Kiel. Die wichtigste künstliche Wasserstraße der Welt ist seit dem 21. Dezember gesperrt. Jetzt übernimmt das Land die Aufräumarbeiten.

Für die Reinigungsarbeiten im Nord-Ostsee-Kanal (NOK) nach einer Ölhavarie im Hafen von Brunsbüttel ist seit Mittwoch Schleswig-Holstein zuständig. Der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz hat vom Havariekommando die Einsatzleitung übernommen. Dennoch bleibt die vielbefahrene künstliche Wasserstraße mindestens bis 3. Januar gesperrt.

Nord-Ostsee-Kanal: "Größter Ölunfall der jüngeren Zeit"

„Jetzt gilt es, die restlichen Arbeiten zügig abzuschließen, um die Auswirkungen auf Umwelt und Schifffahrt möglichst gering zu halten“, sagte Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne). Er danke den vielen Helfern, die auch über Weihnachten hinweg das Öl bekämpft haben.

Der NOK wurde am 21. Dezember gesperrt, nachdem wegen eines Lecks in einer Pipeline im Hafen von Brunsbüttel große Mengen Öl ausgelaufen waren. Die Ursache war zunächst unklar.

„Wir haben den größten Ölunfall der jüngeren Zeit an der deutschen Küste in den Griff bekommen“, sagte der Leiter des Havariekommandos, Robby Renner. Kräfte von Bund und Ländern hätten Hand in Hand gearbeitet.

Minister Madsen hofft auf schnelle Öffnung des Nord-Ostsee-Kanals

Am Dienstag waren zeitweilig noch 120 Helfer im Einsatz. Bereits am Dienstagnachmittag wurden aber nach und nach Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) und der Feuerwehr abgezogen. Fachfirmen übernehmen die Reinigungsarbeiten an der Uferböschung. Der Landesbetrieb soll täglich vor Ort sein und die Arbeiten leiten. Vom Wasser aus soll die Ölbekämpfung mit Hilfe des Spezialschiffs „Odin“ und dem Ponton „Lüttmoor“ weitergehen.

Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos) hofft im Sinne der betroffenen Wirtschaftsunternehmen auf eine rasche Freigabe des Kanals für die Schifffahrt. „Ich wäre natürlich lieber dafür, dass wir gerade jetzt keine Geschichte schreiben der längsten Sperrung des Nord-Ostsee-Kanals“, sagte Madsen am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Mit einer Freigabe noch in diesem Jahr rechne er aber nicht.

Schiffe müssen großen Umweg durch das Skagerrak nehmen

Madsen sprach von einem bedauerlichen Ölunfall, der durch rasches Handeln lokal begrenzt werden konnte. Schiffe müssten deshalb einen großen Umweg durchs Skagerrak nehmen. „Das ist wirtschaftlich natürlich eine sehr teure Angelegenheit, und es ist auch ökonomisch nicht sinnvoll.“

Für einen Unfall wie zuletzt in Brunsbüttel könne das Land nur bedingt Vorsorge treffen, sagte Madsen. Andererseits habe der Bund es in der Hand, den Kanal fit für die Zukunft zu machen. „Dafür muss er jedoch ausreichend finanzielle und personelle Ressourcen einsetzen, um Instandhaltung, Reparaturen und Ausbau des NOK auf ein Maß zu bringen, das dessen wirtschaftlicher Bedeutung angemessen ist.“ Derzeit gingen die Mittel im Jahresvergleich aber zurück.

Nord-Ostsee-Kanal: "Uns wird gerade klar, wie wichtig der NOK ist"

„So ein bisschen wird uns gerade klar, wie wichtig der NOK ist“, sagte Madsen. Die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt sei ein Teil der Infrastruktur, „auf den wir aufbauen müssen“.

Der Kanal verbindet auf rund 100 Kilometern Kiel an der Ostsee und Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) an der Mündung der Elbe in die Nordsee.