Buxtehude. Stadtwerke steigen bei Internetanschlüssen ein – und bieten Geschwindigkeiten, von denen die Buxtehuder bisher nur träumen konnten.

Lahmes Internet, Systemabstürze und langes Warten beim Herunterladen größerer Dateien: Dass die Sache mit der Digitalisierung vielerorts deutlich verbesserungswürdig ist, legte die Corona-Pandemie schonungslos offen, als etliche Arbeitnehmer ins Home-Office wechseln mussten.

Ein stabileres und vor allem schnelleres Netz soll da der Ausbau der Glasfasertechnik bringen. In Buxtehude haben sich nun die Stadtwerke zum Vorreiter dieser Technik gemacht und sind jetzt mit einem neuen Geschäftsfeld gestartet, indem auch Glasfaser-Anschlüsse sowie eigene Internet, Telefon- und TV-Tarife angeboten werden.

Digitalisierung: Glasfaser in Buxtehude mit 1000 mBit/s

Man bucht sein Internet-Paket dann nicht bei einem der großen Telekommunikations-Unternehmen, sondern eben bei den Stadtwerken. Ganz ähnlich wie bei den Buchholzer Stadtwerken, die seit geraumer Zeit schon den Glasfaser-Ausbau auch über ihre eigentliche Stadt hinaus voranbringen. „Internet-Infrastruktur und Telekommunikation passen zu Stadtwerken genauso wie Gas, Strom und Wasser“, sagte bei der ersten Vorstellung der Pläne Buxtehudes Stadtwerkechef Stefan Babis.

In Buxtehude haben die Stadtwerke dazu jetzt für ein erstes Ausbaugebiet (Buxtehude Süd A) mit rund 2000 Haushalten südlich der B 73 die Vermarktung gestartet. Ziel ist ein direkter Anschluss von möglichst vielen Häusern mit neuen Glasfaserkabeln, die demnächst dort verlegt werden sollen. Angestrebt werde dabei, dass mindestens 40 Prozent der Anwohner einer Straße einen solchen Anschluss bestellen, der bis Ende des Jahres noch kostenlos angeboten wird, sonst aber etwa 1200 Euro kosten würde. „Die erste Resonanz ist jetzt schon sehr hoch“, sagt dazu Marcel Schwarzwälder, bei den Stadtwerken zuständig für das Marketing. Die Tendenz zeige, dass die geforderte Ausbauquote von 40 Prozent in dem Gebiet erreicht werde.

Anfang 2022 könne dort mit dem schnellen Internet gestartet werden, das derzeit Übertragungsraten von bis zu 1000 Mbit/S ermöglichen soll. Zum Vergleich: Derzeit gelten 100/Mbit/s im Ort als superschnell. Allerdings sind in Buxtehude die Stadtwerke nicht die einzigen, die das schnelle Glasfasernetz ausbauen. Im Norden der Stadt verlegt gerade auch schon das Oldenburger Unternehmen Glasfaser Nordwest solche Kabel, die rund 7300 Haushalte erreichen könnten. Auch hier sei die Resonanz sehr groß, hieß es dort, ohne aber aus „Wettbewerbsgründen“ konkrete Zahlen zu nennen.

Stadtwerke planen weiteren Ausbau des Glasfasernetzes

Glasfaser Nordwest ist ein Gemeinschaftsunternehmen von Telekom und EWE, allerdings muss ihr Netz „diskriminierungsfrei“ betrieben werden. Das heißt: Auch andere Anbieter von Internet-Dienstleistungen können darüber ihre Kunden beliefern. Und das werden die Stadtwerke Buxtehude jetzt mit ihrem neuen Geschäftsfeld auch so machen. „Wir starten jetzt demnächst auch für dort die Werbung“, kündigt Stadtwerke-Marketingspezialist Schwarzwälder an. Parallel planen die Stadtwerke den weiteren Ausbau des Glasfasernetzes im Stadtgebiet. In fünf bis sechs Jahren soll es nahezu komplett mit den neuen Leitungen versorgt sein.

Mit dem Ausbau von Glasfaser-Netzen und dem neuen Angebot von Telekommunikation-Paketen sind die Buxtehuder Stadtwerke allerdings in der Region nicht die ersten. Bereits 2011 entschied sich die Stadt Buchholz für den Aufbau eines eigenen Glasfasernetzes durch die Stadtwerke.

„Buchholz Digital“ bietet TV- Internet und Telefonpakete an

Das ebenfalls städtische Unternehmen „Buchholz Digital“ bietet dazu eigene TV- Internet und Telefonpakete an. Inzwischen sind in der Nordheidestadt 85 Prozent des Stadtgebiets und auch Teile der Gemeinde Rosengarten mit Glasfaser versorgt und 15.000 Haushalte angeschlossen.

Ein weiteres aktuelles Ausbaugebiet ist derzeit ein Teil der Gemeinde Seevetal links der Bahn, also in Metzendorf Woxdorf oder Emmelndorf. Der weitere Ausbau in Seevetal und Rosengarten erfolge schrittweise und auch mit Blick auf die Wettbewerbssituation, sagt Buchholz-Digital-Vertriebsleiter Jan Bauer. Ziel sei der Anschluss von gut 2000 Haushalten pro Jahr.

"Weiße Flecken" im Landkreis Harburg sollen verschwinden

Eine andere Strategie verfolgt im Glasfaser-Ausbau unterdessen der Landkreis Harburg. Dabei geht es vorrangig um die „weißen Flecken“ der Internetversorgung. Also jene Gebiete, die nur über einen vergleichsweise lahmen Anschluss mit weniger als 30 Mbit/s verfügen und wo derzeit auch kein Glasfaserausbau durch ein privatwirtschaftliches Unternehmen geplant ist. Betroffen davon sind etwa 7200 Haushalte oder auch Gewerbebetriebe, verstreut in 25 Gemeinden und auf insgesamt rund 200 Baufeldern im gesamten Kreisgebiet. Zudem sollen etliche Schulen an das Glasfasernetz angeschlossen werden, um auch ihnen ein schnelles Internet zu ermöglichen. Rund 45 Millionen Euro werden dazu investiert, ein Großteil davon durch Bund und Land finanziert. Projektpartner des Kreises ist dabei der Netzbetreiber EWE Tel.

Die ersten abgeschlossenen Ausbauprojekte gab es in Appel und Handeloh. Für weitere „weiße Flecken“ mit rund 2300 Haushalten in Neu Wulmstorf, Appel, Drestedt, Halvesbostel, Hollenstedt, Regensbostel, Wenzendorf, Gödenstorf und Salzhausen sind jetzt die Arbeiten vergeben worden.

Wer sich bis 30. November dort für einen solchen Hausanschluss entscheidet, bekommt ihn bis zu einer Leitung von 30 Metern kostenfrei. Weitere Abschnitte in anderen Gemeinden sollen demnächst folgen, die Arbeiten sind laut Kreisverwaltung bereits ausgeschrieben. Ende 2023, so der Plan, wird es dann im Kreis kaum noch solche weißen Flecken geben.

Weitere Informationen:

  • Infos zu den Ausbaugebieten im Landkreis Harburg sind unter www.landkreis-harburg.de/breitband veröffentlicht. Auf einer interaktiven Karte kann man feststellen, ob man selbst in einem der betroffenen Gebiete liegt.
  • Zu Preisen und der weiteren Ausbauplanung bei Buchholz Digital für Rosengarten und Seevetal findet sich hier etwas: www.buchholz-digital.de
  • Hier informieren die Stadtwerke über Netz-Ausbau und Preise: www.breitband-buxtehude.de