Wenzendorf. 250.000-mal Heimeligkeit: Betrieb im Landkreis Harburg vertreibt die Tanne zum Fest. Warum der Versandhandel scheiterte.

Ein paar haben ihn schon, ihren Weihnachtsbaum. Aber so richtig geht der Weihnachtsbaumverkauf erst in diesen Tagen los. Einer der größten Produzenten in der Region ist der Hof Oelkers in Wenzendorf. Eine Viertelmillion Weihnachtsbäume von knie- bis himmelhoch verlässt in diesen Tagen die Plantagen der Familie, um in deutschen Wohnzimmern und anderswo auf der Welt heimelige Stimmung zu verbreiten.

Doch sogar auf das Weihnachtsbaumgeschäft hat die Corona-Pandemie Auswirkungen. Schlecht sind die meisten aber nicht: Viele wollen es sich in dieser Zeit zu Hause besonders schön machen. Da spielt der Baum eine wichtige Rolle. Wer jetzt gerade den Hof Oelkers besucht, merkt schnell: Hier herrscht höchste Hektik. Schief geht dennoch nichts. Das liegt an der Routine von Management und Mitarbeitern.

Lkw fahren im Zehn-Minuten-Takt vor und werden beladen

„Wat mookt denn de Geele heer?“ ruft Seniorchef Bernd Oelkers argwöhnisch über den Hof und zeigt auf den Sattelzug einer Post-Nachfolge-Firma. „Bringt zehn Paletten Füße“, antwortet der Staplerfahrer im Vorbeirumpeln. „Na denn ischa god!“, sagt Oelkers, der eine unzufriedene Vergangenheit mit dem Logistikriesen hat, wie er später noch berichten wird.

Auf dem gesamten Gelände fahren Lkw im Zehn-Minuten-Takt vor und werden beladen. Heute nicht nur mit Bäumen, sondern auch mit Zaunelementen: Die Verkaufsstände werden in Hamburg, Hannover, Bremen und dazwischen aufgebaut und eingezäunt. Zum Teil holen die Stapler die Zaun-Elemente direkt von dem Lkw, der gerade welche anliefert, und bringen sie direkt zu dem Laster, der gleich wieder damit losfährt. Hinzukommen noch einmal pro Lastwagen vier bis sechs Paletten mit Weihnachtsbäumen, jede im Schnitt mit 100 Bäume. „Die Auslieferung an die Großabnehmer läuft schon seit einiger Zeit“, sagt Oelkers. „Aber wir fangen mit unseren Ständen jetzt erst an. Auch das Selberschlagen in der Plantage beginnt erst an diesem Wochenende.“

Geringeres Interesse am Selberschlagen in der Plantage

Beim Selberschlagen spielt Corona wieder eine Rolle: Firmen, die sonst einen Nachmittag mit Punsch, Pommes und Säge als Kunden- oder Mitarbeiterveranstaltung gebucht haben, bleiben weg. Viele verschicken jetzt einen Oelkers-Gutschein, so dass die Beschenkten individuell kommen und den Baum abholen. „Aber das ersetzt die Stimmung natürlich nicht“, sagt Oelkers.

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© xl | Lars Hansen

Am Baumumsatz ändert das wenig: Ohnehin verkaufen Oelkers und seine Leute nur 20.000 der 250.000 jährlichen Bäume selbst. Der überwiegende Teil geht an Großabnehmer und Weiterverkäufer, teilweise auch in den Export. Die Niederlande sind ein großer Abnehmer für norddeutsche Weihnachtsbäume und sogar auf dem Roten Platz vor dem Kreml in Moskau stehen Oelkers-Bäume.

80 Prozent der deutschen Weihnachtsbäume sind Nordmanntannen

Verkaufsschlager ist immer noch die Nordmanntanne. 80 Prozent der Weihnachtsbäume, die in Deutschland verkauft werden, sind Nordmanntannen. Zehn Prozent sind Blaufichten und die letzten zehn Prozent teilen sich „Exoten“, wie Edeltanne, Rotfichte und Koreatanne. Auf dem Rückzug ist der Kunstbaum. Dass die Plastiktannen sich nicht mehr gut verkaufen, hat viele Gründe: „Es gibt es gerade auch Lieferschwierigkeiten wie für vieles aus China“, sagt Oelkers. Viele holen sich den Baum auch schon früher. Manche kaufen sogar zwei Bäume, einen für die Adventszeit und einen für die Feiertage. Oder sie stellen einen auf den Balkon und einen ins Wohnzimmer.

Zudem gibt es auch bei Weihnachtsbäumen einen Trend zur Nachhaltigkeit: In den vergangenen Jahren verkauften die Oelkers‘ mehr Bäume mit Wurzelballen, die nach dem Fest im Garten weiterleben können. Die Größe des Wurzeleimers begrenzt aber die Größe des Baums auf nicht viel mehr als einen Meter.

Beliebteste Baumgröße liegt zwischen 150 und 160 Zentimetern

Die beliebteste Baumgröße in deutschen Wohnzimmern liegt jedoch seit Jahren unverändert zwischen 150 und 160 Zentimetern. Der größte Weihnachtsbaum, den die Oelkers‘ in diesem Jahr verkauft haben, ist ein 15-Meter-Prachtstück, das eine Firmenzentrale in Hannover schmückt. Mit wachsender Höhe wächst bei Weihnachtsbäumen auch der Meterpreis. Der hat sich bei den Wohnzimmerbäumen nur moderat gegenüber dem Vorjahr erhöht und liegt 2021 bei 26 bis 28 Euro.

Im Schnitt sind 100 Bäume auf einer Palette gestapelt
Im Schnitt sind 100 Bäume auf einer Palette gestapelt © xl | Lars Hansen

Obwohl in den meisten Wirtschaftsbranchen der Versandhandel boomt und auch mancher seiner Großkunden Weihnachtsbäume in Paketen an Endverbraucher verschickt, will Oelkers davon nichts wissen – oder nichts mehr: „Wir haben das mal probiert, aber wir hatten nur Scherereien damit“, sagt er. „Die Paketdienste konnten keine zuverlässige und zügige Lieferung garantieren.“ Besser sei es, so Oelkers den Baum selbst zu kaufen. Auf einem der vielen Höfe in der Nordheide, natürlich gerne seinem, oder an einem Stand.

120 Männer und Frauen sind bei Oelkers mit Weihnachtsbaumgeschäft beschäftigt

Wer lange etwas vom Baum haben möchte, sollte ihn bis zum Aufstellen draußen lagern, dann frisch ansägen und in einem Fuß aufstellen, den man mit Wasser befüllen kann. Gegebenenfalls muss man nach einigen Tagen etwas Wasser nachfüllen.

120 Männer und Frauen sind in diesen Tagen bei Oelkers mit dem Weihnachtsbaumgeschäft beschäftigt. Weniger als 20 Mitarbeiter sind es aber zu keiner Jahreszeit. Denn schöne Bäume wachsen nicht von selbst in Form. Triebpflege, Formschnitt und Bodenbearbeitung fordern ständig Aufmerksamkeit. Im Herbst beginnt dann die Ernte von Schnittgrün und die ersten Bäume für frühe Kunden werden gefällt. Jetzt beginnt der Endspurt.