Kiel. Umweltminister spricht von „Todeszonen“ und „verdammt schlechtem Zustand“ des Meeres. Deshalb will Schleswig-Holstein nun eingreifen.

Schleswig-Holstein treibt den Schutz der Ostsee voran. Ziel ist, einen Nationalpark Ostsee zu schaffen wie es ihn beispielsweise mit dem Nationalpark Wattenmeer schon gibt.

„Die Ostsee ist ein Sehnsuchtsort für viele Menschen – und in einem verdammt schlechten Zustand. Sie ist ein geschundenes Meer mit Todeszonen, in denen kein Fisch mehr leben kann, weil kein Sauerstoff mehr vorhanden ist. Und das, obwohl wir schon vergleichsweise viele Gebiete unter Schutz gestellt haben.“ Das sagte der schleswig-holsteinische Umweltminister Tobias Goldschmidt von den Grünen dem Abendblatt.

Um die Ostsee besser zu schützen, brauche es mehr Verständnis bei den Menschen. Und dafür seien Nationalparks ein gutes Mittel, weil sie „viele Akteure zum besseren Schutz motivieren. Mit Nationalparkpartnern, mit Unternehmen, die von einem Nationalpark profitieren, aber auch an dessen Schutz mitwirken. Und vor allen Dingen dadurch, dass Wissen über den Schutzraum vermittelt wird. In Nationalparkzentren, in Ausstellungen und Erlebnisräumen“, so Goldschmidt. Ziel sei, ein Bewusstsein für den Naturraum zu schaffen.

Nationalpark Ostsee: Bewohner sollen mitreden

Was ein Nationalpark Ostsee für die Bewohner bedeuten würde, will das Land mit den Menschen vor Ort besprechen und entwickeln. In einem Schritt ist dieses Jahr eine Konferenz geplant, bei der die Ziele und der Prozess vorgestellt werden. „Auf jeden Fall würden beispielsweise eine Besucherlenkung und Besucherinformation an den Badeorten dazu führen, dass es den Menschen bewusster gemacht würde, wie wertvoll und wie bedroht der Naturraum Ostsee ist“, so Goldschmidt.

Als Beispiel nannte er im Gespräch den Nationalpark Wattenmeer, wo Erlebnispfade durch die Salzwiesen führen, wo erklärt wird, was man in Salzwiesen sieht. „Die Natur an der Ostsee ist faszinierend, wir wollen Bewusstsein für ihren Schutz schaffen“, so der grüne Minister. Zum anderen könnten sich so auch Chancen für eine nachhaltige Entwicklung der Region und des Tourismus ergeben.

Nationalpark Ostsee für Erhalt biologischer Vielfalt

Das Land hat sich vorgenommen, die Idee eines Nationalparks Ostsee in dieser Legislaturperiode voranzutreiben. „Wir wollen mit den Menschen in der Region das Für und Wider diskutieren und dann zur Mitte der Legislaturperiode in der Koalition abwägen, ob und wie wir einen solchen Nationalpark auf den Weg bringen“, sagte Goldschmidt.

Die Gründung eines Nationalparks innerhalb einer Legislaturperiode sei möglich, wenn man es wirklich wolle. Deutschland habe eine besondere Verantwortung für die Biodiversität – also für den Erhalt der biologischen Vielfalt, sagte der Umweltminister.

Auf See sei bereits viel passiert. 70 Prozent der schleswig-holsteinischen Küstengewässer stünden schon unter Schutz. An Land seien es aber erst knapp 13 Prozent der Fläche.