Harburg/Lüneburg/Buxtehude/Winsen. Stadt Lüneburg verschenkt 270 Tannenbäume. In Buxtehude soll es trotz 2G-Plus weitergehen. In Harburg fällt Singen aus.

Lüneburg, am 1. Dezember: Vor dem Rathaus bauen die Schausteller ihre Verkaufsstände ab. Genau – „ab“ nicht auf. Auch in diesem Corona-Jahr ist alles einmal wieder etwas anders und vor allem unübersichtlich. Hieß es am Dienstagmorgen trotz der strengeren Auflagen des Landes noch, dass der Weihnachtsmarkt in Lüneburg geöffnet bleibt, kam am Abend die überraschende Absage.

„Der Weihnachtsmarkt vor dem Lüneburger Rathaus hat am heutigen Dienstag, 30. November, zum letzten Mal in diesem Jahr seine Pforten geöffnet“, heißt es in der Mitteilung. Da ab dem 1. Dezember im Landkreis Lüneburg, so wie fast überall in Niedersachsen, die 2G-plus-Regel gilt, hätten die Schausteller der städtischen Verwaltung mitgeteilt, dass sich das Geschäft für sie unter den neuen Bedingungen nicht mehr lohnt.

Lüneburgs Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch bedauert Entscheidung

Lüneburgs neue Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch sagte zur der Entscheidung: „Die Zeiten sind schwierig. Ich bedaure, dass die Schausteller keine Chance sehen, unter diesen Bedingungen ausreichend Umsatz zu machen. Es ist umso bitterer für sie, als dass sie schon im vorigen Jahr ihrem Gewerbe kaum nachgehen konnten.“

Am Mittwoch begann bereits der Abbau. Bis Freitag soll von dem zentralen Markt und dem wichtigen Ziel auch für Touristen und Besucher der Stadt zur Weihnachtszeit nichts mehr zu sehen sein. Dafür kann zumindest der Wochenmarkt von Sonnabend an wieder auf seinen regulären Platz vor den Rathaus ziehen. Gleichzeitig waren noch einige Weihnachtsbäume über. Der gesamte Markt war in diesem Jahr umsäumt von etwa 270 mittelgroßen Nordmann-Tannen (max. 1,80 Meter groß), für die es nun keine Verwendung mehr gibt. Die Tannen wurden bereits alle abgebaut und dann zum kostenlosen Mitnehmen auf dem Marktplatz gelagert. Dieses vorzeitige Weihnachtsgeschenk nutzten viele Lüneburger. Bereits nach einigen Stunden waren alle weg, wie die Verwaltung am Mittwoch mitteilte.

Selbes Bundesland, dieselben Regeln, andere Hansestadt: In Buxtehude sieht die Weihnachtswelt besser aus. Auch hier greift nun 2G-Plus. Besucher müssen also nachweisen, dass sie gegen Corona geimpft oder genesen sind. Zudem brauchen sie einen aktuelles negatives Testergebnis. Außerdem ist das Tragen einer FFP2-Maske Pflicht, die Ausnahme: beim Verzehr. „Wenngleich die Voraussetzungen für einen Weihnachtsmarkt schwierig sind und die Hygienekonzepte nur mit großem personellen Aufwand umgesetzt werden können, halten wir vorerst an der Durchführung unseres Weihnachtsmarktes fest“, erklärt Torsten Lange, als Leiter des Stadtmarketings in Buxtehude, auf Abendblatt-Anfrage.

Buxtehude informiert live über Zahl der Besucher auf dem Markt

Anders als in anderen Städten hätte man sich in Buxtehude von Anfang an für ein geschlossenes System entschieden, dass die Kontrolle und Steuerung der Gäste in einem abgrenzten Bereich zulässt. Die gewählte Fläche ist eingezäunt und auf eine Höchstzahl an Personen begrenzt, sodass es genügend Ausweichfläche für jeden Einzelnen gebe. 1500 Besucher dürfen zeitgleich auf die Fläche. „Diese Zahl wurde bereits mehrfach erreicht und der Einlass gestoppt“, berichtet Lange. Auf der Internetseite der Stadt lässt sich live verfolgen, wie viele Besucher auf dem Markt sind. Bei dem stürmischen Wetter am Mittwoch waren es gegen Mittag lediglich 33 von 1500. Später schloss der Markt wetterbedingt auch, wie die Stadt mitteilte.

