Neu Wulmstorf. Aus 32 vorgefertigten Modulen wird eine etwa 1164 Quadratmeter große Kita gebaut. Das Projekt kostet vier Millionen Euro.

Beim Kindergartenbau geht die Gemeinde Neu Wulmstorf neue Wege: Nicht mehr Stein-auf-Stein, sondern aus 32 weitgehend vorgefertigten Raummodulen soll jetzt eine neue und etwa 1164 Quadratmeter große Einrichtung an der Theodor-Heuss-Straße entstehen. Auf der früheren Pferdekoppel ist bisher von dem späteren Gebäude nur eine Betonplatte zu sehen.

Von Montag kommender Woche an bis zum folgenden Freitag werden nach Information der Gemeinde nun die insgesamt 32 Module immer nachts angeliefert und tagsüber zu einem eingeschossigen Kindergarten mit Platz für fünf Gruppen zusammenmontiert. „Für uns ist das wirklich einmal etwas vollkommen Neues“, sagt Neu Wulmstorfs Immobilien-Fachbereichsleiter Thomas Saunus.

Nach europaweiter Ausschreibung für das rund vier Millionen Euro teure Kita-Projekt hatte die Firma Alho den Auftrag bekommen. Das Unternehmen aus dem Oberbergischen Land bei Köln hat in Harburg eine Hamburger Niederlassung und gilt als Marktführer im Modulbau. Noch sei diese Art der Vorfertigung eine „Nische“ in der Baubranche, sagt Alho-Marketingleiterin Juliane Brendebach. Aber weil viele Gemeinden derzeit beim Kindergarten- wie auch beim Wohnungsbau „schnelle Lösungen“ bräuchten, werde die Modulbauweise immer häufiger eingesetzt.

Deutschlandweit schon 50 Modul-Kitas

In den vergangenen drei, vier Jahren habe Alho beispielsweise deutschlandweit rund 50 solcher Modul-Kitas gebaut. Bis zu 70 Prozent des späteren Gebäudes könne dabei witterungsunabhängig in der Produktionshalle vorgefertigt werden. Die einzelnen bis zu 4,5 Meter und 18,50 Meter langen Bauteile werden so mit allen Leitungen und bis hin zu Wandfliesen ausgestattet.

Hier hängt ein Raum-Modul am Haken, 32 sind es in Neu Wulmstorf insgesamt, die dort montiert werden
Hier hängt ein Raum-Modul am Haken, 32 sind es in Neu Wulmstorf insgesamt, die dort montiert werden © ein | Alho

„Man muss sich das vorstellen wie in einer Autofabrik“, sagt der Hamburger Alho-Niederlassungsleiter Christian Woldt. Die Module laufen dabei verschiedene Stationen an und bekommen so ihre Ausstattung. Vor Ort wird dann nach der Montage nur noch die Fassade installiert, der Estrich verarbeitet und die Wände gestrichen. Insgesamt spare diese Bauweise rund 40 Prozent einer herkömmlichen Bauzeit ein, sagt Woldt.

Bauweise soll Ärger sparen

Und, was wohl auch wichtig für die Gemeinde war: Diese Bauweise soll Ärger sparen, den es oft auf der Baustelle gibt, wenn einzelne Komponenten und Leitungen verschiedener Gewerke nicht optimalabgestimmt sind. Module lassen sich da eben wie Legosteine passgenau zusammenklicken. Dennoch biete die Bauweise die gleichen Qualitätsstandards und Gestaltungsmöglichkeiten wie herkömmliche Gebäude, heißt es bei der Alho Holding, die das Konstruktionsprinzip in den 1980er Jahren entwickelt hat.

Das Unternehmen mit mehr als 1100 Mitarbeiter hatte ursprünglich einmal mit stationären Unterkünften für Bauarbeiter begonnen, bevor es sich auch auf die schlüsselfertige Lieferung von Kitas, Wohnheimen, Kliniken und auch Hotels und Wohngebäuden verlegte.

Anlieferung erfolgt nachts mit Spezial-Lkw

Der Transport von der Produktionsstätte in Morsbach – etwa 430 Kilometer von Neu Wulmstorf entfernt – kann auf Tiefladern verkehrsbedingt aber nur nachts erfolgen. Sechs bis zehn Spezial-Lkw fahren dann im Konvoi bis Neu Wulmstorf - immer mit so vielen Modulen, wie am Folgetag montiert werden können. Die Gemeinde rechnet daher mit Anlieferungen bis zum Freitag, 10. Januar und bittet Anwohner um Verständnis. Wobei die Anlieferung über die Theodor-Heus-Straße erfolgen muss, weil eine andere mögliche Strecke über einen rückwärtigen Weg das dortige EU-Vogelschutzgebiet tangieren würde und deshalb nicht erlaubt sei.

Tatsächlich aber dürfte die Modulbauweise den Anwohnern auch lange Bauzeiten mit dem damit sonst verbundenem Lärm ersparen. Bereits im Frühsommer dieses Jahres soll die Kita eröffnet werden. Gebaut wird sie zwar von der Gemeinde, Betreiber wird aber die Johanniter-Unfall-Hilfe sein, die bereits Personal dafür zusammengestellt hat. Geplant sind dort fünf Gruppen: Zwei Krippengruppen mit jeweils 15 Kindern, sowie drei Elementargruppen mit jeweils 25 Kinder. Einen Namen hat die Kita auch schon: „Krümelkiste“