Kiel. An der Förde machte das bekannteste Segelrennen der Welt am Freitag Station. Volksfeststimmung am Wasser.

Um kurz nach 16 Uhr konnten die vielen Tausend Zuschauer das erste riesige dunkle Segel erkennen, das sich seinen Weg in die Kieler Förde bahnte. Nur anders als es sich vermutlich die meisten gewünscht hatten war es nicht die Malizia-Seaexplorer von Boris Herrmann, die als erste auf dieser Etappe des Ocean Race die große weiße Tonne direkt vor der Kiellinie umrundete, sondern das Team 11th Hour Racing. Begrüßt wurde aber auch diese Crew dennoch mit viel Applaus.

Ocean Race: Volksfeststimmung an der Förde – und Boris Herrmann mittendrin

Auf dem Wasser waren Hunderte Boote unterwegs, an Land standen tausende Menschen, die klatschten und jubelten. „Hier ist ja mehr los, als auf der Kieler Woche“, sagte ein Besucher erstaunt. Als zweites Boot der Flotte rundete Holcim etwa eine halbe Stunde später die Marke direkt vor der Kiellinie. Kurz darauf folgte die Yacht Biotherm. Kiel hat am Freitag wieder mal beweisen, dass es eine große Segelstadt ist.

Die Straße entlang der Förde war voller Menschen. Einige blickten entspannt von den Wiesen auf die Förde, die meisten drängten sich allerdings direkt am Wasser, um möglichst viel von den Manövern der Rennyachten mit zu erleben.

Klar war aber auch: Eigentlich warteten alle nur auf einen, den Hamburger Boris Herrmann mit seiner Malizia-Seaexplorer. Er segelt unter anderem für den Kieler Yachtclub und für viele ist er in Kiel einer von ihnen. Um 17.30 Uhr war es endlich so weit, und die Malizia-Seaexplorer kam in Sicht. Begleitet wurde Boris Herrmann von einem noch größeren Jubel und hunderten Booten auf dem Wasser. „Ich bin ein wenig in Spannung“, sagte Teammanagerin Holly Cova auf der Bühne direkt vor der Wendemarke. „Ich hoffe sehr, dass alle Begleitboote auch die Foils im Blick haben.“

Boris Herrmann freut sich über frenetischen Empfang in Kiel

Die Foils, das sind die roten Flügel, die links und rechts aus den IMOCA-Yachten herausragen und mit deren Hilfe sie bei den richtigen Wind-und Wellenbedingungen aus dem Wasser abheben können. Die Tatsache, dass Herrmann als fünfter – und damit Letzter die Wendemarke erreichte – störte die Stimmung allerdings nicht. Und auch Holly Cova war sich sicher: „Er wird sich trotzdem über diesen unglaublichen Empfang freuen.“

Herrmann hatte Probleme beim Start zur sechsten Etappe am Donnerstagabend. Er fuhr zu früh über die Linie und musste danach zu Strafe einen Kringel drehen. Dieser sorgte unter anderem dafür, dass er derzeit der Flotte hinterher fährt. Dazu kommt die Tatsache, dass die Malizia-Seaexplorer für die leichten Winde, die gestern und heute herrschten, einfach nicht konzipiert ist. Sie ist schlicht und ergreifend schwerer als die anderen Rennyachten. Mittlerweile befinden sich die fünf Crews auf dem Weg nach Den Haag. Dort werden sie am Sonntag Nachmittag erwartet.