Hollenstedt. Der erste Spatenstich wurde in Hollenstedt gesetzt. Wann welche Gemeinden im Kreis angeschlossen werden.
Wer sich eine Karte mit der Internetversorgung im Landkreis Harburg anschaut, blickt auf ein Bild voller kleiner Kleckse: die sogenannten „weißen Flecken“, wo sich die Menschen noch mit einem lahmen Internetanschluss herumplagen müssen. Und weil das weder für den Wirtschafts- noch für den Wohnstandort Landkreis Harburg eine tolle Referenz ist, hat die Kreisverwaltung jetzt ein millionenteures Glasfaserausbau-Programm auf den Weg gebracht, um eben diese „weißen Flecken“ an die Welt der schnellen Information anzuschließen. Nach anfänglichen Verzögerungen war dafür am Donnerstag nun der vielerorts ersehnte Startschuss mit dem symbolischen ersten Spatenstich in Appel in der Samtgemeinde Hollenstedt.
Start des 45-Millionen-Projekts in Hollenstedt und Handeloh
Die Bürger in den Gemeinden Appel und auch Handeloh sind dem Programm zufolge die ersten, die in den Genuss dieses Breitbandausbaus kommen. Die Bürgermeister von dort waren daher auch vor Ort, Vertreter beteiligter Firmen und Vertreter der Kreisverwaltung. Landrat Rainer Rempe begründete bei der Veranstaltung noch einmal die Motivation des Landkreises, der dazu immerhin 45 Millionen Euro investieren will. Wobei allerdings 50 Prozent aus Bundes- und Landesmittel gefördert werden. Den Rest teilen sich die beteiligten 25 Kommunen und der Kreis. Insgesamt mehr als 7000 private und gewerbliche Anschlüsse sowie etliche Schulen sollen mit dem Ausbau einen Glasfaseranschluss bekommen. „Für den Landkreis ist Hochgeschwindigkeitsinternet ein wichtiger Standortfaktor“, so Rempe. Unternehmen und Familien würden ganz genau darauf schauen, wie die soziale aber eben auch technische Infrastruktur im Landkreis aussehe. „Deshalb freue ich mich, dass es hier nun endlich losgehen kann mit dem Ausbau“, so Rempe
Andere Gemeinden sind 2020 an der Reihe
Wann weitere Gemeinden an der Reihe sind, ist allerdings noch offen. Derzeit bereitet die Landkreisverwaltung die zweite Ausschreibung dazu vor, die Bauvergabe könnte dann Mitte 2020 erfolgen, bis Ende 2021 der Ausbau fertig sein, hieß es. Einen Schwerpunkt dabei bilden die Gemeinden Seevetal (1500 mögliche Anschlüsse), Neu Wulmstorf (1000 Anschlüsse) und Winsen (880 Anschlüsse). Breitband-Internet meint dabei der Kreisverwaltung zufolge eine Mindestgeschwindigkeit von 50MBit/s. Wobei der Landkreis nach eigener Darstellung im Vergleich auch jetzt schon relativ gut versorgt sei. Nach einer Statistik der Bundesregierung verfügten im Heidekeis beispielsweise 75,4 Prozent der Haushalte über einen Internetanschluss mit mindestens 50 Mbit/s, im Landkreis Lüneburg sind es demnach 73 Prozent und im Landkreis Rotenburg lediglich 63,4 Prozent. Im Landkreis Harburg hingegen betrage der Versorgungsgrad für dieses schnellere Internet jetzt schon 84,3 Prozent. Ausnahmen sind hier aber eben noch die berüchtigten „weißen Flecken“, die nun zu großen Teilen verschwinden sollen.
Im ersten Schritt werden 40 Kilometer Glasfaser verlegt
Bei dem ersten Schritt werden daher nun in Appel 250 Anschlüsse geschaffen und in Handeloh 367. Insgesamt werden dazu allein in diesen beiden Startgemeinden 40 Kilometer Glasfaserleitungen verlegt. Die Firma Kirchner fungierte dabei als Netzplaner, die Firma Kuhlmann Leitungsbau hat den Zuschlag für die Tiefbauarbeiten bekommen und Pächter des neuen Netzes wird der Energieversorger EWE. Gut 3,7 Millionen Euro kostet diese erste Etappe des Ausbauprogramms, wovon ein Großteil durch Fördermittel gedeckt werde. Der Landkreis selbst investiert hier zunächst nur rund 490.000 Euro. Eigentlich aber hätte dieses erste Teil des Landkreisnetzes schon längst fertig sein sollen.
Verzögerung macht das Internet aber noch schneller
Wie in vielen Landkreisen des Landes auch war das Programm aber anfänglich ins Stocken geraten. Zum einen erwiesen sich die Bau-Genehmigungen zur Verlegung der Glasfaserleerohre teilweise als langwieriger als zunächst gedacht. Zudem gab es im Laufe der Zeit auch eine technische Verbesserung: So war in dem ursprünglich 2016 aufgelegten Projekt geplant, die Glasfaserleitungen nur bis zu den grauen Verteilerkästen zu verlegen. Die „letzte Meile“ bis zu den Häusern wäre dann über die ältere Technik mit Kupferleitungen erfolgt.
Dann aber wurde das Förderprogramm von Bund und Ländern so aufgestockt, dass auch die letzten Meter mit Glasfaser versorgt werden können. Das erforderte oft eine Neuplanung, die die Umsetzung zwar verlangsamte, das Internet aber jetzt schneller macht.