Kreis Harburg. Mit der alternden Gesellschaft steigt die Zahl der Haushalte überproportional an. Wachstum bis 2040 vorhergesagt.
Der Landkreis Harburg wird bis ins Jahr 2040 hinein eine Wachstumsregion bleiben. Vor allem die Städte Winsen und Buchholz sowie die Gemeinden Neu Wulmstorf und Seevetal werden profitieren. Die Bevölkerung wird von gut 251.000 auf mehr als 254.000 steigen. Das geht aus der Wohnungsmarktbeobachtung der Förderbank N-Bank des Landes Niedersachsen hervor, die Winsens Stadtplaner Peter-Max Möller jetzt für den Landkreis ausgewertet und im Planungsausschuss der Kreisstadt vorgestellt hat. In anderen Regionen Niedersachsens rechnet die N-Bank jedoch von 2025 an mit ersten und von 2033 an mit größeren Leerständen.
Mit den wachsenden Einwohnerzahlen steigt natürlich der Bedarf an Wohnungen. Allerdings geschieht dies deutlich überproportional, weil die Zahl der Haushalte mit wenigen Personen steigt und die mit drei oder mehr Mitgliedern weiter zurückgeht. Selbst wenn die Bevölkerung nur um 3000 Personen wächst, rechnet die N-Bank mit einem Anstieg der Haushalte um mehr als 8000 auf zukünftig 126.273.
Immer mehr Menschen werden 80 Jahre und älter
Ein wichtiger Grund ist der demografische Wandel. „Landesweit wird die Zahl der Menschen, die älter als 80 Jahre sind, bis zum Jahr 2060 um 60 Prozent zunehmen“, berichtete Möller am Donnerstagabend im Ausschuss.
Es werde für Winsen und andere Orte im Landkreis darauf ankommen, in Neubaugebieten vor allem in dörflichen Lagen kleinere Wohnungen anzubieten. „Ideal wäre, wenn ältere Menschen von ihren Häusern in diese Wohnungen wechseln könnten und Familien mit Kindern in die frei werden Einfamilienhäuser einziehen könnten“, sagte der Stadtplaner aus der Winsener Verwaltung.
Altersgerechte Wohnungen in Winsen vorgesehen
in weiterer Vorteil dieses Wechsels: Alte Menschen müssten ihr gewohntes Lebensumfeld nicht verlassen. Vorgesehen sind altersgerechte Wohnungen in Winsen bereits im Neubaugebiet Norderbülte im Parterre der Geschossbauten. In weiteren neuen Gebieten könnte sich dies fortsetzen.
Als Herausforderung sieht die N-Bank weiter, bezahlbaren Wohnraum für einkommensschwächere Menschen – vor allem auch Alleinerziehende – zu schaffen. Die entsprechenden Wohnungstypen fehlen gerade in einem Landkreis, in dem Eigenheime dominieren. Um Abhilfe zu schaffen, biete die Kommunale Wohnungsbaugesellschaft des Kreises Mietpreisbindungen an. An der Gesellschaft ist auch die Stadt Winsen beteiligt.
Die Mieten im Landkreis Harburg gehören zu den teuersten in Niedersachsen
Klar ist jedoch: Die Mieten im Landkreis Harburg gehören zu den teuersten in Niedersachsen. Im Neubau lagen sie im Durchschnitt bei netto 10,35 Euro kalt pro Quadratmeter. Das ist fast ein Euro mehr als landesweit 2017 im Schnitt gefordert wurde.
Der Empfehlung der N-Bank, in Wachstumsregionen eine ausreichende Baulandreserve vorzuhalten und in Lücken über den kleinteiligen Geschosswohnungsbau nachzudenken, habe die Kreisstadt schon aufgenommen, versicherte Möller. So liege die Reserve der Stadt „auf der grünen Wiese“ derzeit bei 164 Hektar. Zwar sei nicht die gesamte Fläche frei verfügbar, aber immer wieder seien Grundeigentümer bereit, sich an der kommunalen Baulandentwicklung zu beteiligen. Der Winsener Stadtplaner ist überzeugt: „Andere Gemeinden beneiden uns um diese Flächen.“
SPD und Grüne halten die Wohnungsstrategie der Stadt für nicht ausgewogen
SPD und Grüne halten die Wohnungsstrategie der Stadt aber für längst noch nicht ausgewogen. Erhard Schäfer (Grüne) schätzt den sozialen Wohnungsbau auf derzeit ein Prozent der Projekte. Er sieht einen hohen Bedarf auch bei jungen Menschen, die eine eigene Wohnung beziehen wollen.
„Mit der Kreis-Wohnungsbaugesellschaft beginnen wir gerade erst damit, Geschosswohnungen zu erstellen“, kritisierte Brigitte Netz (SPD). Es fehle ein aktives Vorgehen, um mit Wohnungsbaugesellschaften ins Geschäft zu kommen, um Mieten zu begrenzen. „Wie sollen Erzieher, Handwerker und Polizisten aber sonst bezahlbaren Wohnraum finden?“ Zudem müssten dringend Angebote in einer Größe her, für die Hartz IV-Empfänger nicht zuzahlen müssten, so Netz. Sie kündigte an Donnerstag Vorschläge der SPD an: „Wir werden Anträge vorlegen.“