Auf der Internetseite findet sich zudem das umfangreiche und liebvoll gestaltete Programm. So gibt es märchenhafte Stadtspaziergänge inklusive Punsch, ein Kasperle-Theater, Lebkuchenmann & Fräulein Lebkuchenherz auf Stelzen, kleine Konzerte und der Nikolaus kommt. Vorausgesetzt die zusätzlichen Tests schrecken die Besucher nicht ab. Testmöglichkeiten finden sich beispielsweise im Stackmann-Parkhaus, am Petriplatz und vor dem Ratskeller in der Breiten Straße.

Auf Harburger Weihnachtsmarkt in Hamburg gilt noch die 2G-Regel

Auf dem Harburger Weihnachtsmarkt in Hamburg gilt noch die 2G-Regel. Selbst der Weihnachtsmann muss seinen Impfnachweis zeigen und sich zur Kontaktverfolgung einchecken. Die Marktveranstalter hatten gehofft, dass sich durch die Sicherheitsauflagen mehr Besucher auf den Weihnachtsmarkt trauen, weil sie weniger Angst vor Ansteckung haben müssen. Diese Hoffnung hat sich nur bedingt erfüllt: „Am Wochenende hatten wir tatsächlich Schlangen vor den Einlasskontrollen“, sagt Eventmanagerin Anne Rehberg, die den Harburger Weihnachtsmarkt organisiert. „Die haben wir aber zügig abgearbeitet und alle hatten eine tolle Zeit. In der Woche hingegen ist es derzeit etwas ruhiger als in den Jahren vor der Pandemie. Es fehlen Firmen, deren Belegschaften sich nach Feierabend noch einmal auf den Weihnachtsmarkt begeben.“

Dass es noch viele Ungeimpfte in Harburg gibt, sieht man an den langen Schlangen vor dem Testzentrum neben dem Weihnachtsmarkteingang. Rehbergs Hoffnungen liegen auf den Wochenenden – obwohl sie einen der wichtigsten Programmpunkte, das gemeinsame Weihnachtsliedersingen, das am Sonntag geplant war, streichen musste. „Chor und Chorleiter haben abgesagt“, sagt sie. „Aber ich hätte selbst auch ein komisches Gefühl gehabt, in der Pandemie hunderte Menschen zum Singen zusammenzuholen. Wir werden einen musikalischen Ersatz organisieren.“

Mit einem vergrößerten Außenbereich präsentiert sich in der Adventszeit 2021 das Hotel Zum weißen Roß in Winsen. Für weihnachtliche Beleuchtung sorgt Inhaber Tomas Stana schon seit vielen Jahren.
Mit einem vergrößerten Außenbereich präsentiert sich in der Adventszeit 2021 das Hotel Zum weißen Roß in Winsen. Für weihnachtliche Beleuchtung sorgt Inhaber Tomas Stana schon seit vielen Jahren. © HA | Markus Steinbrück

Einen von der Stadt oder City-Marketing-Gesellschaft organisierten Weihnachtsmarkt gibt es in Winsen nicht. Das Hotel Zum weißen Roß, in den vergangenen Jahren schon „der“ Anlaufpunkt für Anhänger des gepflegten Glühweintrinkens, hat seinen Außenbereich auf 400 Quadratmeter erweitert. Um Platz zu schaffen, wurde eigens die Fahrbahn der Marktstraße auf die Parkplätze vor der Kirche verschwenkt. Die gute Nachricht: Am „Roß“ geht es weiter mit dem Ausschank von Glühwein und dem Verkauf von Bratwurst und Pommes.

„Draußen gilt bei uns 2G. Also haben wir draußen weiter auf“, sagt Inhaber Tomas Stana. Nach der niedersächsischen Coronaverordnung gilt sein Angebot nicht als Weihnachtsmarkt, auf dem 2G-plus-Regeln zur Anwendung kämen, sondern als Außengastronomie. Dort sind „nur“ 2G-Regeln zu beachten. Kontrolliert wird der Nachweis am Verkaufstresen. „Bleiben Kunden länger, bekommen sie ein Bändchen für den Tag“, so Stana. „Die Innengastronomie ist weggebrochen. Weil ich Ware eingekauft habe, werde ich noch einige Tage aufhaben und gucken, wie es sich entwickelt.“