Winsen. Die Wohnungsbaugesellschaft des Kreises startet ein Bauprojekt, das den Fokus auf günstigen Wohnraum legt.
In Winsens größtem Baugebiet Norderbülte hat am Dienstag der Wohnungsbau begonnen. Mit dem ersten Spatenstich startete das Projekt mit 16 Reihenhäusern vom Generalübernehmer Vista Reihenhaus GmbH aus Mönchengladbach. „Wir haben die Flächen komplett erworben, um ein Gebiet aus einem Guss zu schaffen“, sagte Bürgermeister André Wiese. „Jetzt ernten wir die Früchte einer jahrelangen Arbeit. Ein schöner Tag für Winsen.“
Die Reihenhäuser sind der erste Schritt der Kommunalen Wohnungsbaugesellschaft (KWG) des Landkreises in der Norderbülte, die am Rand der Innenstadt liegt, umrahmt von Osttangente, Tönnhäuser Weg und der OHE-Bahntrasse. Insgesamt sind 54 Wohnungen mit 80 Stellplätzen geplant. Im April soll der Bau der ersten beiden Mehrfamilienhäuser mit Geschosswohnungen beginnen. Zwei weitere Häuser dieses Typs sollen Anfang 2021 folgen.
Entscheidend für alle Wohnungen ist, dass die KWG sie für „um die acht Euro pro Quadratmeter Kaltmiete“ anbietet, wie Geschäftsführer Joachim Thurman beim Spatenstich sagte. Der Preis wird damit dem Anspruch der Gesellschaft gerecht, bezahlbaren Wohnraum anzubieten, auf den die wachsende Region angewiesen ist. Zum Vergleich: In Winsen liegen die Mietpreise pro Quadratmeter zwischen zehn und elf Euro.
Günstige Mieten dank Häusern, die in Serie entstehen
Die günstigen Mietkonditionen lassen sich vor allem realisieren, wenn wie bei Vista mit einem Unternehmen zusammengearbeitet wird, das Häuser in Serien fertigt. „Wir haben eine standardisierte Planung, setzen Fertigteile ein und haben feste Jahresverträge mit Firmen für den Rohbau, den Dachstuhl, die Heizung und Sanitärarbeiten“, sagte Malte Uferkamp, von der Projektentwicklung von Vista. Die Aufträge für Dachdecker, Maler, Gerüstbauer, Estricharbeiten und die Baureinigung würden jedoch regional vergeben, so der Immobilienfachwirt.
Die Reihenhäuser für Winsen gehören seit 2008 zum Vista-Programm. Jährlich entstehen bis zu 300 von ihnen. In Winsen sind sie Teile eines Großprojekts, zu dem weitere 112 Häuser in Hamburg zählen. Der Haustyp kostet je nach Baugebiet mit dem Grundstück 260.000 bis 300.000 Euro. „Gern würden wir in der Region weiter bauen“, sagte Uferkamp. Vista suche weitere Grundstücke.
Neue Heimat für 500 Bürger der Kreisstadt
- Das neue Baugebiet Norderbülte wird künftig Platz für rund 500 Einwohner bieten. Bis zur Innenstadt sind es von dort 1,5, bis zum Bahnhof zwei Kilometer
- Auf Lärmschutzwände soll zum Teil verzichtet werden. Hintergrund: Die KWG-Gebäude werden so aufgestellt, dass sie Geräusche abschirmen. Am Blockheizkraftwerk ist jedoch eine Wand vorgesehen
- Noch vor gut 400 Jahren war der Bereich für eine ganz andere Nutzung gedacht. So hatte Herzogin Dorothea, die als Witwe des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg 1593 nach Winsen kam, das Gebiet ortsansässigen Ackerbürgern geschenkt. Sie sollten dort ihre Kühe weiden
Den Zeitplan für das Projekt hat der Generalübernehmer eng gefasst. Anfang Februar sollen die Bodenplatten gegossen werden, vier Wochen später der Rohbau stehen. „Im August sollen die Häuser schlüsselfertig übergeben werden“, sagte Bauleiter Jan Gülzow. Vorgesehen sind zwei unterschiedliche Versionen. 13 Häuser bieten 88 Quadratmeter Wohnfläche auf zwei Geschossen, die drei weiteren Häuser 129 Quadratmeter mit ausgebauten Dachgeschoss. Auf einen Keller wird in beiden Fällen verzichtet.
Auch kleinere Wohnungen sind vorgesehen
Die in den Mehrfamilienhäusern vorgesehenen Wohnungen werden kleiner ausfallen. Dort sind Flächen von 50 bis 60 Quadratmetern vorgesehen, die für Haushalte mit ein bis zwei Personen darunter auch Senioren gedacht sind. Daneben werden in dem 7,6 Hektar großen Baugebiet mit rund 90 Grundstücken Doppelhäuser und Ein-Familienhäuser von privaten Bauherren und von Bauträgern entstehen.
„Wir erhalten eine gemischte Struktur und keinesfalls wie zunächst in der Stadt befürchtet, einen sozialen Brennpunkt“, sagte Bürgermeister Wiese. Das Gebiet ist von der Innenstadt aus fußläufig oder per Fahrrad gut zu erreichen. Gleichzeitig mit den Häusern wird bereits an einem Kindergarten für 120 Kinder in drei Elementar- und drei Krippengruppe gearbeitet.
Wohnungen werden über ein Blockheizkraftwerk versorgt
Die KWG-Wohnungen werden über eine Blockheizkraftwerk versorgt, das zudem Strom erzeugen wird. „Die Anlage ist für die KWG ein Pilotprojekt“, sagte Geschäftsführer Thurmann. Der Standort wurde nahe dem Tönnhäuser Weg gewählt. So kann das zunächst mit Gas betriebene Kraftwerk künftig ohne Transportprobleme mit Holzpellets versorgt werden. Schon jetzt sollen im Gebiet vier Plätze zum schnelle Aufladen von Elektroautos installiert werden.
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Für die rasch wachsende Kreisstadt ist es nicht ungewöhnlich, dass das Baugebiet schon fast ausgebucht ist. Im südlichen Bereich werden Bauträger noch sechs Grundstücke für Doppelhäuser und sechs für Reihenhäuser vermarkten. Im nördlichen Bereich sollen noch elf Reihenhäuser von privaten Bauträgern und sechs Grundstücke für Doppelhäuser 2021 angeboten werden.
Nach dem Punktesystem, über das die Bürger Grundstücke von der Stadt erwerben können, ist jedoch nichts mehr zu machen. „Alle Standorte für Einfamilienhäuser“, sagt Bürgermeister Wiese, „sind inzwischen vergeben.“