sein“, sagt Schulz. „Es ist traurig, dass die Schausteller jetzt wieder bei Null stehen.“ Doch mit dem Beschluss zu 2G-Plus auf allen Weihnachtsmärkten in Niedersachsen habe es keine andere Lösung als den Rückzug gegeben. Auf Märkten in ganz Deutschland seien nach dieser Umstellung die Einnahmen um 70 bis 80 Prozent eingebrochen. Darüber hinaus fehlten in Lüneburg ausreichende Testmöglichkeiten. „Das wäre nach der Schließung vieler Testzentren in der Masse gar nicht zu bewältigen gewesen.“
Weihnachtsstadt Lüneburg: Nur einige Buden sind geblieben
Wer in diesen Tagen einen adventlicher Bummel durch die Stadt macht, muss dennoch nicht gänzlich auf Glühwein, Schmalzgebäck und weihnachtliche Dekoration verzichten. Von der geplanten Weihnachtsstadt Lüneburg sind noch einige Schaustellerbuden am Platz Am Sande geblieben. Zudem betreiben mehrere Restaurants und Hotels in der Innenstadt private Märkte. Diese gelten als Außengastronomie, es muss daher derzeit nur die 2G-Regel ohne zusätzliche Tests angewandt werden.
Wie das funktioniert, zeigt sich unter anderem im To Huus, einem Lokal in der Schröderstraße. Drinnen gilt 2G und eine maximale Auslastung von 70 Prozent. Im Hinterhof haben die Betreiber einen kleinen Weihnachtsmarkt eröffnet, auch durch diese Kontrollen kommt nur, wer einen Nachweis über die Impfung oder Genesung sowie seinen Personalausweis vorzeigt. Das funktioniere ganz gut, aber nicht jeder Besucher zeige dafür Verständnis, sagt Geschäftsführer Sven Maue. „Wir kontrollieren so strikt, wie es sein sollte.“
Dazu gehört auch, dass sich die Gäste über die Luca-App oder Corona-Warn-App einloggen müssen und nicht so viele Menschen in den Hinterhof dürfen, wie in anderen Jahren üblich. Wer drin ist, muss einen Mund-Nasen-Schutz tragen, dieser darf nur an den Tischen abgelegt werden. Sie verzeichneten einen regen Zulauf auf dem Markt, sagt Maue. „Aber insgesamt ist spürbar, dass deutlich weniger Leute in der Stadt unterwegs sind. Das Geschäft konzentriert sich vor allem auf den Sonnabend, dann ist die Stadt voll.“
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Das Team von To Huus betreibt auch den Biergarten Schröders Garten an der Ilmenau sowie das Café im Glockenhaus. Dort haben sie ebenfalls Weihnachtsmärkte eingerichtet, diese sind jedoch aus wirtschaftlichen Gründen nur noch an den Wochenenden geöffnet. Auch der Markt in der Schröderstraße, der noch bis Heiligabend geöffnet ist, habe zur Debatte gestanden, sagt Maue. „Es gab immer wieder die Überlegung, ob sich das wirklich lohnt.“
Mitarbeiter des Hotels kontrollieren die Nachweise
Im Hotel Wyndberg nahe dem Rathaus, das erst vor anderthalb Jahren eröffnet hat, ist es die erste Saison, in der ein Weihnachtsmarkt möglich ist. Eine Tafel am Gehweg unterhalb des namensgebenden Hügels weist auf die Regeln hin: Besucher müssen geimpft oder genesen sein, Mitarbeiter des Hotels kontrollieren die Nachweise am oberen Ende der steinernen Treppe. Wer passieren darf, muss auf dem privaten Außengelände keine Maske mehr tragen. Unter weißen Schirmen stehen die Menschen bei Glühwein und Snacks zusammen. Bis Neujahr soll das hier weiterhin möglich sein, außer an Heiligabend, den Feiertagen und Silvester. „Der Markt ist sehr gut besucht und die Reaktionen der Besucher sind positiv“, sagt Hotelmitarbeiterin Nina Rabe. „Solange sich an den Beschränkungen nichts ändert, werden wir deshalb geöffnet bleiben.“
Für einen Besuch des Weihnachtsmarktes in Buxtehude besteht unterdessen nur noch bis zu diesem Sonntag Gelegenheit. Am Montag schon werde man ihn vorzeitig einstellen, teilte das Stadtmarketing der Hansestadt mit. Grund seien die strengen Corona-Regelungen, die mit 2-G-Plus jetzt nicht nur Impfzertifikate von Besuchern verlangen, sondern zusätzlich auch negative Tests. Dennoch sei man mit der Resonanz und vor allem dem Feedback zufrieden, sagt Fachabteilungsleiter Torsten Lange. Das „Wintermärchen“ (täglich 12 bis 21 Uhr) mit weihnachtlichem Rahmenprogramm hatte die Hansestadt diesmal auf dem Altstadtparkplatz aufgebaut, weil sich so die Zugänge besser kontrollieren lassen. Entstanden war so aber auch eine Art „Weihnachtsdorf“ am Rand des Zentrums. In den ersten Tagen unter 2-G sei die Besucherzahl gut gewesen, sagt Lange. Dann mit 2-G-Plus kam es an Wochentagen aber zu Einbrüchen bei den Zahlen, weshalb man sich jetzt für ein vorzeitiges Ende entschieden habe. Ursprünglich war das „Wintermärchen“ bis zum 23. Dezember geplant.
Harburger hoffen auf Gäste aus dem Umland
Während viele Weihnachtsmarktbeschicker im Umland den frühen Ausstieg planen oder vollzogen haben, will der Harburger Weihnachtsmarkt am ursprünglichen Zeitplan festhalten und bis zum 29. Dezember geöffnet haben. Lediglich am 24. und 25. Dezember ruht der Betrieb.
Dabei könnte der Harburger Markt davon profitieren, dass so viele Umlandmärkte aufgeben. Und er könnte das gebrauchen: „Machen wir uns nichts vor“, sagt Eventmanagerin Anne Rehberg: „Die Besucherzahlen bleiben natürlich hinter denen von vor der Pandemie zurück. Aber wir lassen den Kopf nicht hängen, machen das mit Programm wett.“ Beispielsweise mit dem Blasorchester St. Maria am Sonnabend und der Weihnachtsmannsprechstunde am Sonntag. In der Vorweihnachtswoche sind Märchenerzähler da und das Abschlussfeuerwerk am 29. Dezember findet ebenfalls statt.